Lokalsport So führt der Weg nicht aus der Krise heraus

Dormagen · Auch bei der 22:27-Niederlage gegen TuSEM Essen leistet sich Handball-Zweitligist TSV Bayer Dormagen viel viel zu Fehler im Angriff.

 Zwischen diesen beiden Handballern liegen mehr als 20 Jahre: Michael Hegemann (l.) wird im März 39 Jahre alt, Julian Mumme ist im August volljährig geworden. Ein bisschen Erfahrung, wie sie Hegemann oder Paul Trodler (31) den Essener Youngstern vermitteln, würde dem TSV Bayer gut zu Gesicht stehen.

Zwischen diesen beiden Handballern liegen mehr als 20 Jahre: Michael Hegemann (l.) wird im März 39 Jahre alt, Julian Mumme ist im August volljährig geworden. Ein bisschen Erfahrung, wie sie Hegemann oder Paul Trodler (31) den Essener Youngstern vermitteln, würde dem TSV Bayer gut zu Gesicht stehen.

Foto: Zaunbrecher

Appelle und Applaus helfen allein nicht mehr weiter: Trotz Unterstützung durch Sponsoren und Fans schlittert Handball-Zweitligist TSV Bayer Dormagen immer tiefer in die Krise und hinterlässt bei Trainer und Verantwortlichen Ratlosigkeit. Das 22:27 (Halbzeit 8:11) bei TuSEM Essen am Freitagabend vor der imposanten Kulisse von 1987 Zuschauern bedeutete die sechste Niederlage in Serie.

Und weil bis auf den biederen Aufsteiger aus Springe die hinter ihnen platzierten Teams zu punkten beginnen, droht den Dormagenern bald der Absturz ins Bodenlose - zumindest dann, wenn sie das nächste Heimspiel gegen den TV Neuhausen (feierte mit dem 36:32 über den TV Emsdetten den dritten Saisonsieg) auch noch verlieren sollten.

Die Länderspiel-bedingte Pause bis zu dieser Partie (am 14. November) wollen Björn Barthel und Jobst Wierich nutzen, um "viele Gespräche zu führen. Und zwar mit jedem einzelnen Spieler." Der Handball-Geschäftsführer und der Sprecher des Wirtschaftsbeirates lassen keinen Zweifel daran, dass dabei keine Belanglosigkeiten auf der Tagesordnung stehen werden. "Wir wollen wissen, wie sich jeder einzelne seine handballerische Zukunft vorstellt - ob in Dormagen oder anderswo", sagt Barthel.

Existenzielle Sorgen macht er sich trotz der misslichen aktuellen Lage keine: "Wir haben ein Reservoir an Talenten in der Hinterhand wie noch nie." So wie Julian Mumme. Der 18-Jährige stand am Freitagabend erstmals in der Startformation, und das in der Schaltzentrale auf Rückraummitte. Nicht nur, weil er den TSV nach zwei Minuten mit 1:0 in Führung warf - der A-Jugendliche machte seine Sache richtig gut. So gut, dass Trainer Jörg Bohrmann nach dem Schlusspfiff bekannte: "Dass Julian Mumme in der ersten Halbzeit unser bester Angriffsspieler war, sagt doch alles." Alles über die Leistung seiner Neben- und Vorderleute, die das Spiel nach gutem Beginn innerhalb von acht torlosen Minuten (4. bis 12.) aus der Hand gaben.

"Unerklärliche Fehler" bescheinigte Bohrmann hernach seinen Schützlingen, die im Gegensatz zu den voraufgegangenen Niederlagen diesem Rückstand ständig hinterher liefen und nie näher als bis auf zwei Tore an die Gastgeber herankamen, die ihrerseits auch keine handballerischen Bäume ausrissen an diesem Abend. Dass es das vielleicht niveau-ärmste Duell in der Geschichte beider Klubs seit dem ersten Aufeinandertreffen im Jahre 1987 war, zeigte die Phase zwischen der 14. und 20. Minute, in der überhaupt kein Tor fiel!

"Was wir uns hinten aufgebaut haben, stoßen wir vorne wieder um", schimpfte Bohrmann. Will heißen: Die leidlich gute Leistung der völlig umformierten Deckung (mit Max Bettin, Sebastian Linnemannstöns, Julian Mumme und Frederic Rudloff) verpuffte angesichts einer ergreifend harmlosen Vorstellung der Bayer-Offensive, die selbst acht (!) torlose Minuten der Essener nur nutzen konnte, um von 3:7 auf 4:7 zu verkürzen.

In der Schlussphase war nicht einmal mehr auf die Defensive Verlass. Jonas Ellwanger dürfte selten so leichtes Spiel gehabt haben, um sich mit acht Treffern zum besten Essener Torschützen empor zu schrauben - auch, weil beide Dormagener Torhüter sich dem allgemeinen Niveau anpassten und zusammen gerade mal sieben Bälle hielten. Ihr Kollege Sebastian Bliß machte das Dutzend an Paraden allerdings auch nur voll, weil die Gäste mit ihren Würfen genau dorthin zielten, wo sie es laut Anweisung ihres Trainers nicht sollten.

Und das scheint neben der Verletzungsmisere der Kern allen Übels zu sein beim TSV Bayer: "Die Spieler hören einfach nicht zu", sagt Bohrmann. Oder sie vergessen auf dem Weg von der Bank aufs Parkett das soeben Gehörte, weil sie im Kopf mit anderen Dingen beschäftigt sind. Sollten sie in den nächsten Tagen in den Gesprächen mit Björn Barthel und Jobst Wierich ähnlich abwesend sein, droht es finster zu werden unterm Bayer-Kreuz.

(NGZ)
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