Cafe Seitenweise Musik-Duo begeistert mit unverwechselbarem Stil

Dormagen · Das Café "Seitenweise" etabliert sich in der Klasse der gehobenen Kleinkunstbühnen. Zum dritten Mal war jetzt das Kölner Duo "Gesang und Gitarre" zu Gast. Nach seinem Album "Groove Chanson", für das es 2013 den Preis der deutschen Schallplattenkritik erhielt, stellte es nun sein neues Werk "Menschen leben" vor. Das Duo sind Sängerin und Komponistin Astrid Barth, die auch alle Texte schreibt, und Gitarrist Philipp Roemer, der den bluesigen und souligen Liedern fantastische Arrangements vermittelt.

 Philipp Roemer und Astrid Barth durften erst nach mehreren Zugaben von der Bühne im Café Seitenweise. Ihr Auftritt kam beim Publikum hervorragend an.

Philipp Roemer und Astrid Barth durften erst nach mehreren Zugaben von der Bühne im Café Seitenweise. Ihr Auftritt kam beim Publikum hervorragend an.

Foto: Lothar Berns

Das Café "Seitenweise" etabliert sich in der Klasse der gehobenen Kleinkunstbühnen. Zum dritten Mal war jetzt das Kölner Duo "Gesang und Gitarre" zu Gast. Nach seinem Album "Groove Chanson", für das es 2013 den Preis der deutschen Schallplattenkritik erhielt, stellte es nun sein neues Werk "Menschen leben" vor. Das Duo sind Sängerin und Komponistin Astrid Barth, die auch alle Texte schreibt, und Gitarrist Philipp Roemer, der den bluesigen und souligen Liedern fantastische Arrangements vermittelt.

Ihre Musik passt in keine Schublade. Im Song "Kein Blues" sagen sie selbst: "Zu viele Takte für Blues, zu wenig sophisticated für Jazz, zu groovend für Singer-Songwriter und zu deutschsprachig für Chanson." Seit ihrem letzten Album nennen Barth/Roemer ihren unverwechselbaren Stil "Groove Chanson". Alle Titel haben groovigen Sound, viel Jazz, gelegentlich Rock'n Roll, auch lyrische Balladen sind meist feiner Blues.

"Von Schlager und volkstümlicher Musik halten wir nix und werden nachts auch nicht atemlos wach", sagt Astrid Barth, die in ihre intelligenten Texte ein wenig Biografie verpackt, vor allem aber Menschenleben sozialkritisch, manchmal wütend begleitet. Die geistigen und realen Brandstifter bezeichnet sie als das, was sie sind: "Rattenfänger". Unter die Haut geht auch "Trautes Heim", weil so ein bisschen Spießbürger in jedem steckt.

Arg weh tut das nicht, weil der Titel mit zartem Humor gespielt wird. Ganz anders "Mit im Tritt", die bitterböse Abrechnung mit Mitläufern. Da Barth die Melodien selbst schreibt, überfordert sie ihre dunkle Stimme nicht. Bestens ausgebildet, sind die Texte bis in kleinste Details verständlich. Mimik und Gestik sorgen für eine Bühnenpräsenz, die fesselt. Daneben agiert Philipp Roemer eher unscheinbar, sein Gitarrenspiel aber ist phänomenal.

Lyrische Titel wie "Was ist los mit mir" geben ihm Gelegenheit zu mitreißenden Improvisationen, die Szenenapplaus herausfordern. Die musikalisch anspruchsvolle Unterhaltung ergänzt gelegentliches Spiel auf dem Akkordeon (Barth) und verhaltene Percussion. Mit der Aufforderung an das Publikum, "Bleib jung im Kopf", war dieses aber erst nach mehreren Zugaben zufrieden. Das Café "Seitenweise" hat übrigens spontan auf die US-Wahl reagiert.

Stephan Thönneßen bietet ab sofort zum Frühstück einen "Trump-Toast" mit unendlich viel Erdnussbutter an. nima

(NGZ)
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