Alpen St. Martin gesucht und in Oberhausen gefunden

Alpen · Die Not war groß auf dem schmalen Höhenzug Bönninghardt. Der Martinszug rückte bedrohlich näher, die Laternen sind gebastelt, die Lieder eingeübt und die Vorfreude bei den Kindern im Dorf steigt. Nur das Martinskomitee geriet zunehmend ins Schwitzen. Ihm war der Heilige Mann abhanden gekommen - aus ganz weltlichen Gründen. Hendrik Betten, der dem Fackelzug in den vergangenen Jahren stets im wehenden roten Mantel vorangeritten war, ist am Freitag, 10. November, beruflich unabkömmlich.

Was tun in einer solchen Lage? Gut, wenn man einen kennt, der einen kennt. Das dörfliche Netzwerk trägt. Florian Spettmann, Vorsitzender im Martinskomitee, fragte seinen Freund Marc Torke, Kind der Bönninghardt, Reiter und Radiomoderator, um Rat. Der macht gerade Urlaub und kann somit nicht den Ersatz-Martin geben. Aber er hatte eine Idee. Eine Stellenanzeige im Internet. Das Anforderungsprofil: nach Möglichkeit männlich, sicher auf dem Pferd und ohne Scheu, vor großem jungen Publikum die Szene mit der Mantelteilung zu spielen.

Das Inserat hatte Erfolg: Eine Frau aus der Bönninghardt rief ihren Bekannten Stefan Lewandowski in Oberhausen an: "Das ist doch genau das Richtige für Dich", hat sie gemeint. Und der hat ihr noch am Telefon zugesagt, die Rolle als Martin zu übernehmen. So reist er nun am Freitag hinaus aufs Land an den Niederrhein und steigt am Freitag um 17.30 Uhr als Heiliger Mann in den Sattel, so dass die Kinder frohen Herzens mit ihren Laternen singend hinter ihm herziehen.

Sie werden kaum merken, dass es diesmal nicht ihr alter St. Martin ist, sondern ein Double, das da auf dem Pferd sitzt und seinen Mantel mit dem Bettler teilt. Die Originalbesetzung wird's dann im nächsten Jahr wieder geben.

(bp)
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