Rhein-Kreis Neuss Wolfgang Huber spricht über ethische Fragen der Digitalisierung

Rhein-Kreis Neuss · Wolfgang Huber, ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschland, hat sich auf Einladung der Unternehmerschaft Niederrhein in einem Vortrag mit der ethischen Frage der Digitalisierung beschäftigt. Bei der Jahresversammlung der Arbeitskreise "Schule Wirtschaft" sprach er vor rund 200 Gästen über die digitalisierte Arbeitswelt und bezeichnete den Prozess der Digitalisierung als eine der größten Herausforderungen für die Zukunft. Das teilte die Unternehmerschaft Niederrhein mit. "Die Digitalisierung bringt einen epochalen Wandel mit sich und ist vergleichbar mit der Erfindung des Buchdrucks", erklärte Huber.

 Astrid Holzhausen, Marcus Miertz und Ralf Sibben (r.) begrüßten Wolfgang Huber (2.v.l.).

Astrid Holzhausen, Marcus Miertz und Ralf Sibben (r.) begrüßten Wolfgang Huber (2.v.l.).

Foto: Unternehmerschaft

Hinzu komme die unglaubliche Geschwindigkeit, mit der sich dieser Wandel vollziehe. "Die vierte industrielle Revolution wird noch schärfer zu einer Teilung in Digitalisierungsgewinner und -verlierer führen", betonte Huber. "Es stellt sich die Frage, ober wir der Digitalisierung ihren Lauf lassen oder ob wir möglichst viele Menschen mitnehmen." Huber berichtete von einer Umfrage, bei der 90 Prozent der Befragten sagten, dass Digitalisierung zu Veränderungen führt. Diesen Veränderungen sähe sich nur ein Teil der Befragten gewachsen und nur noch ein sehr geringer Teil erwarte Erleichterungen in der Arbeit. "Menschen müssen in diesem Prozess mitgenommen und nicht abgehängt werden", appellierte Huber. Je höher der Bildungsstand der Befragten, umso weniger Befürchtungen haben die Menschen. "Daher ist Bildung eine unentbehrliche Voraussetzung für einen verantwortlichen Umgang mit der Digitalisierung."

Der Theologe spricht sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit Technik aus. "Digitalisierte Systeme sind immer nur Hilfsmittel. Sie sind nicht autonom", erklärte Huber. Insofern können die Systeme auch nicht verantwortungsvoll entscheiden. Er spricht sich deutlich für "Human First" aus. Im Zeitalter der Digitalisierung sei dies der entscheidende Maßstab. Huber beantwortete Nachfragen - auch zum Umgang mit Medien in der Schule. Es sei wichtig, dass Kinder die Herrschaft über die Medien behalten und nicht in medialen Welten abtauchen, aus denen sie nicht mehr herausfinden. Im Gespräch mit Unternehmern stelle er zudem fest, dass sich nicht alles um Profite drehe. Es gehe auch darum, mit Sinnvollem Geld zu verdienen.

(NGZ)
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