Lokalsport Sturzflug

Neuss · Die schlechten Nachrichten aus dem Galopprennsport häufen sich, darunter die vom schweren Sturz des Neusser Nachwuchsjockeys Robin Weber, der sich dabei den Ellenbogen brach.

 Zwangspause: Der überaus talentierte Nachwuchsjockey Robin Weber, hier nach seinem Sieg mit Red Dynamite am Dienstagabend auf seiner Heimatbahn in Neuss, stürzte im Training und brach sich dabei den Ellenbogen.

Zwangspause: Der überaus talentierte Nachwuchsjockey Robin Weber, hier nach seinem Sieg mit Red Dynamite am Dienstagabend auf seiner Heimatbahn in Neuss, stürzte im Training und brach sich dabei den Ellenbogen.

Foto: Klaus-Jörg Tuchel

Der auf einer allseits bestaunten Erfolgswelle reitende Neusser Nachwuchsjockey Robin Weber (16) hat sich bei einem Sturz auf der Kölner Rennbahn verletzt und wird wochenlang ausfallen. Sein Ausbilder Henk Grewe gegenüber dem Online-Portal galopponline: "Der Ellenbogen ist in jedem Fall gebrochen. Mehr wird ein MRT am Montag zeigen."

Die schlechten Nachrichten gingen weiter: In Bremen hat der Senat dem Rennverein die Botschaft überbracht, auf dem traditionsreichen Gelände in der Vahr ab 2018 dringend benötigte Wohnungen zu bauen. Der Rennbetrieb sei deshalb Ende 2017 einzustellen. In Frankfurt am Main droht das Ende der Rennbahn, weil auf dem Gelände in Niederrad das DFB-Ausbildungszentrum gebaut werden soll. Die Norddeutsche Landesbank als Besitzerin des Gestüts in Bad Harzburg wird den Zuchtbetrieb schließen und damit hat der Rennverein das große Problem der Unterbringung der Pferde für seine Rennwoche.

Das sind nur die nackten Fakten und wenn man unter dem meist sehr dünnen Eis die zahlreichen anderen, überaus fragilen Vereine nicht gönnerhaft und schamhaft verschweigt, dann hat der deutsche Galopprennsport mehr als nur die oben genannten Probleme. Der Brand in dem als Flüchtlingsunterkunft genutzten Herxheimer Waldstadion ist dabei in kaum nachrichtenarmen Zeiten nur noch eine Randnotiz, denn die großen Zeiten der Trab-und Galopprennen auf der Piste im Waldstadion in der Südpfalz sind schon lange Geschichte. Wie auch die Galopp Rennen in Gelsenkirchen-Horst, von Castrop-Rauxel ganz zu schweigen. Dort stehen längst Wohnungen.

Da bleibt als "gute Nachricht" der Kampf um die Championate der Trainer und Jockeys, der morgen ab 12.45 Uhr in Dortmund mit sieben Rennen in die nächste Runde geht. Mit einem Frontalangriff des siebenfachen Champions Andrasch Starke auf den führenden Alexander Pietsch. Beim Stande von 79:77 für Pietsch reitet Starke in allen sieben Rennen und Pietsch versucht sich in fünf. Bei den Trainern hat der mit einem Punkt führende Andreas Wöhler keinen Starter, sein Verfolger Peter Schiergen dagegen drei Optionen und es deutet vieles auf eine Meisterschaft von Schiergen hin. Für den Neusser Trainer Axel Kleinkorres starten Saquedo (1. Rennen) und American Day (6. Rennen). Auf American Day aus dem Stall von Erika Ulbricht sitzt Starke.

Der wäre im Normalfall allerdings nicht in Dortmund, sondern bei den Hongkong International Races auf der Bahn in Sha Tin. Dort sollte er die Stute Lovelyn reiten, doch sie hat sich (schon vor Ort) verletzt und nun ist Red Dubawi mit Andreas Suborics aus dem Stall von Erika Mäder in Krefeld der einzige deutsche Starter morgen früh um 7.50 Uhr MEZ. Ein Hauch von Neuss weht auch dort noch, denn der einstige Neusser Präsident Winfried Engelbrecht-Bresges (59) ist Chef des Hongkong-Jockey-Clubs. Die Wettumsätze dort sind an einem Tag deutlich höher als hierzulande in einem Jahr.

Positive Nachrichten gibt es wenigstens kurzfristig für Axel Kleinkorres, denn einen Stallwechsel wird es zumindest bis September 2016 nicht geben. Rennvereinspräsident Jan Vogel am Rande des letzten Neusser Renntages: "Wir werden uns das erst einmal in Ruhe anschauen, wenn die Flüchtlingsunterkunft bezogen ist." Auf der Bahn in Mülheim an der Ruhr hat sich der dortige Vorstand um einen Platz für die 30 Kleinkorres-Pferde bemüht.

Die sich häufenden Probleme im deutschen Galoppsport haben viele Ursachen. Teilweise sind sie lokal begründet. In Bremen zündelt die SPD/Grünen-Regierung seit Jahren gegen diesen Sport, während eine Große Koalition vor zehn Jahren noch acht Millionen Euro in die Bahn investierte. Auch mit Hilfe des Hotel-Investors am Rande der Bahn, der nun ebenso wie der Rennverein ein Problem hat. Allerding handelt es sich um einen bundesweit tätigen Bau-Unternehmer, der auch von den Plänen auf dem Rennbahngelände profitieren könnte.

Global leidet der Galopprennsport unter einem überschaubaren Potenzial an Führungskräften, die sämtlich Mehrfachfunktionen mit eigentlich unterschiedlichen Interessen bekleiden. Der in Hamburg lebende Bremer Andreas Jacobs ist ein weltweit tätiger Unternehmer, Züchter, Besitzer, zudem geplagter Rennbahnchef in Baden-Baden/Iffezheim. Vor der Großen Woche 2015 erklärte er in einem Interview mit dem Info-Dienst Galopp Intern: "Wir schaffen es nicht, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren." Niemand hat ihm widersprochen.

(NGZ)
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