Lokalsport René Witte geht - Jens Sieberger ist schon da

Neuss · Vier Tage vor dem Lokalduell gegen den TV Korschenbroich tauscht Handball-Drittligist Neusser HV seinen Trainer aus.

 Der Abschied sei ihm "unglaublich schwer gefallen", sagt René Witte: Nach der vierten Saisonniederlage des als einer der Aufstiegsfavoriten in die Saison gestarteten Neusser HV zog der Trainer des Handball-Drittligisten die Reißleine, bleibt aber als Geschäftsführer Sport und Marketing weiter in der Verantwortung.

Der Abschied sei ihm "unglaublich schwer gefallen", sagt René Witte: Nach der vierten Saisonniederlage des als einer der Aufstiegsfavoriten in die Saison gestarteten Neusser HV zog der Trainer des Handball-Drittligisten die Reißleine, bleibt aber als Geschäftsführer Sport und Marketing weiter in der Verantwortung.

Foto: -woi

Die 25:26-Niederlage bei der SG Schalksmühle-Halver, die vierte in der erst sechs Spieltage alten Saison, war die letzte, die René Witte als Trainer des Neusser HV zu verantworten hatte. Bereits am Montagabend leitete Jens Sieberger seine erste Übungseinheit beim Handball-Drittligisten, der als einer der Aufstiegsfavoriten in die Spielzeit gestartet war, momentan aber nur durch das bessere Torverhältnis vom ersten Abstiegsplatz getrennt wird.

"Die Mannschaft steht jetzt in der Verantwortung, das habe ich ihr in meiner ersten Ansprache auch deutlich gesagt", erklärte Sieberger gegenüber unserer Redaktion. Der 39 Jahre alte Pädagoge am Düsseldorfer Lessing-Gymnasium, der seit dem Frühjahr die in der Nordrheinliga spielende A-Jugend des NHV trainiert, hat die bisherigen sechs Pflichtspiele seiner neuen Schützlinge live oder per Video studiert: "Warum es nicht richtig läuft, ist schwer zu sagen", meint der langjährige Bundesligaspieler von TV Niederwürzbach und HSG Düsseldorf. Er spricht von einer "Negativspirale, deren Grund man nicht immer erklären" könne. Fakt sei: "Die Truppe wirkt verkrampft. Die Mannschaft macht sehr viele Fehler und hat unerklärliche Schwächen im Abschluss."

Ob er daran in den wenigen Übungseinheiten bis zum ohnehin mit Spannung erwarteten Lokalduell am Freitag (20 Uhr, Hammfeldhalle) gegen den TV Korschenbroich etwas ändern kann, darauf ist Jens Sieberger selbst gespannt: "Natürlich ist es schwierig, von heute auf morgen etwas zu ändern, aber ich werde mein Augenmerk auf zwei, drei Schwerpunkte legen. Ich hoffe, dass durch den Trainerwechsel ein positiver Ruck durch die Mannschaft geht."

Darauf hofft auch René Witte. Der 37-Jährige, der den NHV in der Saison 2011/12 übernahm und zwei Jahre später zum Aufstieg in die Dritte Liga führte, hat laut Pressemitteilung der NHV1-Spielbetriebs GmbH von sich aus die Reißleine gezogen: "In einem Gespräch mit Geschäftsführer Thomas Koblenzer habe ich mitgeteilt, dass ich meinen Posten frei mache, um neue Kräfte freizusetzen", wird Witte darin zitiert, "es ist mir unglaublich schwer gefallen. Aber die Mehrfach-Belastung, die ich mit meinem Beruf, dem Traineramt und den anderen Tätigkeiten, die ich beim NHV1 im Bereich Management und Marketing ausführe, ist in unserer aktuell schwierigen Situation in der Liga einfach zu groß geworden."

Witte wird dem Drittligisten freilich erhalten bleiben, er übernimmt laut Pressemitteilung "neben dem Manager-Posten in der Spielbetriebsgesellschaft auch noch das Amt des Geschäftsführers Sport und Marketing." Thomas Koblenzer, geschäftsführender Gesellschafter der NHV1 Spielbetriebs- und Marketing GmbH, ist Witte dafür "sehr dankbar. Und deshalb freuen wir uns besonders, dass er unser Angebot angenommen hat und dem NHV1 als Geschäftsführer Sport und Marketing weiterhin erhalten bleibt." Seine Entscheidung, als Trainer aufzuhören, "bedauern wir außerordentlich, können sie aus seiner Sicht aber natürlich nachvollziehen," sagt Koblenzer. Witte will laut Pressemitteilung "weiter engen Kontakt zur Mannschaft halten" und "versuchen, den Verein von einer anderen Position aus voranzubringen, die Strukturen weiter zu entwickeln, zu professionalisieren und zweitligatauglich zu machen. Wir haben in Zukunft schließlich noch viel vor."

Jens Sieberger wird zunächst kommissarisch die A-Jugend weiter betreuen, zusammen mit Ceven Klatt, der auch "spielender Co-Trainer" des Drittliga-Teams bleibt. Der Zeitpunkt des Wechsels sei natürlich ungünstig, "denn seit einem Monat habe ich das Gefühl, dass die Jungs wissen, was ich von ihnen will", sagt er mit Blick auf die neu formierte A-Jugend, die in der Nordrheinliga mit fünf Siegen und einer Niederlage auf Rang zwei liegt. Trotzdem soll möglichst schnell ein Nachfolger gefunden werden, "schließlich habe ich ja auch einen Beruf", sagt Sieberger, dessen Zwillingsbruder Peter Mannschaftsarzt beim Handball-Zweitligisten TSV Bayer Dormagen ist. Trainererfahrung im Seniorenbereich sammelte er beim ART Düsseldorf, wurde dort nach dem Abstieg aus der Dritten Liga durch den inzwischen wieder entlassenen Khalid Kahn ersetzt.

Die erste Partie unter seiner Regie bringt gleich ein pikantes Aufeinandertreffen: TVK-Trainer Ronny Rogawska war bei der HSG Düsseldorf lange Jahre sein Mitspieler, Co- und Cheftrainer, in der letzten Zweitliga-Saison saßen beide gemeinsam auf der Düsseldorfer Bank. "Wir sind privat gut befreundet", sagt Jens Sieberger, "aber das darf und wird am Freitag keine Rolle spielen."

(NGZ)
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