Lokalsport Neusser sammeln für Tour de France

Neuss · Am Rande der Tour de Neuss hat sich spontan eine Wirtschaftsinitiative gebildet, die die 100.000 Euro für eine Durchfahrt der Tour de France aufbringen will. Düsseldorf würde Neuss gerne ins Boot holen.

Lokalsport: Neusser sammeln für Tour de France
Foto: Woitschützke Andreas

Christian Stoll machte eine einfache Rechnung auf: "Wenn sieben Tour-de-France-Fahrer 12.000 Menschen an die Strecke locken - wie viele kämen dann erst, wenn die gesamte Tour de France hier vorbei rollen würde?"

 So könnte es am 2. Juli 2017 bei einer Durchfahrt der Tour de France durch Neuss aussehen, allerdings würde das Peloton die Kaiser-Friedrich-Straße in entgegengesetzter Richtung nehmen. Christian Stoll und Fränk Schleck würden sich freuen.

So könnte es am 2. Juli 2017 bei einer Durchfahrt der Tour de France durch Neuss aussehen, allerdings würde das Peloton die Kaiser-Friedrich-Straße in entgegengesetzter Richtung nehmen. Christian Stoll und Fränk Schleck würden sich freuen.

Foto: Woitschützke Andreas

Der erfahrene Radsport-Moderator, zum fünften Mal bei der Tour de Neuss am Mikrofon, kam aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus, als er erfuhr, dass in der Quirinusstadt eine Durchfahrt der Tour de France im kommenden Jahr kontrovers diskutiert wird: "Das ist eine einmalige Chance für jede Stadt, die man vielleicht nur ein Mal bekommt", sagt der Wahl-Berliner, der am Vorabend die nach fünfjähriger Pause wiederbelebte "Nacht von Hannover" mit dem Sieg von Sprintstar André Greipel kommentiert hatte und von der Stadt Mönchengladbach bereits als Sprecher für die erste Sprint-Wertung der zweiten Tour-Etappe am 2. Juli 2017 verpflichtet wurde.

Verwunderung über die Beschlüsse von Rat und Sportausschuss war am Mittwochabend kein Alleinstellungsmerkmal von Christian Stoll. Die Fans entlang des Rundkurses beantworteten die Frage: "Wollt Ihr im nächsten Jahr die Tour de France", mit einem ebenso einstimmigen wie lautstarken Ja.

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich im prominent besetzten "Vip"-Bereich auf der Wiese an Start und Ziel bereits eine Spontan-Initiative zugunsten der Tour de France 2017 gebildet. "Wenn die Politiker das nicht schaffen, dann müssen wir Unternehmer das selbst in die Hand nehmen", sagt David Zülow. Der Geschäftsführer der Zülow AG meint damit, jene 100.000 Euro aufzutreiben, die nötig sind, damit die zweite Etappe der Tour de France im kommenden Jahr auf ihrem Weg von Düsseldorf über Mettmann nach Mönchengladbach durch die Quirinusstadt führt. Jene 100.000 Euro, die laut Ratsbeschluss allein von Sponsoren ohne städtische Beteiligung aufzubringen sind. Erste spontane Zusagen gab es bereits am Mittwochabend, "die Hälfte haben wir damit fast schon zusammen", sagt Zülow, der in der kommenden Woche einen "letter of intent" an den zur Zeit noch urlaubenden Bürgermeister Reiner Breuer auf den Weg bringen will.

Eine Vorgehensweise, die Sven Teutenberg begrüßt. Der Ex-Profi, der die Tour de France 2001 auf Platz 81 des Gesamtklassements beendete, ist offizieller Tour-Beauftragter der Stadt Düsseldorf. In dieser Funktion war der 43-Jährige, dessen Vater die Radsportler der SG Kaarst trainiert, auch zur Tour de Neuss gekommen, mit einer klaren An- und Aussage im Gepäck: "Wenn Neuss die 100.000 Euro zusammen bekommt, wird die Etappe auf jeden Fall durch Neuss führen. Wir von Düsseldorfer Seite würden uns freuen, wenn es so käme."

Während der endgültige Streckenverlauf von Tour-Veranstalter ASO festgelegt und im Spätherbst bekannt gegeben wird, war am Mittwoch hinter vorgehaltener Hand von einem Kurs durch Büderich, Neuss, Büttgen und den Kreis Viersen die Rede. Der Rhein-Kreis würde deshalb auf jeden Fall tangiert, "da sollte Neuss doch mal mit uns Kontakt aufnehmen", erklärt Kreisdirektor Dirk Brügge vielsagend.

(NGZ)
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