Lokalsport Rio fest im Blick

Dormagen · Noch 280 Tage bis zum Beginn der Olympischen in Sommerspiele - in unserer Serie "Rio fest im Blick" beleuchten wir die Chancen der heimischen Olympiakandidaten. Heute: die Säbelfechter des TSV Bayer Dormagen.

Lokalsport: Rio fest im Blick
Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Den 4. April 2016 haben sich Max Hartung, Nicolas Limbach, Matyas Szabo und Benedikt Wagner dick im Kalender angestrichen. An diesem Montag fällt die Entscheidung, wer von den vier Musketieren des TSV Bayer Dormagen vier Monate später in der Carloca Arena in Rio de Janeiro um die olympischen Medaillen ficht.

Festlegen möchte sich Vilmos Szabo nicht. Doch der Bundestrainer der deutschen Säbelfechter klingt schon recht optimistisch, wenn er sagt: "Passieren kann immer noch etwas, aber ich denke, zwei von den Jungs werden in Rio dabei sein." Mehr geht nicht. Denn turnusgemäß steht im kommenden Jahr nur der Einzelwettbewerb im Säbel auf dem olympischen Programm. Besonders bitter für die Dormagener, die als aktueller Europameister und WM-Dritter ein ganz heißer Medaillenkandidat wären.

Doch das Thema ist längst abgehakt. "Daran denken wir überhaupt nicht mehr", sagt Benedikt Wagner. Dabei ist die Sache für ihn besonders bitter. Denn als Nummer 31 der aktuellen Weltrangliste besitzt der 25-Jährige kaum noch Chancen, zum zweiten Mal nach London 2012, als er im Einzel Rang 16 belegte, bei Olympia dabei zu sein. Wagners Motivation tut das keinen Abbruch: "Ich gehe die kommenden Weltcup-Turniere genau so an wie immer." Gestern flog er mit den Teamkollegen zum Gerevich-Kovacs-Karpati nach Budapest.

Das Weltcup-Turnier in der ungarischen Hauptstadt ist einer von fünfen Wettbewerben bis zum 4. April, deren Punkte für die Olympia-Qualifikation zählen. Besonders wichtig sind die Grand Prix-Turniere in Boston (12. Dezember) und Seoul (25. März), denn da gibt es mehr Weltranglisten-Punkte (48 für den Sieger) als bei einem Weltcupturnier (31).

Am Ende wird alles addiert - und wer in der "bereinigten" Weltrangliste (nur zwei Fechter pro Nation) unter den besten 14 steht, ist in Rio dabei. "Im Moment hätten alle drei dieses Kriterium erfüllt", sagt der Bundestrainer mit Blick auf Max Hartung, Nicolas Limbach und Matyas Szabo. Hartung, als Vize-Europameister und WM-Dritter zur Zeit die unangefochtene Nummer eins in Deutschland, belegt auf der (unbereinigten) Weltrangliste momentan als viertbester Europäer Platz sieben, Limbach ist Zehnter, Trainersohn Matyas Szabo folgt auf Rang 17.

"Max ist so gut wie durch", sagt der Bundestrainer, "zwischen den anderen beiden wird es ein hartes Duell um den einen dann noch freien Platz geben." Nicolas Limbach hat mit Platz drei beim Weltcup im georgischen Tiflis vor drei Wochen bereits eine erste Duftmarke gesetzt. Dem "Altmeister" - Limbach wird am 29. Dezember dreißig Jahre alt - traut der vier Jahre jüngere Max Hartung "alles zu. Der kann mich durchaus noch einholen." Zumal der Weltmeister von 2009 nach zweieinhalb Jahren, in denen sein Studium Vorrang besaß, noch einmal Blut geleckt zu haben scheint. Limbach lockt die dritte Olympia-Teilnahme nach Peking 2008 (9.) und London 2012 (5.). "Schwierigkeiten, mich fürs Training zu motivieren, hatte ich nie", sagt der 29-Jährige, der seit mehr als einem Jahrzehnt ununterbrochen in der Weltspitze ficht, "in die Wettkämpfe 'reinzukommen, fällt mir da schon schwerer."

Für die fünf Turniere bis 4. April gilt das freilich nicht. Limbach ist wieder voll da, und mit Blick auf Rio stellt er selbstbewusst fest: "Zum dritten Mal 'nur' dabei zu sein, wäre mir zu wenig." Will heißen: Mit ihm und Max Hartung besäße der TSV Bayer Dormagen dann zwei heiße Medaillenanwärter. Allerdings sagt Limbach auch: "Ich hätte aber genau so viel Bock, mit den Jungs noch mal Weltmeister zu werden." Denn weil bei Olympia nur im Einzel gefochten wird, steht vom 25. bis 27. April ebenfalls in Rio eine eigene Mannschafts-WM auf dem Plan.

Für Vilmos Szabo ebenso wie die Europameisterschaften im kommenden Jahr (20. bis 25. Juni im polnischen Torun) eine eher lästige "Beigabe" in der olympischen Saison. "Wenn zwei unserer Fechter sich qualifizieren sollten, konzentrieren sich die beiden ganz auf Olympia", rückt der Bundestrainer die Prioritäten zurecht. Das hat, wie er augenzwinkernd anfügt, auch einen ganz persönlichen Grund: "Eine olympische Medaille fehlt mir nämlich noch in meiner Sammlung."

(NGZ)
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