Rheinberg Abschied von Gomel-Kindern mit Folklore und Gedichten

Rheinberg · Am Freitag enden für 40 Kinder aus der weißrussischen Großstadt drei erholsame Ferienwochen in Rheinberg und Umgebung.

 Viktoirja Trubkina kam mit gebrochenem Arm und brach sich bei ihrem Besuch auch noch das Bein. Links neben ihr: Die Ärztin Irina Wordomatzkaja, dahinter (v.l.) Anna Schunina, Manfred Hainke und Artur Teubkin.

Viktoirja Trubkina kam mit gebrochenem Arm und brach sich bei ihrem Besuch auch noch das Bein. Links neben ihr: Die Ärztin Irina Wordomatzkaja, dahinter (v.l.) Anna Schunina, Manfred Hainke und Artur Teubkin.

Foto: A. Fischer

Am Freitag heißt es Abschied nehmen für 40 Kinder aus Gomel und ihre Gasteltern. Mit einem bunten Abschiedsfest in der Budberger Reithalle haben sich die Besucher nun für drei unvergleichliche Ferienwochen bedankt. Besonders waren sie vor allem für Viktoirja Trubkina. Das Mädchen war mit einem gebrochenen Arm angereist. "Wir waren mit den Kindern im Maislabyrinth, am nächsten Tag sollte der Gips ab. Aber dann hat sie sich das Bein gebrochen", erzählt Manfred Hainke, Vorsitzender des Kinderhilfswerks Gomel.

Zum Glück werden die Gomel-Kinder seit 26 Jahren von der weißrussischen Ärztin Irina Wordomatzkaja begleitet, die im Krankenwagen beruhigend mit dem Mädchen sprach. Ihr Einsatz beschränkte sich auf diesen Fall, mal abgesehen von einigen Fällen von leichtem Reisefieber auf der Hinfahrt und seelischer Unterstützung. "Zwei Kinder bekamen Heimweh. Ich habe ihnen erzählt, wie schön es in Deutschland ist, dann ging es wieder", berichtet Wordomatzkaja. Ihr Rat ist auch gefragt, wenn der Fall umgekehrt liegt: "Es gibt Kinder, die wollen nicht mehr nach Hause, weil sie sich in ihrer Gastfamilie so wohl fühlen. Am Freitag werden wieder sehr viele Tränen fließen." Die Ärztin fühlt sich mittlerweile in Deutschland fast schon zu Hause. Sie nutzt den Aufenthalt regelmäßig für einen Austausch mit Kollegen. "Ich habe viele Kontakte zu deutschen Ärzten, das ist für mich sehr interessant", sagt die Allgemeinmedizinerin.

Für das Hilfswerk wird es immer schwieriger, genügend Gasteltern zu finden. Nach Ansicht von Manfred Hainke liegt das an veränderten Familienmodellen, in denen meist beide Elternteile berufstätig sind, sowie am nachlassenden Medieninteresse. Seit der Nuklearkatastrophe bei Tschernobyl sind inzwischen 27 Jahre vergangen. Dabei sind die Folgen noch immer allgegenwärtig, das merkt Wordomatzkaja täglich bei ihrer Arbeit. "Wir haben sehr viele Menschen mit Knochen- und Schilddrüsenproblemen. Das ist eine Folge der Katastrophe."

Die Kinder denken darüber nicht nach. Sie freuen sich beim Abschlussfest über die leckeren Kuchen, die die katholische Frauenhilfe aus Vynen wie in jedem Jahr bereitstellte. "Außerdem werden wir von der Stadt Rheinberg, der Sparkasse am Niederrhein, Solvay und vielen privaten Sponsoren unterstützt. Ohne diese Hilfe wäre das nicht möglich", betont Hainke.

Die Kinder bedankten sich dafür auf ihre Weise, zum Beispiel Valaria Nesmelowa und Artsemij Nikifsenko mit einer sehr schönen Ballettaufführung. Im Anschluss führte Diana Schwed einen Volkstanz aus ihrer Heimat auf, bevor Ekaterina Prihodjko ein deutsches Gedicht darbot, für das sie in Weißrussland mit dem ersten Preis in einem Vortragswettbewerb ausgezeichnet worden war. Zum Schluss sangen alle gemeinsam ein Abschiedslied.

(erko)
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