Alpen Alpen von A bis Z - Lexikon jetzt auch in Farbe

Alpen · Das Nachschlagewerk für Heimatinteressierte ist nach zwölf Jahren aktualisiert worden. Beim Nikolausmarkt kommt es in den Verkauf.

 Vier Heiligenstätter Schulschwestern kümmerten sich von 1915 an um Kinder und Kranke in Veen. Der Konvent wurde 1967 aufgelöst.

Vier Heiligenstätter Schulschwestern kümmerten sich von 1915 an um Kinder und Kranke in Veen. Der Konvent wurde 1967 aufgelöst.

Foto: bp

Die Idee ist so einfach wie genial: Um sich verfügbares Wissen über einen Ort schnell zu erschließen, eignet sich auch in Zeiten von Google kaum etwas besser als ein Lexikon. Alles was Alpen - von Adlersaal bis Ziehbrunnen - ausmacht findet sich in kleinen Aufsätzen auf insgesamt 182 Seiten in einem Buch in DIN-A-5-Format - jetzt auch in Farbe. Die dritte, komplett überarbeitete und aktualisierte Auflage des Alpen-Lexikons ist rechtzeitig vor Weihnachten fertig geworden. Bekommen kann man sie am kommenden Wochenende auf dem Nikolausmarkt rund ums Rathaus - eine prima Idee für den Gabentisch, nicht nur für Heimatfreunde.

Die Idee, Alpen von A bis Z zwischen zwei Buchdeckel zu binden, hatte einst Dieter Schauenberg (73), als Kind nach dem Krieg aus Duisburg auf die Bönninghardt gekommen und in Alpen aufgewachsen. Die Gemeinde hat er in sein Herz geschlossen, hier hat er lange an der Hauptschule unterrichtet und lebt bis heute als Pensionär am Adenauer-Platz.

Vor zwölf Jahren hat er den Gedanken umgesetzt, der ihm als Pädagoge gekommen ist, der alle seine Klassen stets einmal durch den Ort geführt hat, in dem die Schule stand. "Damals musste ich mir das Wissen immer mühsam aneignen und die Informationen zusammensuchen", erzählt Schauenberg. Da sei es kein weiter Weg mehr gewesen, das Wissen zusammenzutragen, zu systematisieren und in kurzen, knappen Beiträgen in alphabetischer Folge leicht nutzbar in einem Nachschlagewerk zu präsentieren.

 Eine alte Ansichtskarte vom Hotel Lindenhof im "klimatischen Kurort" Alpen. Hier konnte man damals auch sein Auto auftanken.

Eine alte Ansichtskarte vom Hotel Lindenhof im "klimatischen Kurort" Alpen. Hier konnte man damals auch sein Auto auftanken.

Foto: Gemeindearchiv

Er habe sich dann eines Abends hingesetzt und darüber nachgedacht, was alles unbedingt in ein Alpen-Lexikon hineingehöre. Bei der Sammlung habe er rund 130 Besonderheiten ausgemacht, die auf keinen Fall fehlen dürften. Dabei sei ihm schnell klar geworden, sagt Schauenberg, dass er das Standardwerk allein kaum stemmen könne. So habe er sich auf der Suche nach Mitstreitern an seinen Kollegen "Chang" Schmitz von der Interessengemeinschaft Geschichte und Natur auf der Bönninghardt gewandt. Und gemeinsam habe man weitere Heimatfreunde um sich geschart und eine "tolle Arbeitsgemeinschaft" ins Leben gerufen, die das Lexikon-Projekt mit Sachverstand und Leidenschaft in Angriff genommen habe.

