Analyse Routiniers entscheiden den Aufstiegskampf

Rhein-Kreis · Nach fünf Spieltagen in der 3. Handball-Liga West haben die als heißeste Titelanwärter gehandelten VfL Eintracht Hagen und Neusser HV bereits erste Duftmarken gesetzt. Am anderen Ende der Tabelle muss sich der TV Korschenbroich mit einer gänzlich neuen Rolle anfreunden.

Analyse: Routiniers entscheiden den Aufstiegskampf
Foto: TVK Michael Jäger

Ein Sechstel der Saison liegt hinter den Handball-Drittligisten - und schon bietet die Tabelle der Gruppe West das Bild, das die meisten Experten erwartet hatten: Zweitliga-Absteiger VfL Eintracht Hagen und der Neusser HV liefern sich einen Zweikampf um die Spitzenposition - im Moment liegen die Neusser, die selbst nur einen Platz unter den ersten Sechs als offizielles Saisonziel ausgegeben haben, dank des um neun Treffer besseren Torverhältnisses vorne.

Analyse: Routiniers entscheiden den Aufstiegskampf
Foto: Michael Jäger

Es spricht einiges dafür, dass sich daran bis zum Saisonende am 6. Mai, wenn sich kurioserweise beide Klubs in der Hammfeldhalle gegenüberstehen, wenig ändert. Beide haben die größte Ansammlung von Routine aller 16 Drittligisten in die Waagschale zu werfen: Bei Hagen besitzt praktisch der gesamte Kader (mindestens) Zweitliga-Erfahrung, beim NHV sind die Schlüsselpositionen ähnlich routiniert besetzt.

 Unterschiedliche Charaktere, unterschiedliche Voraussetzungen, unterschiedliche Ziele: Alexander Koke (oben r.), Ronny Rogawska (oben l. im Gespräch mit Torhüter Max Jäger) und Ceven Klatt (unten) sind auf der Bank des TSV Bayer Dormagen, des TV Korschenbroich und des Neusser HV auch mit unterschiedlichem Erfolg in das erste Saisonsechstel der 3. Handball-Liga West gestartet.

Unterschiedliche Charaktere, unterschiedliche Voraussetzungen, unterschiedliche Ziele: Alexander Koke (oben r.), Ronny Rogawska (oben l. im Gespräch mit Torhüter Max Jäger) und Ceven Klatt (unten) sind auf der Bank des TSV Bayer Dormagen, des TV Korschenbroich und des Neusser HV auch mit unterschiedlichem Erfolg in das erste Saisonsechstel der 3. Handball-Liga West gestartet.

Foto: M. Jäger/A. woitschützke

Beide sind so breit aufgestellt wie kein anderer West-Drittligist. Dass Eintracht-Trainer Lars Hepp beim mit 28:24 gewonnenen "Spitzenspiel" in Dormagen einen Linkshänder mit Zweitliga-Erfahrung wie Pavle Karacic 45 Minuten auf der Bank sitzen lassen kann, spricht Bände - viele Klubs verfügen auf der rechten Angriffsseite (Außen und Halbrechts) nicht mal über zwei Linkshänder im Kader. Und auch in Neuss sitzen Spieler auf der Bank (oder der Tribüne), die bei den meisten anderen Drittligisten eine Stammplatzgarantie hätten. Der Vorteil: "Hinten 'raus", wenn anderen die Luft ausgeht, können beide personell noch einmal nachlegen - so machte der NHV am Samstag in Longerich in den letzten 13 Spielminuten aus einem Vier-Tore-Rückstand einen 24:21-Sieg. Und beide haben in Tobias Mahncke und Vladimir Bozic die wohl stärksten Torhüter der Liga, die ein Spiel (siehe Mahncke in Dormagen) auch mal "im Alleingang" entscheiden können.

Trotzdem wollen weder Hepp noch NHV-Trainer Ceven Klatt von solchen Alleinstellungsmerkmalen ihrer Teams und einem reinen Zweikampf um den Titel etwas wissen. Dass die Entscheidung in den direkten Duellen (am 17. Dezember und 6. Mai) fällt, glaubt keiner: "Dormagen und Krefeld werden da ein Wörtchen mitreden", ist Hepp trotz der ersten Niederlagen der beiden Konkurrenten überzeugt, "und dann gibt es noch ein paar Mannschaften, die dich schlagen können, wenn du nicht hundertprozentig aufpasst."

Der TV Korschenbroich wäre solch ein Team. Die "Wundertüte" der Liga bestätigte diesen Ruf durch ihre 27:32-Heimschlappe gegen Eintracht Baunatal erneut. Doch angesichts von 2:8 Punkten, die einen Abstiegsplatz zur Folge haben, scheint es mit der Lockerheit erst einmal vorbei zu sein beim TVK: "Für viele ist die Situation neu, aber wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir nun unter Druck stehen", sagt Trainer Ronny Rogawska, "jeder muss sich selbst hinterfragen und alles für den Erfolg geben. Die Emotionen und das Feuer erwarte ich nicht nur im Spiel, sondern auch in den Trainingseinheiten."

Freilich: Mit der SG Schalksmühle-Halver, der SG Ratingen und der noch punktlosen Reserve von GWD Minden stehen auch andere in der "Abstiegszone", die dort nicht erwartet wurden. Teams, die wie in den Vorjahren Bielefeld, Wiesbaden oder Habenhausen von vorneherein chancenlos sind, gibt es nicht - was bei drei Absteigern die Sache nicht einfacher macht.

(NGZ)
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