Alpen Arbeit für Menschen mit Inselbegabungen

Alpen · 250 Besucher kamen zum Tag der Offenen Tür der Lebenshilfe nach Veen. Die Gäste lernten eine Werkstatt kennen, die Beratungs- und Schulungsangebote macht, die den Menschen mit Behinderungen angemessen sind.

 Der junge Besucher Federico Langner machte den Selbstversuch beim Brillenputztuch packen, Mutter Denise (links neben ihm) beobachtet und hilft.

Der junge Besucher Federico Langner machte den Selbstversuch beim Brillenputztuch packen, Mutter Denise (links neben ihm) beobachtet und hilft.

Foto: arfi

Die jungen Mitarbeiter zählen zwölf Brillenputztücher ab und packen sie dann in eine Schachtel. Trotz ihrer Behinderung: Sie sind dabei unglaublich fingerfertig. "Es gibt Menschen mit Inselbegabungen", sagt Gabriel Trandafir. "Sie können vielleicht nicht lesen oder schreiben. Dafür können sie aber besser packen oder besser löten als die meisten anderen." Der Leiter der Lebenshilfe-Werkstatt Wesel war einer der 250 Besucher, die in der Veener Lebenshilfewerkstatt einen Blick hinter die Kulissen warfen. Schließlich lädt die Werkstatt in Wesel im nächsten Jahr zum Tag der offenen Tür ein, die sich mit der Werkstatt in Rees-Groin, die im vergangenen Jahr den Tag der Offenen Tür ausrichtete, und der in Veen abwechselt.

Die drei Werkstätten, die die Lebenshilfe Unterer Niederrhein betreibt, haben ihren Namen Werkstätten behalten, obwohl sie längst viel mehr als reine Werkstätten sind. Das erfuhren die Besucher, wenn sie sich einem Rundgang mit Hans-Jürgen Liffers anschlossen und dabei auch die Sozialräume entdecken konnten "Hier können die Mitarbeiter zusammen frühstücken und Pause machen", zeigte der Veener Werkstatt-Leiter eine Küche, die sich direkt einer Packabteilung für Brillenputztücher anschließt. Neben der Küche befindet sich eine Couch und eine Hängematte. Einige Meter weiter sind Schlaf- und Entspannungsräume für die 185 behinderten Mitarbeiter eingerichtet. Außerdem gibt es eine Kantine, wo sie und die 50 hauptamtlichen Kräfte zu Mittag essen können. "Die Mitarbeiter sollen sich wie zuhause fühlen", berichtete der Werkstattleiter mit Blick auf die Mitarbeiter, die zum Tag der Offenen Tür eine Sonderschicht eingelegt hatten, um sich über die Schultern schauen zu lassen. "Hier können sie ganz individuell ihre Pausen einlegen."

Das Arbeitsklima fördert die Qualität. Sonst würde der Discounter Lidl nicht seit Jahren seine Brillenputztücher "Beinio Clean" in Veen in Schachteln stecken lassen. "Wir verpacken hier sechs Millionen Brillenputztücher im Jahr", berichtete Hans-Jürgen Liffers. "Für kleine Serien lohnt es sich nicht, Verpackungsmaschinen zu kaufen."

Das gilt auch für den Garagentorhersteller Novoferm, der zweiter großer Auftraggeber der Werkstätten der Lebenshilfe Unterer Niederrhein ist. "Ich denke, seit 30 Jahren arbeiten wir zusammen", blickte Gabriel Trandafir zurück. "Das Verhältnis ist sehr vertrauensvoll." In der Veener Werkstatt packen die Mitarbeiter die Winkel und Schrauben zusammen, die ein Handwerker braucht, um die Schienen eines Garagentores an Garagenwand und Garagendecke zu befestigen. Diese sind je nach Art eines Garagentors verschieden.

Neben den beiden Hauptauftraggebern arbeitet die Veener Werkstatt für viele andere. Sie bietet einen Gartenservice und eine Betriebsintegration an. Mitarbeiter arbeiten zum Beispiel in einem Getränkemarkt, bei der Gemeinde Alpen für Hausmeisterdienste oder einem Supermarkt. "Dann erzählen sie ihren Bekannten stolz, wo sie arbeiten", sagte Susanne Stiller, die in Veen für die Schulung und Betreuung verantwortlich ist. Rechtlich gesehen, seien sie aber bei der Lebenshilfe beschäftigt, die sie weitervermittle.

Vor einer Vermittlung erhalten die Mitarbeiter besondere Beratung und Schulung - zum Beispiel Unterricht in Lesen oder Rechnen. Auch sonst können sie in der Werkstatt zur Schule gehen. Während der Arbeitszeit, die von 8 bis 16 Uhr dauert, können sie zum Beispiel Sport treiben, sich mit Hauswirtschaft oder Kreativem befassen.

Oder sie können sich auch jederzeit beraten lassen. "Jeder Mitarbeiter ist anders", sagte Susanne Stiller. "Wir fördern und fordern sie alle nach ihren ganz persönlichen Stärken."."

(got)
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