Lokalsport Stiftung Sport fördert trotz Minuszinsen
Rhein-Kreis · Drastisch gesunkenen Zinserträgen steht eine Rekordzahl von Kaderathleten gegenüber. Olympia-Perspektivteam für Tokio gegründet.
Der Zeitpunkt könnte ungünstiger kaum sein. Während die Zinsen und damit die Erträge aus dem Stiftungskapital auf einen historischen Tiefstand gesunken sind, sind die (Individual-)Sportler aus dem Rhein-Kreis erfolgreicher denn je: 14 Athletinnen und 17 Athleten gehören einem A-, B- oder Perspektivkader ihres jeweiligen Fachverbandes an und erhalten deshalb eine monatliche Förderung in Höhe von 200 beziehungsweise 150 Euro durch die Stiftung Sport der Sparkasse Neuss und des Rhein-Kreises.
Damit das auch künftig so bleibt und die Sportstiftung neben der Individualförderung weitere Projekte und Maßnahmen finanziell unterstützen kann, "ist eine neue Art der Stiftungsfinanzierung nötig und unumgänglich", sagt Sparkassenvorstand Heinz Mölder. Will heißen: Wurde das Stiftungskapital bisher langfristig in Schatzbriefen angelegt, "müssen wir künftig in Aktien- und Immobilienfonds investieren, um überhaupt noch eine Rendite zu erhalten", sagt Mölder. Das gelte im übrigen für alle Stiftungen, "nicht nur die unseres Hauses", weshalb es bereits eigens auf anlagewillige Stiftungen zugeschnittene Fonds gibt.
166.464 Euro hat die Stiftung Sport im laufenden Jahr ausgeschüttet, was nur "durch den Zuschuss des Rhein-Kreises in Höhe von 70.000 Euro, aber auch einen Griff in die in den vergangenen Jahren gebildeten Rücklagen möglich war", erläutert Geschäftsführer Thomas Schütz. Er kalkuliert für das kommende Jahr mit ähnlichen Zahlen. Den Löwenanteil mit rund 60.000 Euro bilden die 13 bei unterschiedlichen, zum Teil dabei kooperierenden Vereinen angesiedelten Projekte (siehe Infokasten).
Die Individualförderung der 31 Athletinnen und Athleten (siehe Foto-Porträts) schlägt mit rund 57.000 Euro zu Buche. Mit 25.000 Euro jährlich wird das Teilinternat unterstützt, das TSV Bayer Dormagen und AC Ückerath in Dormagen betreiben. "Es erfüllt wesentliche Aufgaben der Spitzensportförderung im Nachwuchsbereich", sagt Schütz, "ein großer Teil der später von uns geförderten Kaderathleten hat diese Einrichtung durchlaufen." Mit knapp 6000 Euro schlägt der WM- und DM-Bonus zu Buche, der alljährlich bei der gemeinsam mit dem Rhein-Kreis ausgerichteten Sportlerehrung an die bei nationalen und internationalen Titelkämpfen erfolgreichen Sportler ausgezahlt wird.
Und weil in dreieinhalb Jahren, genau vom 24. Juli bis 9. August 2020 in Tokio die nächsten Olympischen Sommerspiele auf dem Programm stehen, gibt es weiterhin das "Olympia-Perspektivteam" des Rhein-Kreises. Das Quintett, das in Rio de Janeiro am Start war - die Säbelfechter Max Hartung und Matyas Szabo (beide TSV Bayer Dormagen), Boxer Hamza Touba (SG Kaarst), Ringerin Nina Hemmer (AC Ückerath) und der für das radnet Rose-Team startende Grevenbroicher Nils Schomber "planen, ihre Karriere bis dahin fortzusetzen", hat Schütz in Erfahrung gebracht.
Diese fünf werden zunächst zusätzlich zu ihrer Kaderförderung mit 150 Euro monatlich gefördert. "Sobald die Fachverbände ihre Olympiakader aufstellen, werden wir das Perspektivteam hoffentlich erweitern", kündigt Stiftungs-Vorsitzende Agnes Werhahn an. "Mit dieser Praxis haben wir sowohl nach Peking als auch nach London gute Erfahrungen gemacht", sagt Thomas Schütz.
Gleichwohl wird die Stiftung ihren Förderkanon unabhängig von der Zins- und Finanzentwicklung in absehbarer Zeit auf den Prüfstand stellen müssen. Das hängt mit den Reformbemühungen und Umstrukturierungsbestrebungen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zusammen, die eine Straffung der Leistungssportstrukturen vorsehen. "Das könnte bedeuten, dass wir deutlich weniger Kaderathleten haben als zur Zeit", sagt Schütz. Bis dahin gilt es, neue Finanzquellen aufzutun, "sonst können wir eine Förderung in der bisherigen Größenordnung nicht mehr leisten", sagt Heinz Mölder voraus.