Dieter Schauenberg bezeichnet sich zwar nicht ohne Stolz als geistigen Vater der Lexikon-Idee: "Das ist mein Kind." Aber ohne die engagierte Unterstützung seiner vielen "Geburtshelfer" hätte der Gedanke nie laufen gelernt - schon gar nicht so ausdauernd bis jetzt zur nun schon dritten Auflage. Acht Autoren gehören zum Redaktionsteam, 21 weitere aus allen Alpener Ortsteilen hätten Beiträge verfasst und Bilder beigesteuert. "Ich bin allen unsagbar zu Dank verpflichtet", sagt der 73-Jährige, der rund 40 Seiten des Büchleins selbst verfasst hat.

 Dieter Schauenberg (73) hatte einst die Idee zum Alpen-Lexikon. Aber ohne seine Mitautoren und vielen Helfer, sagt er, sei die Umsetzung in dieser Form nicht möglich gewesen.

Dieter Schauenberg (73) hatte einst die Idee zum Alpen-Lexikon. Aber ohne seine Mitautoren und vielen Helfer, sagt er, sei die Umsetzung in dieser Form nicht möglich gewesen.

Foto: Fischer

Dahinter steckt bei aller gebotenen Kürze in der Regel intensive Recherchearbeit in diversen Archiven. Auch Zeitzeugen haben Schauenberg und Mitstreiter interviewt und so lebendiges Erfahrungswissen der Nachwelt erhalten. Wer weiß schon, dass eine Privatrektoratsschule an diversen Standorten Alpener Schüler auf den Besuch des Gymnasiums vorbereitet hat.

"Das Alpen-Lexikon soll ein Anfang sein und immer wieder auf den Stand gebracht werden", sagt Schauenberg. So sind jetzt zum Beispiel der Bau des Feuerwehrgerätehauses und die Dorfschmiede in Menzelen neu reingekommen. Und man erfährt, dass die Waschol in der Bönninghardter Heide eine durch Lehm abgedichtete Zisterne ist - ein Trinkwasserreservoir in einem Gebiet, in dem Regen ansonsten durch Sand und Kies ungebremst abließt. Die Waschol hatte schon der Geometer Willems im Auftrag Napoleons in eine Karte eingezeichnet.

Uschi Hüsch vom Geimeindearchiv hat die Geschichte des Alpener Rathauses beigesteuert, Pfarrer Hartmut Becks erinnert an einen seiner Vorgänger, Pfarrer Heinrich Schmitz, der durch seine mutigen Predigten bei den Nazis in Ungnade gefallen war.

Dieter Schauenberg ist sichtlich zufrieden mit der farbigen Neuauflage. Der Motivationsschub, das Werk nach zwölf Jahren auf den aktuellen Stand zu bringen, sei aus dem Rathaus gekommen. Von ganz oben. Bürgermeister Thomas Ahls habe nachgefragt, weil der Fundus an repräsentativen Buchgeschenken ziemlich geschrumpft war.

Da hat Dieter Schauenberg sich nicht lange bitten lassen, hat seinen grünen Bleistift - Faber Castell 4 b - wieder gespitzt und sich an die Arbeit gemacht. "An den Computer setze ich mich nicht mehr", sagt der pensionierte Pädagoge sehr bestimmt. Blatt für Blatt hat er in sein altes Ringbuch geheftet, immer wieder Korrekturen eingearbeitet. Nun ist er froh, dass die Arbeit getan ist. "Es gibt nichts Schlimmeres als ein leeres Blatt Papier", sagt er mit dem gedruckten Werk in Händen.

Seine handgeschriebenen Aufsätze trug er ins Rathaus, wo Dorothe Keisers und André Enge es in digitale Form gebracht und unermüdlich immer wieder Änderungen eingepflegt haben, ehe das Ganze in die Veener Druckerei Meyer ging. Die Qualität des Drucks lobt der ehemalige Lehrer in höchsten Tönen.

Das neue Lexikon ist in einer Auflage von 1000 Exemplaren gedruckt worden. Am Samstag und Sonntag geht es auf dem Nikolausmarkt erstmals in den Verkauf. Es kostet 14,50 Euro.

(bp)
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