Lokalsport TVK geht zu fahrlässig mit Chancen um

Korschenbroich · Handball-Drittligist TV Korschenbroich muss lernen, Ergebnisse auch mal zu verwalten: Im Spitzenspiel gegen den Leichlinger TV war der TVK zwar spielerisch besser, brachte seine Führung aber nicht ins Ziel und unterlag mit 32:34.

 Und wieder ist Mathias Deppisch den Leichlingern Ousse Lajnef und Joshua Reuland (v.r.) entwischt und erzielt einen seiner fünf Treffer. Doch alleine mit Tempo lassen sich in dieser Dritten Liga nicht alle Spiele gewinnen.

Und wieder ist Mathias Deppisch den Leichlingern Ousse Lajnef und Joshua Reuland (v.r.) entwischt und erzielt einen seiner fünf Treffer. Doch alleine mit Tempo lassen sich in dieser Dritten Liga nicht alle Spiele gewinnen.

Foto: TVK/Joachim Hering

Es gibt Handballspiele, da ahnt man schon früh, in welche Richtung sie laufen, auch wenn die Zwischenstände auf der Anzeigetafel scheinbar das Gegenteil aussagen. Ronny Rogawska, durch das Stahlbad zahlloser Partien in Erster, Zweiter und Dritter Liga als Spieler und Trainer gegangen, besitzt diese Gabe. "Es hätte alles so schön sein können", sagte der Däne, in der vierten Saison auf der Bank des TV Korschenbroich, als er am Freitagabend zur zweiten Halbzeit aus der Kabine kam.

Dabei führten seine Schützlinge zu diesem Zeitpunkt im Spitzenspiel der Dritten Liga West gegen den bis dahin gleichfalls ungeschlagenen Leichlinger TV mit 17:14, hatten die zum Kreis der Aufstiegsanwärter zählenden Gäste aus der Blütenstadt weitgehend beherrscht und zwanzig Minuten lang ihren vielleicht besten Handball seit dem Rückzug aus der Zweiten Liga gespielt.

Was Rogawska trotzdem ernüchterte, war die Fahrlässigkeit, mit der die Korschenbroicher bis dahin mit ihren Tormöglichkeiten umgegangen waren und die grundlose Hektik, die sie selbst nach einer Sechs-Tore-Führung (11:5, 17.) nicht ablegten. So etwas bleibt im Ballsport selten ungestraft. "Wir müssen viel ruhiger spielen", sagte der Däne und hatte das auch in der Kabinenansprache deutlich gemacht. Das Problem: Nach den Abgängen von Marcel Görden und Christoph Gelbke und ohne den immer noch verletzten Tom Wolf fehlt ihm ein Spieler, der solche Marschregeln auf dem Parkett umsetzt.

Michel Mantsch, Justin Müller und Nicolai Zidorn, sein Personal für die Mitte und den linken Rückraum, verkörpern den gleichen Spielertyp: flink, wendig, stark im Eins-gegen-Eins und vom Tempo lebend. Aber eben (noch) nicht in der Lage, ein Spiel zu kontrollieren und einen Vorsprung einfach zu verwalten. So kam es zum offenen Schlagabtausch - und in dem zogen die Korschenbroicher am Ende mit 32:34 den Kürzeren, weil sie nicht die Abgebrühtheit und Abgeklärtheit besitzen, mit denen die Gäste zu Werke gingen. Die Leichlinger verdienten sich den Sieg, den selbst ihr Trainer Frank Lorenzet als "überaus glücklich" einstufte, weil sie unbeeindruckt von Zwischenständen oder den zahlreichen eigenen Fehlern einfach ihren Stiefel weiterspielten, bis ihnen beim 31:31 (56.) der überhaupt erste Gleichstand der Partie und 126 Sekunden vor Schluss beim 33:23 durch den siebten Treffer von Tim Hilger die erste Führung gelang.

Die Hausherren hingegen wurden zusehens hektischer und nervöser. Statt wie geplant aus einer starken Deckung ruhig nach vorne zu spielen, führten die Fehlpässe und Fehlwürfe (allein fünf vom Siebenmeterpunkt) zur Verunsicherung der Defensivabteilung, die den Leichlingern am Ende allzu viele allzu leichte Tore ermöglichte. Der anfangs ganz starke Paul Keutmann baute zwischen den Pfosten in gleichem Maße ab wie seine Vorderleute - und Benedikt Köß, der dem Ganzen vielleicht eine Wende hätte geben können, saß aus beruflichen Gründen nicht auf der Bank.

So stand unterm Strich die erste Saisonniederlage und der erste Leichlinger Sieg in der Waldsporthale überhaupt. "Bitter, ganz bitter, so wie es gelaufen ist", fand das Manager Kai Faltin. Und Rogawska bilanzierte in seiner trockenen Art: "Wir haben uns heute ein bisschen selber verarscht." Spielerisch zählt dieser TVK sicher zu den Top-Teams der Liga, doch das ist eben nicht alles, worauf es im Handball ankommt. Marcel Görden, der langjährige Leitwolf der Korschenbroicher, machte seinen ehemaligen Mitspielern allerdings Mut: "Ihr habt so geil gespielt, darauf könnt ihr aufbauen." Allerdings nur, wenn bei aller Spielfreude (mindestens) einer die Übersicht behält.

(NGZ)
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