Lokalsport Radrennen soll zum Familienfest werden

Büttgen · Einstimmung auf die Tour de France: Am 1. Mai und am 2. Juli steht Büttgen jeweils einen Tag lang ganz im Zeichen des Radsports.

 Radsport als Familienfest - nirgendwo geht das besser, als wenn "Erste-Schritt-Radler" und Elitefahrer gemeinsam ihre Runden drehen.

Radsport als Familienfest - nirgendwo geht das besser, als wenn "Erste-Schritt-Radler" und Elitefahrer gemeinsam ihre Runden drehen.

Foto: Andreas Woitschützke

Günther Schumacher wurde 1972 in München und vier Jahre später in Montreal Olympiasieger mit dem deutschen Bahnvierer. Drei Mal war der gebürtige Rostocker Weltmeister in seiner Paradedisziplin, außerdem Vize-Weltmeister im 1000-Meter-Zeitfahren. Rückblickend auf seine große Karriere sagt der heute 67-Jährige: "Außer Olympia und WM sind die Rennen im Heimatdorf, wo Familie und Freunde zusehen, die schönsten."

Als Wahl-Büttgener - am Rottes in Vorst betreibt er seit Jahr und Tag ein Fahrradgeschäft - hatte er dazu ausreichend Gelegenheit. Denn seit 1963 veranstaltet der VfR Büttgen immer am 1. Mai sein Straßenrennen, das folgerichtig am Montag zum 55. Mal im Kalender steht. Schumacher gewann es 1972 und 1975 - und genauso wie sein drei Jahre älterer Olympiasieger-Kollege Udo Hempel (Sieger 1970 und '71) kann er sich heute noch an Rennverlauf und härteste Konkurrenten erinnern.

So sind sie, die Helden der Landstraße. Weshalb Andreas Beikirch, selbst fünffacher Sieger auf dem Büttgener Rundkurs und inzwischen Sportlicher Leiter der Traditionsveranstaltung, lapidar feststellt: "Wir brauchen keine großen Stars. Der Star ist das Rennen." Oder besser gesagt: Die neun plus zwei für Inline-Skater, die am 1. Mai das neunstündige Programm auf dem Rundkurs mit Start und Ziel auf der Pampusstraße ausmachen. Der im Übrigen, vor zwei Jahren aus der (Baustellen-)Not heraus geboren, inzwischen hohe Akzeptanz bei Fahrer wie Fans gleichermaßen findet. Natürlich, gibt Beikirch zu, wäre es schön, mal wieder einen der "Großen" der in seinen Augen erstaunlich prosperierenden deutschen Radsportszene am Start zu haben, doch das lassen weder der Terminkalender mit der zeitgleichen Konkurrenz durch das erstmals zur World-Tour gehörende "Eschborn-Frankfurt" (immer noch bekannt als "Rund um den Henninger Turm") noch der Etat der beiden Büttgener Radsporttage zu.

Dessen Löwenanteil fließt in den seit 1980 ausgetragenen "Spurt in den Mai", dessen 38. Auflage am Sonntagabend so stark besetzt ist wie lange nicht mehr (siehe gesonderten Bericht). Beikirch freut sich, dass ein halbes Dutzend Bahnfahrer, allen voran die Olympiafünften Nils Schomber und Henning Bommel, in Büttgen bleiben und am Montag auch den 900 Meter langen, für sie 80 Mal zu befahrenden Straßenkurs unter die Reifen nehmen.

Das Rennen, vor allem aber das "Drumherum" an der Strecke, sollen als Einstimmung dienen für die Tour de France, deren zweite Etappe am 2. Juli ebenfalls durch Büttgen rollt. Beide - langen - Tage sollen zu einem "Familienfest für den Radsport" werden, versprechen Gesamtleiter Friedhelm Kirchhartz und Udo Hempel, Initiator und fleißiger Organisator der Kaarster Initiative "Tour hautnah", übereinstimmend. "Einen Vorteil haben wir gegenüber der Tour de France: Bei uns sehen sie die Fahrer öfter", sagt Beikirch.

Und das nicht nur im Eliterennen über 72 Kilometer, das erstmals nicht den krönenden Abschluss des Renntages bildet, sondern bereits um 15.10 Uhr gestartet wird. Danach folgen noch die beiden Rennend der Speedskater. "Ein Experiment, um neues Publikum an die Strecke zu locken", sagt Kirchhartz. Denn auch ihm ist nicht verborgen geblieben, dass der Zuschauerandrang in den Vorjahren am dichtesten war, wenn die "Erste-Schritt-Rennen" im Zeitplan stehen, diesmal um 12.35 Uhr (Jahrgänge 2006 bis 2008), 14.15 Uhr (Jahrgänge 2009/10) und um 14.55 Uhr (Jahrgänge 2011 und jünger). Denn wenn schon Olympiasieger schwärmen, dass Rennen im Heimatdorf die schönsten sind - was soll da erst der Nachwuchs sagen.

(NGZ)
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