Rheinberg Alte Schraube mit Herz

Rheinberg · Käthi Spolders spielt heute und am Sonntag auf der Bühne der Stadthalle "de alde Schruw" im gleichnamigen Mundartstück. Die 60-jährige Rheinbergerin schwärmt von der tollen Atmosphäre in der Hobby-Theater-Truppe.

Lampenfieber? "Ja, natürlich habe ich Lampenfieber. Ganz schreckliches sogar! An den letzten Tagen vor der Aufführung darf mich keiner ärgern. Dann werde ich echt ungemütlich!" Käthi Spolders muss lachen, als sie diese Sätze sagt – "aber so ist das nun mal. Ich kann ja nichts dafür."

Käthi Spolders ist "de alde Schruw" – "die alte Schraube". Eine alte Schraube mit Herz. Heute Abend und am Sonntag spielt sie in der Rheinberger Stadthalle die Hauptrolle in dem gleichnamigen Mundartstück. Es ist ihre fünfte Hauptrolle im fünften Stück der Theatergruppe. Auch bei "Tante Trina", "Rhinberske Wend", "De fiese Möpp" und "Dör an Dör met Döres" war sie ausgeguckt, tragende Rollen mit Leben zu füllen. Jedes Mal mit Erfolg. "Bisher hat das immer gut geklappt", erzählt die 60-jährige Rheinbergerin. "Und das hat mich immer ermuntert beim nächsten Mal wieder mitzumachen." Theaterspielen, das sei eine Leidenschaft geworden. Sie hofft, noch lage auf der Bühne stehen zu können und den Menschen ein wenig Freude zu bringen.

Käthie Spolders, geborene van Cleff, dreifache Großmutter, ist eine gestandene Frau. Resolut, nicht auf den Mund gefallen. "Ja, ja, ich erzähle gerne", sagt sie und muss wieder lachen. Und dann sprudelt es nur so aus ihr heraus. Ganz wunderbar sei die Stimmung im Theater-Team. "Bei manchen Proben lachen wir uns halbtot", sagt sie. "Wir verstehen uns wirklich prima. Das ist schon eine Super-Truppe."

Irgendwie kennt man sie alle

Bürgermeister Hans-Theo Mennicken, Pastor Peter Molenda, Frisör Franz-Josef Weyers als Regisseur, den früheren Rhinberkse-Jonges-Sitzungspräsidenten Winnie Nickenig, Zahnarzt Dr. Peter Houcken oder Langzeit-Sankt-Martin Gerd Altenhövel: Irgendwie kennt man sie alle in Rheinberg, die da auf der Bühne stehen. "Ich glaube, dass das der Schlüssel zum Erfolg ist", beschreibt Käthi Spolders, die eigentlich Katharina heißt. "Aber fast noch wichtiger ist, dass alle mit Herzblut bei der Sache sind."

Jeder bringe sich ein so gut er kann. Sie habe sich z.B. das Kleid für ihre letzte Szene selbst genäht, erzählt die Hobby-Schauspielerin. "Und den Kuchen, der auf dem Bühnentisch steht, backe ich selbst. Ich backe nämlich für mein Leben gern."

"De alte Schruw" spricht platt. Schließlich handelt es sich um ein Mundartstück. Hat sie das denn drauf, die Käthi Spolders? "Ich bin zwar am Annaberg mit Hochdeutsch aufgewachsen", so die Mimin. "Aber meine Eltern haben Platt gesprochen. Deshalb habe ich den Klang noch gut im Ohr. Und alles, was mir an Kenntnissen fehlte, habe ich mir angelesen. Dafür haben wir schließlich das dicke, grüne Rheinberger Mundart-Wörterbuch von Theo Horster."

Ohne klare Strategie

60 DINA 4-Seite stark ist das Textbuch zum Stück. "Ich schätze mal, 40 Seiten davon muss ich auswendig lernen", so die Theaterfrau, die vielen auch als Mitglied der Budberger Landfrauen und als Verkäuferin in der Bäckerei des Budberger Penny-Markts ein Begriff sein dürfte. Eine klare Strategie, wie sie lernt, hat sie nicht. "Meistens so zwischendurch", schildert sie. "Mal bei der Wäsche, mal beim Kochen. Manchmal setze ich mich auch gezielt hin und lerne. Das Buch habe ich dann immer dabei."

Käthi Spolders muss als "alde Schruw" eine kleine Zeitreise machen – ihre Bühnenfigur ist 70 und damit zehn Jahre älter als sie. "Das macht nichts", lacht sie. "Dafür haben wir ja die Maske. Die kriegen das schon hin!"

(RP)
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