Rheinberg Der gute Geist der Diabetiker-Hilfe

Rheinberg · Friedhelm Woch wird heute 75 Jahre alt. Vor 30 Jahren begann er sich zu engagieren, vor 20 Jahren gründete er den Diabetiker-Treff für Rheinberg und Umgebung, später die Schulungsgemeinschaft. Nun will er etwas kürzer treten.

 Friedhelm Woch will mit 75 Jahren etwas kürzer treten.

Friedhelm Woch will mit 75 Jahren etwas kürzer treten.

Foto: Uwe Plien

Nein, Friedhelm Woch ist kein Diabetiker. Das sollte man mal erwähnen, denn der Name des Rheinbergers ist eng mit dem "Diabetiker-Treff für Rheinberg und Umgebung" und der "Schulungsgemeinschaft Rheinberg und Umgebung" verbunden - beides Einrichtungen für Diabetiker. Heute wird Friedhelm Woch, der gute Geist der Selbsthilfearbeit, 75 Jahre alt. Und nicht nur das: Seit 30 Jahren engagiert er sich für Menschen, die an Diabetes leiden. Vor 20 Jahren gründete er den Diabetiker-Treff.

Auf die Frage, wie er sich selbst charakterisiere, sagt der gebürtige Homberger: "Ich war immer schon gerne mit Menschen zusammen, bin gesellig. Und ich habe schon immer gerne organisiert. Das liegt mir, das kann ich gut."

So war es nur eine Frage der Zeit, bis Woch die Initiative ergriff. Bei seinem damals sechsjährigen Sohn wurde vor 30 Jahren Diabetes mellitus Typ I diagnostiziert. Das bedeutet: Der Körper produziert kein Insulin. Friedhelm Woch: "Wir sind damals in ein tiefes Loch gefallen." Doch schnell ergriffen er und seine Frau Gisela (die beiden sind seit 47 Jahren verheiratet und haben auch eine Tochter) die Initiative und riefen (damals noch in Moers) den "Gesprächskreis diabetischer Kinder und deren Eltern" ins Leben. Veranstaltungen wurden organisiert und durchgeführt, man tauschte sich mit anderen Betroffenen aus. Sein Sohn, so erzählt der Jubilar, kann heute mit der Krankheit gut leben.

Seit 20 Jahren nun wohnt Woch in Rheinberg. 1997 gründete er dann auch den Diabetiker-Treff. "Ich habe damals schon im Diabetikerbund mitgearbeitet", erzählt er. "Und ich habe gesehen, dass die ärztliche Versorgung von Diabetikern noch verbessert werden konnte." Es ging und es geht um Aufklärung um Information, um Netzwerke, Kontakte, Vorträge und Veranstaltungen. Aber auch darum, die Betroffenen über Rechte und Pflichten aufzuklären. Seine Überzeugung lautet bis heute: Der Diabetiker muss schlauer sein als der Arzt, der ihn behandelt - eine Aussage, die nicht alle Mediziner gerne hören. Die im Wesentlichen für den linksrheinischen Teil des Kreises Wesel zuständige Selbsthilfegruppe hat sich im Lauf der Jahre verändert. "Wenn etwas anliegt, schreibe ich einen Kreis von rund 300 Personen an, so der gelernte Maschinenbautechniker. "Aber zu Vorträgen kommen meistens nur 30 bis 40." Trotzdem sei das Bedürfnis nach Information da. Nach wie vor gibt es regelmäßige Zusammenkünfte, meistens in der Begegnungsstätte Reichelsiedlung. Seit 2003 gibt es zudem die Schulungsgemeinschaft. Woch: "Als das Disease-Management-Programm (DMP) auch für Diabetes eingeführt wurde mit der Auflage an die behandelten Ärzte, Patienten zu schulen, wurde die Schulungsgemeinschaft auf Initiative von Apotheker Helmut Neuhoff gegründet. Die Idee war, niedergelassene Ärzte, die an dem Programm teilnehmen, bei der Schulung der Patienten zu unterstützen." Die Schulungen werden in Rheinberg sowie in den Krankenhäusern Bethanien und St. Josef (Moers) und St. Bernhard (Kamp-Lintfort) durchgeführt.

Am 24. November feiert der Diabetiker-Treff sein 20-jähriges Bestehen. Dieses Datum will Friedhelm Woch zum Anlass nehmen, kürzer zu treten. Ein Team von vier Leuten will die Selbsthilfegruppe weiterführen. In der Schulungsgemeinschaft möchte der nun 75-Jährige weiterhin als Schatzmeister aktiv bleiben. "Ich hoffe, dass der Übergang gelingt", sagt der Rheinberger, der seit mehr als 50 Jahren der SPD angehört. Denn genug zu tun gibt es allemal. Schätzungen zufolge sind 7,6 Millionen Menschen in Deutschland Diabetiker. Ebenso viele Menschen haben einen bisher unerkannten Diabetes oder ein hohes Erkrankungsrisiko, schätzen Experten. Dass Friedhelm Woch sein Engagement nie zurückgefahren hat, erklärt er so: "Man kann immer noch etwas bewegen. Und ich habe gesehen: Es muss eine Menge getan werden." Wenn er ab und zu für seinen ehrenamtlichen Einsatz gelobt worden sei, gibt Friedhelm Woch gerne zu, "so war das immer Antrieb und Motivation, weiter zu machen".

(up)
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