Lokalsport Rio fest im Blick

Neuss · Am 11. August be-ginnen im Velódromo da Barra die Bahnrad-Wettbewerbe der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Mit dabei sein will dann Nils Schomber aus Grevenbroich-Elsen.

Am Freitag starteten die Straßenfahrer des rad-net ROSE Teams mit ihrem Trainingslager auf Mallorca in die Saison 2016. Unter der Leitung des Sportlichen Leiters und U23-Bundestrainers Ralf Grabsch bereiten sich Pascal Ackermann, Patrick Haller, Michel Koch, Marco Mathis, Jan Tschernoster und Mario Vogt bis zum 27. Februar auf die bevorstehenden Aufgaben vor. Nicht mit im Flieger auf die balearische Ferieninsel saß Nils Schomber. Der 21 Jahre alte Bahnfahrer aus Grevenbroich hat andere Ziele. Für ihn und seine Teamkollegen zählt im Moment nur die Qualifikation für die Weltmeisterschaften vom 2. bis 6. März in London. Für die deutschen Jungs steht am Olympiastützpunkt in Frankfurt/Oder seit dem 10. Februar das WM-Fine-Tuning auf dem Vorbereitungsplan.

Vor gut einem Monat hatte Nils Schomber das letzte Mal durchgeatmet, die ungewohnte Ruhe genossen. Wobei das mit der Ruhe höchst relativ war, denn der 21-Jährige, der mit dem deutschen Bahnvierer beim Weltcup in Hongkong letzte Zweifel am Olympia-Start in Rio beseitigt hatte, liebt es auch in seiner raren Freizeit schnell und laut. Sein Rennkart, angetrieben von 32 Pferdestärken und ausgestattet mit 100 Kubikzentimetern Hubraum, ist nach dem Radsport die zweite große Passion in seinem Leben. "Das Teil habe ich schon ewig. Und immer, wenn es passt, fahre ich mit Freunden los. Wir waren auch schon auf der alten Michael-Schumacher-Bahn in Kerpen."

Für einige Tage wurde darum eine kleine Schrauber-Werkstatt in Dormagen zum zweiten Zuhause. Gelegenheit, Monate voller Rasanz richtig zu verarbeiten. Natürlich, "nach der letzten Saison hat eigentlich niemand mehr im Team gezweifelt, dass das mit Rio klappen würde", sagt der beim VfR Büttgen ausgebildete Elsener. "Wir kannten ja alle das Olympia-Ranking." Er genießt es, dass der Bahnvierer wieder im Fokus der Öffentlichkeit steht, "das ist erst mal nur schön." Aber er hat nicht vergessen, wie lang, wie hart und wie steinig der Weg zurück in die internationale Klasse war. Das einstige Aushängeschild des BDR (Bund Deutscher Radfahrer) lag am Boden, war nicht konkurrenzfähig und hatte folgerichtig die Qualifikation zu Olympia 2008 (Peking) und 2012 (London) verpasst. Als Nils Schomber nach bestandenem Abitur im Frühjahr 2013 zum deutschen UCI Continental rad-net ROSE Team stieß, "haben viele auf diesem Projekt rumgehackt", dabei gehören zur Kernmannschaft von Sven Meyer, der in Personalunion Sportlicher Leiter und zuständiger Bundestrainer ist, in Theo Reinhardt, Henning Bommel, Kersten Thiele, Maximilian Beyer und Domenic Weinstein inzwischen die Hoffnungsträger des deutschen Bahnradsports. Selbst der nach achtjähriger Unterbrechung in die deutsche Nationalmannschaft zurückgekehrte Leif Lampater startet in diesem Jahr für das rad-net Rose Team. Mit seinen 33 Jahren ist der Bahn- und Sechstagespezialist der Alterspräsident im deutschen Continental-Team.

Für Aufsehen hatten Schomber & Co. schon Anfang Dezember 2013 gesorgt, als sie beim Weltcup im mexikanischen Aguascalientes die 13 Jahre (!) alte Bestmarke in der Mannschaftsverfolgung über 4000 Meter knackten. Mit Rang drei beim Weltcup-Rennen in Guadalajara/Mexiko nur sechs Wochen später stellte das junge deutsche Team endgültig den Anschluss an die Weltspitze her.

Das Olympia-Ticket ist erstmal gesichert, ob auch Schomber zu den fünf deutschen Fahrern gehört, die in Rio vielleicht um Bronze fahren, entscheidet sich früh. Denn wohl schon heute nominiert Meyer seine Mannschaft für die 106. UCI-Bahn-Weltmeisterschaften im Lee Valley Velodrome in London. Im ehemaligen Olympic-Velodrome hatten 2012 die Bahnrad-Wettbewerbe der Olympischen Sommerspiele stattgefunden. Nils Schomber & Co. haben sich seit dem 25. Januar, zunächst im Trainingslager auf Mallorca, mächtig ins Zeug gelegt. Für den Grevenbroicher ist nämlich klar: "Wer bei der WM dabei ist, hat die besten Karten für Rio." Noch dürfen sich acht Fahrer berechtigte Hoffnungen machen. Sein Rennkart bleibt darum vorerst in der Box.

(NGZ)
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