Nach Absage von Karnevalszug in Rheinberg Jecken in NRW wollen trotzdem Karneval feiern
Rheinberg · Nach der Absage des Karnevalszugs in Rheinberg bleiben die meisten Veranstalter gelassen. Man sorge sich eher ums Wetter, als um Probleme mit Flüchtlingen, sagt ein Zugleiter aus dem Sauerland.
Für die Karnevalisten in Nordrhein-Westfalen sind Zugabsagen an Rosenmontag wie im niederrheinischen Rheinberg kein Thema. Zwar sei das umstrittene Aus des Rheinberger Zugs wegen Sorgen um ein Flüchtlingsheim durchaus ein Gesprächsthema, ähnliche Sicherheitsbedenken gebe es aber nicht, heißt es unter anderem beim Bürgerausschuss Münsterscher Karneval und beim Festkomitee Essener Karneval.
In Essen und in Münster will die Polizei nach Angaben der Veranstalter allerdings verstärkt präsent sein. "Wir werden unsere Beamten an bestimmten Brennpunkten gut verteilen", sagte eine Sprecherin der Polizei in Münster. In anderen Großstädten, etwa in Köln, hatte die Polizei bereits eine Urlaubs- und Freizeitsperre für ihre Beamten an Rosenmontag ausgesprochen. Nach den Übergriffen mutmaßlich nordafrikanischer und arabischer Männer auf Frauen in der Kölner Silvesternacht war in Rheinberg der Rosenmontagszug wegen eines fehlenden Sicherheitskonzepts abgesagt worden.
Ähnlich wie in Rheinberg führt auch in Solingen der Rosenmontagszug an einem Flüchtlingsheim vorbei. Anlass zur Sorge hat Joachim Junker, der Vorsitzende des Festausschusses Solinger Karneval, deswegen aber nicht. "Wir haben keine Bedenken. Unsere Sicherheitsstandards sind seit Jahren sehr hoch", sagte Junker. "Und wir feiern schon immer mit ausländischen Mitbürgern in Solingen." Man plane mit der gleichen Zahl an Polizisten wie im Vorjahr, sagte eine Sprecherin der Solinger Polizei.
Eine Absage des Zugs hält Christian Benzrath, Ordnungsamtchef in Langenfeld, für "völlig abwegig". In diesem Jahr aber werden erstmals zwei Arabisch-Dolmetscher mit im Einsatzteam sein. "Damit sind wir für etwaige Zwischenfälle sprachlich gerüstet", sagte Benzrath. In Krefeld soll der Zug ebenfalls wie geplant stattfinden. "Möglich ist eine Absage immer, doch wir haben das nicht geplant", sagte Rainer Küsters, Vorsitzender des Comitees Crefelder Carneval. "Wir sollten uns von Wahnsinnigen nicht die Karnevalsstimmung verderben lassen", sagte Küsters. Die Entscheidung, den Zug abzusagen, könne nur die Polizei fällen: "Es gibt bisher keine Warnung, die uns veranlassen müsste, den Zug abzusagen."
Auch der Leiter des Veilchendienstagsumzugs im sauerländischen Attendorn, der zuletzt rund 20.000 Besucher zählte, ist gelassen. "Wenn ich heute aus dem Fenster schaue, denke ich eher ans Wetter als an Flüchtlinge als mögliche Problem-Faktoren", sagt Christopher Huperz. Die Karnevalsgesellschaft "Kattfiller" habe bereits seit dem Loveparade-Unglück in Duisburg im Jahr 2010 ein 120 Seiten starkes Sicherheitskonzept.
Die Stadt Rheinberg am Niederrhein hatte am Donnerstag ihren Karnevalsumzug abgesagt. Dabei spiele auch die Nähe des Zugs zu einer Flüchtlingsunterkunft eine Rolle, räumte ein Vertreter der Stadt ein. Dafür sei ein Sicherheitskonzept erforderlich, das der zuständige Karnevalsverein in der Kürze der Zeit nicht mehr einreichen könne. Der Umzug sei aber nicht nur wegen der Nähe zur Unterkunft abgesagt worden. "Ich verwahre mich dagegen, dass gesagt wird, das ist jetzt nur wegen der zentralen Unterkunft", sagte Jonny Strey, Leiter des Fachbereichs für Sicherheit und Ordnung.