Lokalsport TVK verlangt favorisiertem TSV Bayer alles ab

Korschenbroich · Spielertrainer Alexander Koke entscheidet das packende Lokalderby der 3. Handball-Liga West zugunsten der Dormagener Gäste.

 Packende Szenen eines packenden Lokalderbys: TV Korschenbroich (weiße Trikots) und TSV Bayer Dormagen schenkten sich nichts an diesem Abend - dabei ging es auf Parkett und Tribüne stets freundschaftlich-fair zu.

Packende Szenen eines packenden Lokalderbys: TV Korschenbroich (weiße Trikots) und TSV Bayer Dormagen schenkten sich nichts an diesem Abend - dabei ging es auf Parkett und Tribüne stets freundschaftlich-fair zu.

Foto: Michael Jäger

Eins vorweg: Es lag nicht an den Schiedsrichtern, dass der TV Korschenbroich das Lokalderby der 3. Handball-Liga West mit 26:27 (Halbzeit 12:11) gegen den TSV Bayer Dormagen verlor - auch wenn sich der Unmut einiger - verständlicherweise - enttäuschten Korschenbroicher vornehmlich in Richtung der aus dem fränkischen Gerolzhofen angereisten Unparteiischen Stefan Walter und Florian Weinig entlud.

Es lag auch nicht an den Spielern des TV Korschenbroich, dass die favorisierten Gäste den achten Sieg im neunten Saisonspiel feiern konnten. Es lag einfach daran, dass sich die Hausherren den denkbar schlechtesten Gegner für ihre bislang mit Abstand beste Saisonleistung ausgesucht hatten.

Und vor allem den denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Denn hätte sich Dormagens Spielertrainer, der acht Wochen wegen eines Faserrisses in der Bauchmuskulatur pausiert hatte, nicht nach elf Minuten selbst eingewechselt, es wäre vielleicht alles ganz anders gekommen in der prall gefüllten Waldsporthalle. So aber "hat Alex Koke den Unterschied ausgemacht", fasste sein Korschenbroicher Kollege Ronny Rogawska sechzig überaus intensive und bewegte Handballminuten zusammen.

In der Tat: Nach miserablem Beginn mit vier groben Patzern lief Koke im zweiten Durchgang zu großer Form auf. "Ich habe den Jungs in der Halbzeitpause versprochen, dass ich es besser mache", gab der 37-Jährige hinterher zu. Koke hielt Wort: Seinen zehn Toren (davon ein Siebenmeter) in den zweiten dreißig Minuten hatten die Gastgeber nichts Gleichwertiges entgegen zu setzen, so dass sie nach zwischenzeitlicher Vier-Tore-Führung (8:4, 14.) in Spielabschnitt zwei meist einem, wenn auch knappen, Rückstand hinterherliefen. Die Abwehr, weder in der zu Anfang bärenstarken 6:0-Formation noch in der Manndeckungsvariante, fand nicht den richtigen Zugriff auf den trickreichen Dormagener Spielgestalter. Und Torhüter Max Jäger, bis dahin gegen seine letztjährigen Teamkollegen auf bestem Wege, zum gefeierten "Held des Abends" aus TVK-Sicht zu werden, sah gegen dessen verdeckte und ansatzlose Würfe meist "alt" aus. Dass Alexander Koke die letzten fünf Gästetreffer quasi im Alleingang erzielte, sagt alles.

Und auf der anderen Seite des Spielfeldes passierte das, was so oft passiert beim TV Korschenbroich: Irgendwann werden Michel Mantsch und Justin Müller ob des ständigen Anrennens gegen eine körperlich überlegene Deckungsreihe müde. Dann bräuchte der TVK die so genannten "einfachen" Tore - doch wenn, wie am Samstagabend, Henrik Schiffmann gut abgeschirmt wird, ist keiner da, der sie erzielen kann. Rogawska fehlen dann einfach die Alternativen - außer dem Positionswechsel zwischen Michel Mantsch (Angriff) und Markus Neukirchen (Abwehr) und gelegentlichen Defensiveinsätzen des aus Dormagen gekommenen Jan Jagieniak spielte das schmale Aufgebot komplett durch. "Die Kadergröße ist immer eine Frage der Finanzen", stellt der Sportliche Leiter Kai Faltin die Zusammenhänge klar.

Das alles soll keineswegs die prächtige Leistung der Hausherren schmälern. "Korschenbroich hat uns alles abverlangt", gestand Koke, "wir hätten hier auch leicht einen oder zwei Punkte lassen können." Denn nachdem ausgerechnet der bis dahin erneut stark aufspielende Lukas Stutzke mit seinem Fehlwurf 30 Sekunden vor Spielende die Entscheidung zugunsten der Gäste versäumte, hatte es Max Zimmermann in der Hand, für die alles in allem gerechte Punkteteilung zu sorgen.

Doch der Korschenbroicher Linksaußen scheiterte zehn Sekunden vor Schluss aus für einen finalen Wurf vielleicht zu spitzem Winkel am gut aufgelegten Sven Bartmann im Bayer-Gehäuse und stürzte den TVK zwar nicht ins tiefe Tal der Tränen, aber in ein Wechselbad widerstreitender Gefühle: In den Frust über knapp verpasste "big points" mischte sich der berechtigte Stolz über eine grandiose Leistung. "Die müssen wir jetzt in die Spiele gegen die Tabellennachbarn mitnehmen", hat - zumindest - Ronny Rogawska erkannt, worauf es ankommt: die richtige Einstellung im richtigen Moment. Und auch Alexander Koke zog seine Lehren aus dem Lokalderby: "Wir müssen hellwach sein - von der ersten bis zur letzten Sekunde."

(NGZ)
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