Rheinberg Amazon liefert tagesaktuell bis Bremen

Rheinberg · Fürs Weihnachtsgeschäft stellt der Konzern am Standort Rheinberg 1800 Aushilfen ein. Shuttlebusse fahren bis Essen.

Rheinberg: Amazon liefert tagesaktuell bis Bremen
Foto: MVO

In Bremen morgens bestellt, aus Rheinberg bis abends geliefert - obwohl die beiden Städte rund 300 Kilometer trennen, soll das in Zukunft beim Online-Händler Amazon möglich sein. Kurz vor Beginn des wichtigen Weihnachtsgeschäfts hat der US-Konzern bekanntgegeben, künftig deutschlandweit Kunden in 14 Großstädten tagesaktuell zu beliefern. Wer kein Kunde des Amazon-Premiumdienstes Prime ist, muss dafür allerdings einen Aufpreis zahlen.

Das Logistikzentrum in Rheinberg spielt bei dem Plan, deutschlandweit rund 21 Millionen Menschen die Lieferung innerhalb weniger Stunden anzubieten, eine Hauptrolle. "Wir sind nah an einem Großteil unserer Kunden", sagt Standortleiter Karsten Frost: "Das ist eine gute Ausgangssituation, um noch schneller zu liefern." Das Ruhrgebiet, Neuss, Düsseldorf, Bonn oder Köln sollen künftig von hier aus angefahren werden - und eben Bremen.

Die Botschaft ist klar: Wer künftig kurzfristig noch was braucht, muss nicht extra in die City fahren und suchen. Ein paar Klicks auf der Amazon-Seite reichen. Egal ob Sonnencreme kurz vorm Abflug in den Urlaub, ein Geschenk für Weihnachten oder schnell noch ein paar Accessoires für die Silvester-Party - im Logistikzentrum werden die Teile im Nu zusammengesucht, verpackt und auf den Weg gebracht.

Der Service ist eine Kampfansage an den stationären Einzelhandel im Weihnachtsgeschäft, der wichtigsten Saison für die Branche. Jahr für Jahr fährt Amazon in den rund vier Wochen vor Heiligabend Rekordergebnisse ein. Um die Flut an Bestellungen zu bearbeiten, wurden auch diesmal wieder Saisonarbeiter eingestellt. Mehr als 1800 Aushilfen heuert das Unternehmen für wenige Wochen an, die meisten sind bereits da. Im Umfeld von Rheinberg lässt sich dieser Bedarf nicht decken: Auf dem Parkplatz hängen Schilder mit Busverbindungen bis ins Ruhrgebiet. Essen, Mülheim und Oberhausen werden mit Shuttle-Bussen angefahren, um dort die Saisonarbeiter aufzugabeln. "Das Ruhrgebiet hat das größte Arbeitsmarktpotenzial", sagt Karsten Frost. Da viele Aushilfskräfte kein Auto hätten, habe man den Bustransfer ins Leben gerufen.

Rheinberg: Einblick in das Innere von Amazon
28 Bilder

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Auch Christel Bruynen kommt täglich aus Oberhausen nach Rheinberg - allerdings mit dem Auto. Seit drei Jahren ist die 58-Jährige bei Amazon. Momentan wird sie im Logistikzentrum als Pickerin eingesetzt, das heißt, sie läuft durch die riesigen Gänge und sammelt die Waren zusammen. "Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Kleinteile es gibt", erzählt sie.

Aktuell liegen 36 Artikel in ihrem Korb. Der Scanner an ihrem Handgelenk fordert sie daher auf, eine neue Kiste zu nehmen - die alte sei voll, sagt das Gerät. Christel Bruynen muss weiter, schließlich müssen die Waren rechtzeitig an den anderen Stationen sein, um verpackt und versandt zu werden. Nur eine Frage noch: Was lernt man eigentlich über Amazon-Kunden, wenn man den ganzen Tag durch die Gänge huscht und Artikel sammelt. Christel Bruynen lacht: "Ich bin schon erstaunt, wie stark der Erotik-Bereich frequentiert ist."

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Ein Ärgernis bleibt für viele Anwohner die Parkplatz-Situation bei Amazon. Gerade im Weihnachtsgeschäft, wenn hunderte Saisonkräfte zusätzlich anreisen, sind die Stellflächen am Logistikzentrum oft überfüllt. Viele Mitarbeiter weichen dann auf die umliegenden Wohngebiete aus und stellen dort ihr Auto ab. Karsten Frost ist die Situation bekannt. Amazon habe bereits reagiert: "Wir haben für das Weihnachtsgeschäft einen Ausweichparkplatz an der Messe Rheinberg. Die Mitarbeiter werden von dort kostenlos zum Standort gebracht."

(frin)
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