Rheinberg Alte Protokolle des Orsoyer Hafens

Rheinberg · Es war Zufall. Bei geschichtlichen Forschungen in Verbindung mit einem Mitglied des Reeser Geschichtsvereins "Ressa" gelangte das "Haven Register van der Stadt Orsoij" aus dem Jahre 1733 an den Heimatverein Rheinberg. Ein weiterer Mosaikstein für die Geschichtsschreibung. Denn bedingt durch Brände oder Kriege existieren über Orsoy relativ wenige Urkunden.

1685: Der Große Kurfürst hat den Orsoyer Bürgern erlaubt, einen Hafen anzulegen. Städte lebten zu dieser Zeit durch und von Privilegien, diese Bauerlaubnis war ein "Privileg". Orsoy hatte durch die Zerstörung und Aufhebung der Festung unter erheblichen wirtschaftlichen Nachteilen zu leiden. Die erste hafenähnliche Anlage war die Zollinsel, heute ein Teil des Friedrichsplatzes. Die Initiative für den ersten richtigen Hafenbau wurde vom Rat der Stadt an den Kurfürsten herangetragen. Das war am 26. April 1685. Wichtig war den Ratsherren dabei die Sicherstellung der Beförderung von Lebensmitteln sowie anderer Waren. Und ein Hafen zieht automatisch neue Betriebe an. Platz dafür war schnell gefunden, die Festungszeit war vorbei, starke Verteidigungsanlagen benötigte man nicht mehr. So wurde im Norden, heute der Parkplatz vor der Grundschule, ein Teil des alten Hauptgrabens zu einem Hafen ausgebaut,

Formulare gab es zu allen Zeiten. Viel wichtiger war die Statistik, betrachtet man die alten Orsoyer Hafenprotokolle von 1733. Da sieht der Betrachter, wie der Zolleinnehmer mit glänzenden Augen die Statistik für den einzelnen Tag, die Woche, den Monat, sowie das Jahr, erstellt hat. Natürlich in Schönschrift. "Summarische Wiederholung der Eingabe und Außgabe" auf zwei Seiten gegenüber gestellt. In Orsoy waren drei Zollbeamte plus einigen "Zollbesehern" tätig. So mancher Orsoyer Familienforscher findet "seine" Familie auf den über 25 Seiten wieder. Ein Hafenbau kostet Geld, 1737 fielen für Ausbau und Reparatur 458 Taler an. So ging das weiter. Kostensteigerung durch unvorhergesehene Ereignisse wie Hochwasser oder Eisgang.

Egal in welchem Hafen der Welt ein Schiff eine "Liegezeit" verbringt, für diese Zeit muss gezahlt werden. Die Stadt Rheinberg hat daher für den Orsoyer NIAG-Hafen eine Hafenverordnung erlassen. In dieser Hafenverordnung werden die "Hafenliegegebühren", die vom Schiffsführer im Hafenamt oder bei einem Beauftragten der Stadt entrichtet werden, aufgeführt. Zunächst bekam der Kurfürst die Hafenliegegebühren, denn er hatte ja aus seiner Schatulle den Ausbau bezahlt. Erst nachdem die gesamte vorgestreckte Summe zurückgezahlt worden war, begann der Verdienst für Orsoy. Die Verwaltung hatte das Klever Kriegs- und Domänenamt. Den Orsoyer Zollbeamten ist die Aufgabe des "Geldeintreibens" übertragen worden. Die Zöllner und "Zollbeseher", waren hoch angesehene Orsoyer Bürger. Der Hafen entwickelte sich zu einem Renner, die Einnahmen stiegen. Somit wurden auch die Liegegebühren erhöht, waren sie zu hoch, wurde von Seiten der Schiffer beim Domänenamt Klage geführt. Und siehe da, es klappte, die Behörde senkte die Preise. Die Schiffer kannten ihre Macht, dann aber war die ständige Versandung und deren kostenträchtige Beseitigung 1936 das Ende einer für Orsoy glorreichen Zeit.

(RP)
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