Lokalsport Tigers verlassen Play-off-Bühne voller Stolz

Neuss · Nach dem 43:68 im dritten Spiel der Halbfinalserie gegen Wolfenbüttel ist die Saison für die Neusser Zweitliga-Basketballerinnen vorbei.

 Wolfenbüttels starke Kanadierin Christine Hyde versperrt der in Neuss spielenden US-Amerikanerin Briana Williams den Weg zum Korb, ihre Teamkollegin Brianna Rollerson (r.) sichert gegen Lotta Ellenrieder ab. Links Nina Rosemeyer.

Wolfenbüttels starke Kanadierin Christine Hyde versperrt der in Neuss spielenden US-Amerikanerin Briana Williams den Weg zum Korb, ihre Teamkollegin Brianna Rollerson (r.) sichert gegen Lotta Ellenrieder ab. Links Nina Rosemeyer.

Foto: Woi

Es hätte die Krönung einer schon vorher fantastischen Saison sein können, stattdessen überwog nach der klaren 43:68-Heimniederlage (Halbzeit 21:33) der TG Neuss Tigers in der entscheidenden dritten Partie der Play-offs um den Aufstieg in die Basketball-Bundesliga gegen das Wolfpack Wolfenbüttel Wehmut, ja sogar Trauer. Denn kurz vor Ostern, nur wenige Tage nach dem er beim 74:71-Sieg der Tigers in Spiel eins noch seinen Dienst an der Kasse in der Elmar-Frings-Sporthalle verrichtet hatte, verstarb vollkommen unerwartet Reiner Banse. Am Samstag ehrten die rund 300 Zuschauer den stillen Ehrenamtler mit einer Gedenkminute.

Mit dem Match endete in Neuss auch die überaus erfolgreiche Ära von Trainerin Janina Pils, die die TG in ihren insgesamt sieben Jahren im Verein nicht nur zu einer Topadresse in der 2. Liga Nord gemacht, sondern ihr Team auch dreimal in Folge ins Play-off-Halbfinale geführt hat. Nun neigt die 34-Jährige nicht zu Gefühlsausbrüchen, doch als sich zwei Minuten vor Spielschluss das Publikum von seinen Plätzen erhob, um beiden Teams für eine hochemotional geführte Serie zu danken, "da ist mir bewusst geworden, dass das jetzt die letzten Momente mit meiner Mannschaft, aber auch für mich als Coach, zumindest vorerst, sind." An ihrem Entschluss, sich nach zehrenden Jahren eine Auszeit zu gönnen, änderte diese Erkenntnis natürlich nichts. "Das habe ich mir ja sehr reiflich überlegt."

Während der 40 wiederum extrem intensiven Minuten auf dem Parkett blieb für derlei Überlegungen keine Zeit. Wenn Tigers auf Wölfe treffen, geht es zur Sache. So auch am Samstag. Obwohl die Gäste das brisante, aber von den beiden Unparteiischen Holger Lohmüller und Danjana Rey zumeist souverän geleitete Duell von Beginn an dominierten, schien bis ins letzten Viertel hinein noch alles möglich. Das Wolfpack, noch beseelt vom 87:43-Sieg am Ostermontag in heimischer Lindenhalle, markierte sofort sein Revier: Nach nur sechs Sekunden machte Christine Hyde per Dreier das 3:0, nach 20 Sekunden traf Theresa Simon zum 5:0 und erhöhte nach genau einer Minute auf 7:0. Ein weiterer Ballverlust von Briana Williams zwang Janina Pils nach nur 1:38 Minute zu einer frühen Auszeit. So richtig ins Spiel fanden die Gastgeberinnen ohne ihre nach dem disqualifizierenden Foul in Wolfenbüttel automatisch für eine Begegnung gesperrte Leitwölfin Jana Heinrich aber nie.

Im Angriff ließen die Wölfe den Ball klug zirkulieren und erspielten sich damit viele Wurfoptionen. Zudem kontrollierten sie die Bretter, holten in der ersten Hälfte doppelt so viele Rebounds wie die Tigers (28:14). Gar nicht unter Kontrolle brachten die Neusserinnen Christine Hyde: Die 1,80 Meter große Überathletin aus Kanada machte in der Offensive, was sie wollte - und zwar von jeder Position auf dem Feld: Bis zur Halbzeitpause standen für die 27-Jährige 19 Punkte (3/4 Dreier) und neun Rebounds zu Buche, am Ende 29 Punkte (6/7 Freiwürfe) und 18 Rebounds.

Entscheidend für die deutliche Niederlage der Tigers war indes ihre schwache Wurfausbeute: Mit einer Quote von 19 Prozent (12/64) aus dem Feld und gruseligen fünf Prozent (1/19) von jenseits der Drei-Punkte-Linie ist in dieser Liga kein Blumentopf zu gewinnen. Wirklich dran war der Zweite der Hauptrunde nach einem 8:21-Rückstand (12.) nur beim 17:23 (16.) und beim 29:37 (25.), doch hatte Wolfenbüttel durch Hyde und die für die Play-offs verpflichtete Nena Trajchevska jeweils die passende Antwort parat. Als die Tigers dann auch noch in Foulprobleme gerieten (Worthmann, Duggan, Asuamah-Kofoh, Spießbach), ging nichts mehr. Wichtig fand Janina Pils jedoch: "Wir können trotzdem erhobenen Hauptes und voller Stolz aus dieser Saison gehen."

(NGZ)
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