Ngz-Sportlerin Des Monats Juli Pauline Riedl Weltklasse seit mehr als einem Jahrzehnt

Neuss · Die Voltigiererin des RSV Grimlinghausen führte als "Ersatzfrau" das Team Neuss zum Sieg beim CHIO in Aachen.

 Pauline Riedl konzentriert sich eigentlich nur noch aufs Einzelvoltigieren, triumphierte beim CHIO in Aachen aber auch noch mal mit dem Team.

Pauline Riedl konzentriert sich eigentlich nur noch aufs Einzelvoltigieren, triumphierte beim CHIO in Aachen aber auch noch mal mit dem Team.

Foto: Daniel Kaiser

Neuss Eine Championatsmedaille konnten die Voltigierer des RSV Neuss-Grimlinghausen in dieser Saison nicht gewinnen. Und dennoch bewiesen die Athleten vom Nixhof einmal mehr, dass sie zur absoluten Weltspitze gehören. Beim CHIO Aachen im Juli gewann die extrem junge Mannschaft trotz des Ausfalls von Leistungsträgerin Eva Adrian (18) den legendären CHIO Aachen und bezwang dabei den VV Köln-Dünnwald auf dessen Ersatzpferd. Jene Mannschaft also, die am vergangenen Wochenende im österreichischen Ebreichsdorf EM-Gold im Teamwettbewerb gewann.

Einen nicht unerheblichen Anteil am Neusser Sensationserfolg hat Pauline Riedl. Die 23 Jahre alte Maschinenbau-Studentin war über ein Jahrzehnt eine tragende Säule des RSV-Erfolgs, konzentriert sich seit dem vergangenen Jahr eigentlich nur noch auf das Einzel - und sprang dennoch in der (personellen) Not der Gruppe als Ersatzfrau ein. Die in Aachen lebende Neusserin hatte sich den Saisonverlauf eigentlich ganz anders vorgestellt. Nach Verletzungspech im Vorjahr (Pferdetritt gegen Oberschenkel) konnte Riedl nicht an den Weltmeisterschaften in Le Mans teilnehmen und setzte im Wintertraining alles daran, für 2017 keine Zweifel an ihrer Championatstauglichkeit in der Einzelkonkurrenz aufkommen zu lassen. "Sie ist in der Form ihres Lebens", berichtete Trainerin und Longenführerin Jessica Lichtenberg. Als Eva Adrian beim Preis der Besten in Warendorf ausfiel, standen als Ersatz auch Johannes Kay und Janika Derks in den Überlegungen der Trainer zur Auswahl. Die Vize-Weltmeister waren aber schon allein aufgrund ihres erneut angedachten Einsatzes im Pas-de-Deux nur bedingt geeignet, um das Team zur wichtigen EM-Qualifikation in Krumke aufzufüllen. Deshalb fiel die Wahl auf Pauline Riedl. "Ich habe ohnehin gern viele Durchgänge auf einem Turnier, deshalb kam mir das nicht ungelegen", berichtet die Topathletin.

Die Qualifikation im sachsen-anhaltinischen Krumke war in puncto Einzelstart am Ende das vermutlich bitterste Aus ihrer Laufbahn. Pferd Auxerre hatte im ersten Umlauf den Zirkel rückwärts verlassen. Disqualifikation. Aus für den EM-Traum. "Wir waren alle geschockt", berichtet Riedl. Doch im Mannschaftswettbewerb ließ sich "Pauli" den herben Rückschlag in keiner Form anmerken und überzeugte in allen Elementen, die sie kurzfristig in der anspruchsvollen Kür-Choreografie übernommen hatte. "Die Aufgaben von Eva konnte ich nicht komplett übernehmen, denn es musste ja auch mit wenig Training schnell funktionieren", sagt Riedl, die dennoch wieder zu einer tragenden Säule wurde. Die Mannschafts-Welt- und -Europameisterin von 2014 und 2015 zeigte sich in ihrer Rolle präsent und ausdrucksstark wie in all den Jahren zuvor. In einem starken Wettkampf musste Neuss die EM-Fahrkarte mit weniger als einem Zehntel und somit erstaunlich wenig Rückstand an Köln-Dünnwald abtreten, erhielt jedoch das erhoffte Aachen-Ticket, bei dem die Mannschaft schließlich nicht nur den Teamwettbewerb, sondern auch den prestigeträchtigen Nationenpreis mit nach Hause nehmen konnte. "Das kam extrem überraschend für uns. Aachen war dieses Jahr definitiv etwas ganz Besonderes", sagt Riedl, die nun mit ihren 23 Jahren die Älteste in der Equipe ist und sich sogar "ein wenig so fühlt wie die Guppen-Mutti". Fakt ist: Auch bei ihrem neunten CHIO-Start stand sie mal wieder auf dem obersten Podest und untermauerte damit ihr Erfolgs-Abo in der Soers.

Weiter geht es für die Neusser und Riedl nun am übernächsten Wochenende. Dann stehen die Deutschen Meisterschaften in Verden auf dem Programm. In der Niedersachsenhallle wird Riedl erneut mit der Mannschaft auflaufen, möchte aber auch unter Beweis stellen, dass sie als Einzelathletin zur nationalen Spitze gehört. Ende September startet sie bei einem Wettkampf in Sydney auf einem Leihpferd aus Australien und geht im Anschluss ins Wintertraining für die Saison 2018, in der die Weltreiterspiele im US-amerikanischen Tryon anstehen. Ob Riedl dann erneut in ihren Kür-Charakter Wednesday Addams - aus der berühmten US-amerikanischen Komödie - schlüpfen wird, hält sie sich noch offen. "Es kann gut sein, aber wenn mir eine super coole andere Idee kommt, dann ist die aktuelle Kür nicht in Stein gemeißelt."

(daka)
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