Rheinberg Das Ziel ist, Analphabetismus abzubauen

Rheinberg · Volkshochschul-Leiter Dr. Jens Korfkamp ist wissenschaftlicher Berater eines Projekts des Bundesministeriums für Forschung und Bildung. Er ist Mitherausgeber eines Handbuchs, das sich künftig an alle Lehramtsstudenten richtet.

 Wer erst spät schreiben lernt, tut sich erfahrungsgemäß schwer damit. Dem soll entgegengewirkt werden.

Wer erst spät schreiben lernt, tut sich erfahrungsgemäß schwer damit. Dem soll entgegengewirkt werden.

Foto: dpa

Die Verbandsvolkshochschule Rheinberg-Alpen-Sonsbeck-Xanten hat - in Person ihres pädagogischen Leiters Dr. Jens Korfkamp - den Zuschlag für die Teilnahme an einer wegweisenden Projektarbeit bekommen. Der 49-Jährige wirkt als wissenschaftlicher Berater an dem Kompendium "Grundbildung Erwachsener" mit. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat Prof. Dr. Cordula Löffler von der Pädagogischen Hochschule Weingarten in Baden-Württemberg mit dem Projekt beauftragt. Korfkamp ist Mitherausgeber des rund 400 Seiten starken Handbuchs, das im Frühjahr 2016 im renommierten UTB-Verlag erscheinen wird.

Das Ministerium will dem Analphabetismus begegnen. "Es gibt in Deutschland rund 7,5 Millionen Analphabeten, also Menschen, die gar nicht oder nur sehr eingeschränkt lesen und schreiben können", sagt Jens Korfkamp mit Verweis auf die Leo-Studie. "Und diese Zahl bezieht sich nur auf deutsche Staatsbürger zwischen 18 und 64 Jahren." Inzwischen gibt es zwar zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen zum Thema Alphabetisierung. Was aber fehlt, ist ein Handbuch, das die Grundlagen zur Thematik geringer Grundbildung aufarbeitet und neue Forschungsergebnisse einbezieht.

Ein solches Standardwerk ist besonders vor dem Hintergrund von Bedeutung, dass eine verbesserte Grundbildung künftig Bestandteil aller Lehramtsstudiengänge werden soll. Auch Schulsozialarbeiter sollen entsprechend darauf vorbereitet werden. Das Ziel dabei: Analphabetismus soll von den Pädagogen frühzeitig erkannt werden, die Betroffenen entsprechend gefördert werden. "Je früher eine solche Förderung einsetzt, desto besser", unterstreicht Korfkamp, der sich schon sehr lange mit Analphabetismus befasst. Er hat schon als Student Lese- und Schreibkurse gegeben und gehörte vier Jahre dem Vorstand des Bundesverbandes für Alphabetisierung und Grundbildung an.

Auch in angrenzenden Bildungsbereichen spiele die Qualifizierung eine Rolle, weshalb das Thema auch in der Lehre und der Ausbildung wissenschaftlichen Nachwuchses verankert werden soll. In dem Kompendium sollen die unterschiedlichen Disziplinen und ihre wissenschaftlichen sowie praxisbezogenen Erkenntnisse zusammengeführt werden. Dabei sollen historische Aspekte, theoretische Ansätze, gesellschaftliche und ökonomische Rahmenbedingungen sowie didaktische Betrachtungen einbezogen werden.

Cordula Löffler, seit 2006 Professorin für "Sprachliches Lernen" an der PH Weingarten, und Jens Korfkamp, seit 2001 Leiter der VHS in Rheinberg, haben das Handbuch bereits strukturiert. "Wir haben 32 Autoren gewinnen können, die jeweils etwa 15 bis 20 Seiten umfassende Beiträge zu diesem Kompendium schreiben", sagt Korfkamp. Zwei Drittel davon seien Wissenschaftler, ein Drittel Praktiker.

Er sei froh und glücklich, dabei sein zu können. Jens Korfkamp: "Es gibt nur sehr wenige Volkshochschulen, die in solche Projekte eingebunden werden." Er hoffe, dass das Thema Grundbildung in Zukunft ein Förderschwerpunkt im Unterricht wird. "Denn", so Dr. Jens Korfkamp, "die Anforderungen an die Schrift- und Sprachkompetenz sind im Gegensatz zu früher enorm gestiegen."

(RP)
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