Am Rande Sarajevo - Neuss per Linienbus ...

Neuss · Der Quirinus-Cup lebt von Geschichten. Schon die Geburtsstunde riecht nach Christbaumschmuck, Lebkuchen und Glühwein. Manfred Büschgens, sozusagen der "Urvater" des zu Beginn noch recht schnuckeligen Handballturniers, erinnert sich: "Es war im Advent 1982, als Volker Schimmelpfennig, damals Jugendwart der TG Neuss, und ich im Wohnzimmer seiner Hausmeister-Wohnung in der Münsterschule ein Handball-Jugendturnier in Neuss planten." Als Termin einigten sich die beiden auf den 25.

/26. Juni 1983. Büschgens erzählt weiter: "Und als Volker mich an jenem Abend an der Haustür verabschiedete, leuchtete über uns die Kuppel des Quirinus-Münsters. Und damit war die Sache klar: Quirinus-Cup - das war die Adresse, unter der wir die Handball-Jugend aus dem In- und Ausland in die alte Römerstadt locken wollten." Für manche ist der Weg an den Rhein jedoch beschwerlich. So erreichte den im Umgang mit Problemfällen aller Art geübten Wolfgang Spangenberger am Mittwoch eine Nachricht aus Bosnien-Herzegowina.

Am Telefon teilte ihm der für den Kontakt ins ehemalige Jugoslawien zuständige Jasmin Kartal mit, dass die Handballer des RK Kakanj nicht wie ursprünglich vorgesehen am gestrigen Donnerstag, sondern erst heute Morgen in Neuss ankommen würden. Kartal entließ den erstaunlich gefassten Funktionär des Neusser HV mit der nüchternen Ankündigung, der Linienbus sei dann um 9 Uhr in Düsseldorf ... Die gravierende Änderung des Zeitplans und das für Fernreisen eher ungewöhnliche Fortbewegungsmittel - das ungefähr 50 Kilometer nördlich von Sarajevo gelegene Kakanj trennen immerhin rund 1500 Kilometer von der Landeshauptstadt am Rhein - brachte Spangenberger jedoch nicht aus der Ruhe.

Statt die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen, erkundigte sich der Leiter der Realschule Holzheim nur schmunzelnd: "Welche Nummer hat denn der Bus?" Krisenmanagement für Fortgeschrittene. Dirk Sitterle

(NGZ)
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