Rheinberg Alt und abgehängt von der digitalen Welt

Rheinberg · Der 75-jährige Rheinberger Arnold Prinz fühlt sich diskriminiert, weil er weder einen Computer noch ein Smartphone besitzt.

Arnold Prinz sagt es frei heraus: "Als älterer Mensch ohne Computer und Smartphone fühle ich mich in unserer Gesellschaft mittlerweile diskriminiert und gedemütigt." Er habe sich sehr wohl überlegt, warum er sich weder einen PC noch ein internetfähiges Mobiltelefon anschafft. "Weil ich mir das in meinem Alter einfach nicht mehr antun möchte", sagt der 75-Jährige vom Orsoyerberg.

Der pensionierte Sportlehrer nennt Beispiele. "Ich bin Kunde bei der Sparkasse. Wenn ich dort eine Überweisung tätige, hätte ich gerne einen Stempel als Eingangsbestätigung. Aber diesen Service gibt es dort heute leider nicht mehr." Man habe ihm gesagt, dass man davon ausgeht, dass es die Mehrheit der Kunden akzeptiere, dass man durch das Abgeben der Bescheinigung einen Beleg habe, so Prinz.

Probleme habe er auch mit Vodafone gehabt. "Ich habe ein Handy, nur kein Smartphone", so der 75-Jährige. "Als ich die Rechnungsbeträge überprüfen lassen wollte, konnte mir niemand eine Servicenummer nennen. Die findet man im Internet, aber wenn man kein Internet hat, ist das schwierig."

Jörg Zimmer, Pressesprecher der Sparkasse am Niederrhein, wundert sich über das, was Arnold Prinz sagt. "Bei uns wird der Servicegedanke großgeschrieben. Bei uns können die Kunden analog und digital - so wie es ihnen recht ist." In jeder Geschäftsstelle der Sparkasse könne man sich beraten lassen und auch von Hand ausgefüllte Formulare abgeben. Zimmer: "Wir bieten sogar den Service an, sich Bargeld nach Hause bringen zu lassen, wenn man nicht mehr in der Lage ist, in die Geschäftsstelle oder zum Automaten zu gehen. Zweimal im Monat fahren Mitarbeiter zu Kunden heraus. Wir spielen unsere Kunden nicht gegen das Internet aus." Außerdem sei jede Geschäftsstelle zu den Öffnungszeiten telefonisch erreichbar."

Was den Eingangsstempel angeht, so sagt Jörg Zimmer: "Tatsächlich haben wir bis etwa vor zehn Jahren auf Nachfrage Überweisungsträger abgestempelt. Da dies jedoch keinerlei Rechtsverbindlichkeit hat, haben wir das fortan gelassen und weisen darauf hin, dass der Kontoauszug der rechtsverbindliche Beleg dafür sei, dass eine Überweisung erfolgt ist."

Klaus Oesterwind ist Vorsitzender des Rheinberger Seniorenbeirates. Ihm ist nicht bekannt, dass der Beirat jemals mit einem Problem konfrontiert worden sei, wie es Arnold Prinz formuliert hat. "Die Leute kommen mit anderen Problemen auf uns zu", sagt er. "Sie fragen, wo man Bingo spielen kann oder wo man sich beraten lassen kann, wenn man einen Rollstuhl benötigt."

Er könne älteren Rheinbergern nur raten, einen Blick in den Seniorenführer - der bald in neuer Auflage erscheint - oder die Broschüre "Älterwerden in Rheinberg" zu werfen: "Da finden sich viele Hinweise und Ansprechpartner", so Oesterwind, der hinzufügt: "Wir helfen, wo wir können."

Ältere Menschen wie Arnold Prinz tun sich häufig schwer mit neuen Technologien wie Smartphone und Internet. Dabei könnte die digitale Welt gerade ihnen das Leben erleichtern und ihnen ermöglichen, in Kontakt mit Freunden und Familie zu bleiben. Angebote gibt es genug - beispielsweise über die Volkshochschule. Zu denken, Smartphones, Tablets, Skype und WhatsApp seien nichts mehr für sie, sei der falsche Weg, raten Experten von Senioren-Computer-Clubs. Wer sich der virtuellen Welt aber verschließe, warnen sie, der werde Nachteile haben. Ein Argument, das Arnold Prinz allerdings nicht gelten lässt. Er findet, dass man auch die Möglichkeit haben sollte, am Leben teilzuhaben, wenn man wie er bewusst auf die neuen Technologien verzichtet.

(up)
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