Lokalsport TV Korschenbroich steigert sich enorm - und verliert trotzdem

Korschenbroich · Bei der 27:30-Niederlage gegen GWD Minden II zeigt der Handball-Drittligist endlich Kampf- und Teamgeist - aber macht wieder zu viele Fehler.

 Erik Hampel, hier gegen Mindens Justus Richtzenhain, zeigte seine bisher beste Leistung, seit er das Trikot des TV Korschenbroich trägt. Dem Linkshänder gelangen sechs Tore - zu wenig zum ersten Heimsieg.

Erik Hampel, hier gegen Mindens Justus Richtzenhain, zeigte seine bisher beste Leistung, seit er das Trikot des TV Korschenbroich trägt. Dem Linkshänder gelangen sechs Tore - zu wenig zum ersten Heimsieg.

Foto: Michael jäger

Der TV Korschenbroich hat schon viele bittere Niederlagen einstecken müssen in dieser Spielzeit. Doch das 27:30 (Halbzeit 13:14) gegen die Bundesliga-Reserve von GWD Minden war die vielleicht bitterste überhaupt in den bisherigen elf Saisonspielen.

Denn so nah an einem Punktgewinn war der Handball-Drittligist zumindest in der heimischen Waldsporthalle noch nie wie an diesem Samstagabend. Eine Halbzeit lang waren die Gastgeber sogar spielbestimmend und das bessere Team - und das im ersten Durchgang, in dem sie bei den voraufgegangenen Pleiten gegen Krefeld, Dormagen und Schalksmühle so jämmerlich versagt hatten.

Am Ende freilich war es das gleiche Lied: Zu wenig Zupacken in der Defensive, zu viele (kleine) Lässlichkeiten im Angriff bedeuteten unterm Strich die neunte Saisonniederlage. Die Hoffnung, der TVK könnte noch vor Ende der Hinrunde oder überhaupt einmal in dieser Spielzeit die Abstiegsränge verlassen, ist dadurch tabellarisch um einiges geringer geworden.

Atmosphärisch nicht. Denn den hängenden Köpfen seiner Schützlinge zum Trotz stellte Trainer Ronny Rogawska nach dem Schlusspfiff fest: "Ich habe heute endlich eine Entwicklung gesehen." Eine zum Positiven sogar. Denn die Korschenbroicher zeigten, dass sie kämpfen können statt nach Rückständen und Rückschlägen depressiv übers Parkett zu traben. Und sie zeigten, dass sie - vorrangig in den Personen von Aaron Jennes und Erik Hampel, die mit sieben beziehungsweise sechs Treffern die besten Feldtorschützen waren - durchaus in der Lage sind, das Spielgerät im gegnerischen Gehäuse unterzubringen.

Ihr erneutes Schicksal besiegelten die Hausherren praktisch in zweieinhalb Minuten. Zwei Fehlwürfe und ein Fehlpass erlaubten Minden, nach der Pause auf 17:13 wegzuziehen, zwangen Rogawska, schon viel zu früh, nämlich nach 32:02 Minuten, seine bereits dritte Auszeit zu nehmen, was ihn der Möglichkeit taktischer Einflussnahme in der Schlussphase beraubte. Anders als zuletzt ergaben sich die Korschenbroicher aber nicht in dieses Schicksal, sondern kämpften sich gegen individuell und spielerisch überlegene Gäste immer wieder heran.

Nur: Immer, wenn sie bis auf einen Treffer verkürzen oder gar ausgleichen konnten, machten sie wieder jene dummen Fehler, die sie zu einem Abstiegskandidaten stempeln. Fehlpass, Stürmerfoul, verworfener Siebenmeter - das alles spielte Minden in die Karten, dessen Trainer Moritz Schäpsmeier hinterher zugab: "Wir haben uns heute sehr schwergetan." Was in Korschenbroicher Ohren anno 2017/18 bereits wie ein Kompliment klingt. In Rogawskas Augen waren es "Kleinigkeiten und fehlendes Glück", die die Partie zu ungunsten des TVK entschieden. Da hatte der Däne sicher nicht Unrecht. In erster Linie fehlen dem TVK aber Routine und Cleverness, damit die Abwehr nicht immer offen wie ein Scheunentor in der Gegend herumsteht, denn so ist der Begriff vom "Handballdorf" sicher nicht gemeint.

Die lassen sich im laufenden Spielbetrieb, zumal im Kampf gegen den Abstieg, freilich nur schwer erlernen. Da hilft wohl tatsächlich nur die Verpflichtung eines Spielers weiter, der über ebensolche Eigenschaften verfügt. Die Einsicht scheint inzwischen in den Korschenbroicher Köpfen angekommen. Selbst Manager Kai Faltin spricht davon, "dass dieser Mannschaft ein frischer Wind durch einen neuen Spieler gut tun" würde. Denn sonst drohen dem TVK fürwahr stürmische Zeiten.

(NGZ)
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