Rhein-Kreis Neuss Steuer in Australien belastet Work&Travel

Rhein-Kreis Neuss · Nach der Schule zieht es viele junge Leute mit einem Work & Travel-Programm ins Ausland. Bevorzugtes Ziel: Australien. Doch eine neue Steuer belastet den Traum von einer unbeschwerten Zeit in Down Under.

Bei der Frage nach den beliebtesten Work & Travel-Zielen, ist die Antwort fast immer die gleiche: Australien. Im Zeitraum 2014/15 stellte Australien über 200.000 Work & Travel-Visas aus, davon gingen circa 25.000 nach Deutschland. Bisher mussten die sogenannten Backpacker erst ab einem Einkommen von 18.200 Dollar im Jahr Steuern bezahlen. Diesen Richtsatz ändert die australische Regierung ab Januar und legt eine 19-Prozent-Versteuerung zu Tage. Die Agentur für Arbeit informiert regelmäßig im Rhein-Kreis Neuss über Work & Travel-Angebote. Bei der Beratung ist mit der Steuer ein neues Thema hinzugekommen.

Bisher scheint das Interesse an Australien aber nicht abzunehmen. "Das Land hat einiges zu bieten, für viele junge Leute ist es ein Traum, einmal die wunderschönen Landschaften zu sehen", sagt Laura Schmidt vom American Institute For Foreign Study (AIFS). Das AIFS kooperiert mit der Agentur für Arbeit bei der Beratung. Trotz des neuen Regierungsbeschlusses erwartet Schmidt keinen starken Rückfall. "Momentan sehen wir keinen Einbruch. Backpacker kommen ja nicht nach Australien, um Topverdiener zu werden. Hier und da werden sich die Teilnehmer etwas einschränken müssen." Schmidt kann die Pläne sogar nachvollziehen. "In Australien gibt es einen höheren Mindestlohn, deshalb ist es kein unverständlich Schritt der Regierung." Wie sich die Thematik entwickelt, sei noch nicht vorherzusehen. "Nach wie vor ist Australien eines der begehrtesten Länder. Ob der neue Steuersatz etwas ändern wird, können wir erst in ein paar Monaten sehen", sagt Schmidt.

Für alle Backpacker hat sie aber schon einen Rat. "Es besteht die Möglichkeit, sich nach Abschluss des Aufenthalts, einen Teil seines gezahlten Geldes wiederzuholen. Dafür muss man eine Einkommenssteuererklärung machen und beim australischen Finanzamt einreichen." Tipps dazu gibt es bei den Info-Veranstaltungen zum Work & Travel-Programm.

Die Neusserin Judith Jakob war als Rucksacktouristin unterwegs und verbrachte sechs Monate in Sidney. Dort hat sie sich ihren Lebensunterhalt als Nanny verdient. Jakob erwartet ebenfalls keine Abschreckung durch den Steuersatz. "Ich glaube nicht, dass sich jemand davon abhalten lässt. Wenn man sich mit steuerlichen Aspekten beschäftigt, hat man die Reise meist schon durchgeplant. Ich würde auch jetzt noch fahren." Die Abgaben machen ihr keine Sorge. "Es gibt genug Jobs, in denen man sehr gut verdienen kann, besser als in Aushilfsjobs in Deutschland. Außerdem kann man als Backpacker die Lebenserhaltungskosten relativ günstig halten. Ich kann jedem nur empfehlen, dorthin zu reisen. Die Leute sind freundlich und das ganze Land ist ein Naturspektakel."

Voraussichtlich wird Australien auch in den kommenden Jahren ein begehrtes Ziel für deutsche Rucksacktouristen sein. Sie müssen sich vorher nur noch intensiver mit steuerlichen Fragen beschäftigen, damit der Traum nicht zu teuer wird.

(NGZ)
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