Lokalsport TSV siegt im Vier-Punkte-Spiel

Als der Hexenkessel in der "Hölle Süd" losbrach, behielt Handball-Bundesligist TSV Dormagen kühlen Kopf und verteidigte seinen Pausenvorsprung von 17:12 bis ins Ziel. Nach dem 30:28-Sieg bei der HBW Balingen-Weilstetten stehen die Chancen im Abstiegskampf nun wieder günstiger.

 Noch sind die Mienen angespannt: Sebastian Linder, Kai Wandschneider und Konstantinos Chantziaras (v.l.) wissen kurz vor dem Schlusspfiff in Balingen noch nicht so recht, ob sie schon jubeln dürfen.

Noch sind die Mienen angespannt: Sebastian Linder, Kai Wandschneider und Konstantinos Chantziaras (v.l.) wissen kurz vor dem Schlusspfiff in Balingen noch nicht so recht, ob sie schon jubeln dürfen.

Foto: NGZ

Balingen Draußen tobte der Schneesturm, drinnen die Zuschauer: Spätestens, als Ralf Damian und Frank Wenz zweieinhalb Minuten nach Wiederanpfiff zwei Balinger fast synchron auf die Strafbank schickten, machte die "Hölle Süd" ihrem Namen alle Ehre. 2125 Zuschauer — die restlichen 25 kamen aus Dormagen — verwandelten die Sparkassen-Arena in ein Tollhaus, bedachten jede Aktion des TSV Dormagen gnadenlos mit Pfiffen. Doch die Gäste — und die Unparteiischen — behielten im akustischen Inferno kühlen Kopf und dürfen nach ihrem unverhofften 30:28-Sieg (Halbzeit 17:12) beim punktgleichen Abstiegskonkurrenten nun vom direkten Klassenerhalt träumen.

Zumindest dann, wenn sie in den Schlüsselbegegnungen der restlichen Saison immer so spielen wie in der ersten und immer so kämpfen wie in der zweiten Halbzeit dieses von den Gastgebern so titulierten "Vier-Punkte-Spiels" (HBW-Trainer Rolf Brack). Dass es um so viel ging, war den Balingern freilich erst nach der Pause anzumerken, als sie ihre kämpferischen "Tugenden" in die Waagschale warfen.

Bis dahin hatten die Hausherren versucht, dem TSV allein mit spielerischen Mitteln beizukommen — und dabei zwischen der 15. und 25. Minute ihr Waterloo erlebt: Zehn Minuten blieb der HBW ohne Treffer, erlaubte den Dormagenern in dieser Phase, von 10:10 auf 15:10 davon zu ziehen — und das, obwohl die Gäste 77 Sekunden davon in doppelter Unterzahl (Zeitstrafen Linder und Wisotzki, 24.) verbringen mussten. "Erstaunlich" nannte Trainer Kai Wandschneider diese erste Halbzeit aus Sicht der Gäste, attestierte seinen Schützlingen ein "souveränes" Angriffsspiel. In der Tat leisteten sich die Dormagener in den ersten dreißig Minuten nur acht Fehlwürfe bei 25 Versuchen.

Eine Traumquote, die so nicht durchzuhalten war. Zum einen, weil sich der nach 14 Minuten eingewechselte Ex-Solinger Ivan Zoubkoff im HBW-Gehäuse stetig steigerte und mit 13 Paraden die erneut guten TSV-Schlussleute (Vortmann neun bis zur 44. Minute, Feshchanka drei) noch leicht überflügelte. Zum anderen, weil der Balinger Deckung im zweiten Durchgang jedes Mittel recht war, die Gästeangriffe zu unterbinden. Und drittens, weil den nur neun eingesetzten Dormagener Feldspielern die Kräfte schwanden. "Einige wie Patti Linder oder Florian Wisotzki konnten am Ende kaum noch laufen", meinte Wandschneider.

Das kompensierte der TSV durch Moral, nie erlahmenden Kampfgeist und die Tatsache, dass die wenigen Personalwechsel keinen Bruch ins Gefüge brachten — auch, weil seine beiden Griechen endlich einmal ein Leistungsvermögen offenbarten, dass sie zu vollwertigen Teammitgliedern macht: Dinos Chantziaras erzielte die wichtigen Treffer zum 26:24 (53.) und 27:25 (56.), als die Balinger erstmals seit dem 10:10 wieder auszugleichen drohten. Und Spyros Balomenos zeigte gegen seinen Ex-Klub "die beste Leistung, seit er bei uns ist", lobte Wandschneider den Halblinken — und das nicht, weil er mit seinen Treffern zum 29:27 (58.) und 30:27 (59.) endgültig den Weg zum so eminent wichtigen Sieg ebnete.

(NGZ)
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