Radsport Tour de Neuss startet am Abend - Geschke sagt ab

Neuss · Es ist angerichtet: Auch ohne den kurzfristig abgesprungenen Simon Geschke verspricht die 14. Auflage der Tour de Neuss Mittwochabend großen (Rad-)Sport.

Tour de France: Simon Geschke kommen die Tränen
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Geschke kommen nach Alpen-Erfolg die Tränen

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Foto: dpa, sam

Stephan Hilgers ist sauer, stinkesauer sogar. Und das aus gutem Grund. Knapp dreißig Stunden vor dem Start der 14. Tour de Neuss Mittwochabend sah sich der Vorsitzende des veranstaltenden Neusser Radfahrervereins mit der Absage seines fest eingeplanten Zugpferdes konfrontiert: Simon Geschke, Sieger der 17. Etappe der Tour de France, Stammgast in Neuss und längst vom Sportlichen Leiter Andreas Kappes auf seiner Starterliste als Zusage abgehakt, verlangte für sein Engagement plötzlich mehr Geld.

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"Wir waren ja bereit, ihm mehr zu bezahlen als die vereinbarte Summe", sagt Hilgers. Doch als der Berliner im Trikot des Team Giant-Alpecin das Vierfache forderte, stieg der NRV-Vorsitzende aus dem Geschäft aus. "Irgendwo gibt es eine Schmerzgrenze", sagt Hilgers, "und wir müssen ja auch die Verhältnismäßigkeit wahren, was die anderen Fahrer anbetrifft." Von der Kurzfristigkeit, eine solche Summe aufzutreiben, ganz abgesehen. Simon Geschke wird stattdessen irgendwo in den Niederlanden starten Mittwochabend. "Schade für unsere Zuschauer", sagt der NRV-Vorsitzende, "aber ich hoffe, sie haben dafür Verständnis, dass wir uns nicht erpressen lassen."

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Zumal auch ohne den Berliner großer (Rad-)Sport geboten wird auf den 81 Runden mit Start und Ziel auf der Kaiser-Friedrich-Straße. Dafür werden die anderen sieben Fahrer sorgen, die mehr oder weniger direkt aus der Tour de France nach Neuss kommen: Vorjahressieger Andreas Schillinger, Emanuel Buchmann, Dominik Nerz, Paul Voss (alle Team Bora-Argon 18), Marcel Sieberg (Team Lotto-Soudal), Paul Martens (Team Lotto NL-Jumbo) und der Luxemburger Ben Gastauer (Team AG2R La Mondiale).

Weitere Klassefahrer wie der Deutsche Vizemeister Nikias Arndt (Team Giant-Alpecin), sein Vorgänger aus dem Jahr 2014, Phil Bauhaus (Team Bora-Argon 18) oder der Deutsche Meister von 2010 und Sieger des Tour de Neuss 2012, Christian Knees (Team Sky), haben gleichfalls das Zeug, sich in die seit der Premiere 2002 mit illustren Namen gespickte Siegerliste einzutragen.

Die Favoritenrolle dürfte nun bei Emanuel Buchmann liegen. Der 22-Jährige ist der Shootingstar des deutschen Radsports in diesem Jahr: Vor fünf Wochen sicherte er sich überraschend den Titel bei der Deutschen Straßenmeisterschaft, bei der Tour de France stürmte er auf der schweren Etappe den Tourmalet hinauf auf Rang drei und beendete die Frankreich-Rundfahrt auf Platz neun in der Wertung für den besten Jungprofi - und das alles im ersten Profi-Jahr des Ravensburgers, der mit vier weiteren Fahrern des Teams Bora-Argon 18 heute Abend starke Unterstützung mit auf den Rundkurs über Kaiser-Friedrich-Straße, Drususallee, Breite Straße und Kanalstraße bringt.

Vielleicht tut das Fehlen eines "Stars" dem Rennen um den "Großen Preis der SKg-Getränke", das um 19.15 Uhr gestartet wird, sogar gut. So wie im vergangenen Jahr, als nur vier "Tour-Asse" in Neuss Station machten, von denen sich Andreas Schillinger schließlich durchsetzte. Die Stimmung entlang des Rundkurses und auf der großen "Festwiese" an Start und Ziel, befanden die einschlägigen Experten hernach, soll besser gewesen sein denn je. Und die Wetterprognosen für heute versprechen einen zwar kühlen, dafür aber sonnigen und vor allem trockenen Renntag.

Der bereits um 16 Uhr mit dem Jugendrennen der U 17 und eine Stunde später mit dem der Junioren U 19 beginnt. Nicht mehr dabei in diesem Feld sind die Büttgener Sven Thurau und Marcel Peschges - die beiden 18-Jährigen wagen den Start im Eliterennen. Die Fußstapfen, die sie dort als Lokalmatadore auszufüllen haben, sind angesichts eines Andreas Beikirch (Sieger 2002), Markus Fothen (Sieger 2006), Joachim Tolles (Dritter 2013) und Nils Schomber (Dritter 2014) natürlich von enormer Größe - zumal die aus der Tour de France kommenden Fahrer meist von Beginn an ein hohes Tempo einschlagen.

Spätestens, wenn Mittwochabend um 19.15 Uhr der Startschuss ertönt, dürfte Simon Geschke kein Thema mehr sein - und der Zorn von Stephan Hilgers verraucht.

(NGZ)
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