Lokalsport TSV: Acht Punkte gegen den Abstieg

Aufgefallen: Der Sieg in Balingen hat Dormagens Chancen auf den Klassenerhalt schlagartig verbessert.

Benjamin Chatton war aller jugendliche Schwung abhanden gekommen. Wie ein Häufchen Elend hockte der seit knapp einem Jahr im Amt befindliche Geschäftsführer der HBW Balingen-Weilstetten bei der Pressekonferenz neben Rolf Brack. Der Schock der 28:30-Heimniederlage gegen den bis dahin punktgleichen TSV Dormagen war ihm noch mehr in die Glieder gefahren als seinem Trainer. Tapfer bemühte Chatton die im Abstiegskampf aller Sportarten üblichen Floskeln: "Mit einem Sieg wären wir nicht gerettet gewesen. Deshalb sind wir jetzt auch noch nicht abgestiegen."

Doch mit Blick auf die Tabelle, die Balingen mit nun zwei Punkten Rückstand auf den TSV auf dem Relegationsplatz 16 ausweist, und auf das Restprogramm schwant dem HBW-Manager wenig Gutes. Denn die Balinger (10:34 Punkte) haben nach den beiden aufeinanderfolgenden Heimniederlagen gegen Melsungen und Dormagen nur noch vier Duelle mit direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt vor der Brust — und davon nur noch die gegen Minden, Magdeburg und Düsseldorf in der heimischen Sparkassen-Arena. Reisen müssen die Balinger noch nach Wetzlar, doch in der Fremde haben sie bisher nur zwei Spiele (in Dormagen und Düsseldorf) gewonnen.

Chatton dürfte nicht der einzige Manager eines abstiegsgefährdeten Klubs sein, dem der Dormagener Höhenflug — vier Siege aus den letzten sieben Spielen — Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Schließlich galt der TSV Mitte Dezember noch als Abstiegskandidat Nummer eins. Jetzt hat er drei Punkte Vorsprung auf den ersten direkten Abstiegsplatz, den momentan die HSG Düsseldorf (9:35 Punkte) einnimmt. Und die geht mit einer ganz schweren Hypothek in den Rest der Saison. Denn sie erwartet im heimischen Burg-Wächter-Castello nur noch Mannschaften aus den Top-Ten, muss dagegen noch bei allen direkten Konkurrenten auswärts antreten, darunter am letzten Spieltag (5. Juni) in Dormagen.

Naturgemäß die schwierigste Ausgangsposition hat GWD Minden, denn bei 7:39 Zählern beträgt der Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz fünf Punkte. Dormagens Trainer Kai Wandschneider warnt allerdings davor, die Ostwestfalen bereits abzuschreiben: "Denen ist alles zuzutrauen, die haben sich schon zwei Mal am allerletzten Spieltag gerettet". Immerhin kann Grün-Weiß noch fünf Mal gegen direkte Konkurrenten antreten, zu Hause gegen Melsungen, Hannover und Magdeburg sowie in Balingen und (am 1. Mai) in Dormagen. Und in der Fremde gelangen immerhin drei Unentschieden. Auswärts noch sieglos ist der TSV Hannover-Burgdorf, was den Aufsteiger trotz seiner 13:31 Punkte noch in die Bredouille bringen könnte. Denn er hat nur noch vier Spiele gegen die direkte Konkurrenz, zu Hause gegen Düsseldorf und Wetzlar, auswärts in Dormagen (1. April) und Minden. Doch kein anderes Team aus der Abstiegszone hat schon so viele Überraschungspunkte gegen die "Großen" (24:24 in Lübbecke, 26:25 gegen Lemgo, 30:29 gegen Göppingen, 27:25 gegen Magdeburg) geholt wie die Hannoveraner.

Bleiben drei Teams, die eigentlich mit dem Abstiegskampf nichts zu tun haben wollten. Von denen hat die HSG Wetzlar (15:29) trotz 3:19 Punkten aus den letzten elf Spielen die komfortabelste Ausgangsposition: Sie empfängt nämlich noch Magdeburg, Düsseldorf, Balingen und Melsungen in der heimischen Rittal-Arena, muss nur noch in Hannover antreten. Ähnliches gilt für Melsungen, das sich angesichts von 16:26 Punkten allein mit Heimsiegen gegen Dormagen (am 20. März), Magdeburg und Düsseldorf— Auswärtsspiele noch in Minden und Wetzlar — aus dem dicksten Abstiegsstrudel heraushalten kann.

16 Punkte hat auch der SC Magdeburg. Trotzdem können die im freien Fall befindlichen Bördeländer (0:10 Punkte in Folge) noch gehörig in Abstiegsnot geraten. Schließlich müssen sie noch in Wetzlar, Balingen, Melsungen, Dormagen (am 24. Mai) und Minden antreten. Zu Hause erwarten sie nur noch die HSG Düsseldorf. Die Partie am Mittwoch könnte so zum Schlüsselspiel für beide werden.

Und der TSV Dormagen? "Acht Punkte brauchen wir mindestens noch, um drin zu bleiben", rechnet Kai Wandschneider hoch und hofft, dass sechs zum Erreichen des Relegationsplatzes reichen. Die sollten zu Hause gegen die direkten Konkurrenten Hannover, Minden, Magdeburg und Düsseldorf zu holen sein — "aber wenn sich einer aus unserem dezimierten Kader verletzt, kann's das schon gewesen sein", bleibt der Trainer vorsichtig. Schließlich weiß Teammanager Thomas Dröge: "Bei uns ist alles möglich — in positiver wie negativer Hinsicht."

(NGZ)
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