Ngz-Telefonaktion Experten informieren Leser zum Thema Schlaganfall

Neuss · Zahlreiche NGZ-Leser haben sich an das Team aus dem Johanna-Etienne-Krankenhaus gewandt, das eine Stunde lang in unserer Redaktion telefonisch Auskunft zum Thema Schlaganfall gegeben hat. Die Fragen zeigten, dass auch Angehörige leiden, wenn Schlaganfallpatienten nicht wieder ins Leben finden - und dass ein Schlaganfall erst dann nicht mehr gefährlich ist, wenn die Ursache gefunden ist.

 Marcus Schaufenberg (Ärztlicher Leiter Ambulante Reha), Jan Sobesky (Chefarzt), Friedrich Siebeck (Selbsthilfegruppe) und Christoph Walter (Oberarzt, v. l.) vom Etienne-Krankenhaus haben Leserfragen beantwortet.

Marcus Schaufenberg (Ärztlicher Leiter Ambulante Reha), Jan Sobesky (Chefarzt), Friedrich Siebeck (Selbsthilfegruppe) und Christoph Walter (Oberarzt, v. l.) vom Etienne-Krankenhaus haben Leserfragen beantwortet.

Foto: Andreas Woitschützke

Eine junge Frau hatte Jan Sobesky, Chefarzt der Neurologie am Etienne-Krankenhaus, am Telefon. Sie wollte wissen, ob sie auch nach der erfolgreichen Schlaganfall-Behandlung weitere Therapiemaßnahmen ergreifen könne. "Ich habe geraten, nach den Ursachen zu suchen", sagte Sobesky. Ein Fünftel aller Schlaganfälle werde in den Akten als "kryptogen" vermerkt, was nichts anderes bedeutet, als dass die Ärzte den Grund für den Anfall nicht herausgefunden haben. Besonders jungen Menschen rät Sobesky, ein Jahr nach der Therapie eine "zweite Suchrunde" zu unternehmen, um weiteren Anfällen vorzubeugen.

Guten Rat konnte auch Marcus Schaufenberg geben. Der Ärztliche Leiter der ambulanten Schlaganfall-Reha am Etienne antwortete einer Frau, deren Mann nach einem Schlaganfall noch immer unter Sehstörungen und sogenannten "Doppelbildern" leide. "Das ist genau unser Arbeitsfeld", sagte der Reha-Leiter. Er warnte beispielsweise davor, mit derartigen Symptomen am Straßenverkehr teilzunehmen. Stattdessen sei ein Seh-Training nötig. Wenn nach Schlaganfällen das Sehfeld rechts oder links beeinträchtigt ist, müsse man sich dazu bringen, häufiger den Kopf in die eine oder andere Richtung zu wenden. Dies könne auf simple Weise geschehen: Zwei Punkte neben dem Fernseher suchen und ab und zu hinschauen.

Friedrich Siebeck hatte vor 13 Jahren selbst einen Schlaganfall, jetzt leitet er eine Selbsthilfegruppe. Einer Anruferin, die über ihren Ehemann berichtete, der nach einem Schlaganfall unter vermutlich unter Depressionen leidet und sich zu nichts mehr motivieren könne, verwies er an Sozialdienste des Roten Kreuzes oder der Johanniter: "Sie ist der Blitzableiter, weil sie die einzige ist, die da ist", sagt Siebeck über die Ehefrau. Oft seien es Angehörige, die besonders stark unter den krankheitsbedingten Wesensveränderungen eines Schlaganfallpatienten litten. Chefarzt Sobesky spricht von einem Drittel der Patienten, die nach der Krankheit ein anderes Wesen zeigten. Dennoch sei es wichtig, Veränderungen nach einem Anfall als normal anzuerkennen.

Wie wichtig es ist, weiteren Schlaganfällen durch eine Nachüberwachung vorzubeugen, erklärte Christoph Walter einer Anruferin. Sie habe sich gegen den Willen des Facharztes gegen ein Langzeit-EKG entschieden, dass in manchen Fällen ein gefährliches Herzkammerflimmern nachweisen könne. "Danach muss gezielt gefahndet werden, auch, wenn es keine Hinweise darauf gibt", betont Walter.

Bei Schlaganfall-Symptomen wählen Sie die 112. Weitere Informationen unter r.konrad@ak-neuss.de oder sibbi-shg@web.de (Selbsthilfegruppe).

(NGZ)
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