Lokalsport Zukunft des Ringens in Neuss

Neuss · Trotz nach wie vor ungeklärter Lage in der Ringer-Oberliga, der KSK Konkordia Neuss sieht sich für die Zukunft gerüstet. Sein Trumpf ist die gute Jugendarbeit.

Lokalsport: Zukunft des Ringens in Neuss
Foto: Berns Lothar

Okay, wenn zu einer Jahreshauptversammlung nur elf (!) von mehr als 500 Mitgliedern erscheinen, ist das ärgerlich, doch derlei Petitessen werfen den 1924 gegründeten Kraftsportklub (KSK) Konkordia Neuss nicht um. Unverdrossen ist der Verein, dessen Elite-Ringer von 2001 bis zum freiwilligen Rückzug 2012 in der Ersten Bundesliga kämpften, dabei, sich komplett neu aufzustellen.

Noch geht nichts ohne Hermann J. Kahlenberg, der sich im Herbst 2012 nach fast 40 Jahren an der Spitze des KSK aus der ersten Reihe verabschiedet hatte. Weil sich der 72-Jährige wegen seiner angegriffenen Gesundheit indes nun endgültig aus dem Tagesgeschäft zurückziehen sollte, hat der Vorstand unter Federführung von Florian Luck, Max Schwindt und Thomas Perlick die Aufgaben inzwischen neu verteilt. Die wichtigste Änderung: Der bislang eh schon vor allem als Trainer tätige Max Schwindt gibt sein Amt als 2. Vorsitzender auf und konzentriert sich fortan ausschließlich auf den sportlichen Bereich. Das bereits schriftlich fixierte Organigramm soll im Frühjahr im Rahmen einer Mitgliederversammlung vorgestellt werden. "Und erst dann lassen wir auch den gesamten Vorstand wählen", kündigt Thomas Perlick an. Bis dahin weiß der KSK Konkordia hoffentlich, in welcher Liga seine Ringer an den Start gehen dürfen. Obwohl der Schwarze Peter im Moment beim TV Essen-Dellwig liegt, ist das Thema Zwangsaufstieg in die 1. Bundesliga für den Oberligisten noch längst nicht vom Tisch.

Auch Kahlenberg mag dem Braten noch nicht so recht trauen, rät den Verantwortlichen darum dringend, in Ausschreibungen zu blättern und Kontakt zu Experten zu suchen. Er sei jedenfalls froh, dass er in die Entscheidungsprozesse nicht mehr eingebunden sei. Denn er kennt das Dilemma natürlich: "Einerseits sind unsere Talente zu jung für die 1. Liga - vier Ringer der aktuellen Mannschaft sind 16 Jahre und jünger. Andererseits müssen gerade diese Jungs gefördert und gefordert werden. Und dabei müssen wir stets das Wohl des Vereins im Auge behalten." Nach dem Wegfall der 2. Liga fehlt zwischen Ober- und Bundesliga einfach die Zwischenstufe.

Bitter: Sollte die Konkordia vom Verband zum Aufstieg gezwungen werden und sich dann in einem Akt der Selbstverteidigung zurückziehen, hätte das auch Auswirkungen auf die eigene Zweitvertretung. Die von Erich Marjalke gerade zum Landesliga-Meistertitel geführte Truppe müsste nämlich auf den ihr zustehenden Platz in der Verbandsliga verzichten. Und das wäre ausgesprochen schade, betreibt der KSK hier doch nicht nur erstklassige Jugend-, sondern auch vorbildliche Integrationsarbeit. Athleten wie Hereish Amjady, Khizar Idigov, Olimjon Kholikov, Daga Kuratschev, Narek Karapetyan, Mohammad Poorkhodaverdi und Yari Mehdi seien alle als Flüchtlinge nach Neuss gekommen, hätten teilweise erst hier mit dem Ringen begonnen, sagt Kahlenberg.

In der Stilart griechisch-römisch ist der Nachwuchs aus der Quirinusstadt ein echtes Qualitätsprodukt: Bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften holten die Schützlinge von Trainer Oleg Dubov in der Altersklasse bis 14 Jahre den Titel, die Jugend wurde Vizemeister. Bei den Einzelmeisterschaften der B-Jugend in Hückelhoven belegte der KSK mit Aaron Bellscheidt, Albert Nakaev, Iwan Tagner, Ibrahim Deziev und Nikita Lejkin gleich fünf Mal Platz eins, Deni Nakaev siegte bei den A-Jugendlichen. Angesichts dieser Dominanz würde es Kahlenberg nicht wirklich wundern, "wenn wir demnächst sowohl im Jugend- als auch im Junioren-Bereich die Hälfte der Deutschen Nationalmannschaft stellten." Live zu sehen ist diese Extraklasse am 25. und 26. Mai, wenn der KSK die Deutschen Mannschaftmeisterschaften der Jugend ausrichtet.

In diesem Rahmen zeichnet der Verein Michael Faller auch offiziell mit der am 1. Januar zu verleihenden Ehrenmitgliedschaft aus. Der 52-Jährige hat gerade seine von der Olympia-Teilnahme (2016) gekrönte Karriere als Mattenleiter beendet.

(NGZ)
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