Lokalsport Neusser HV ist erstmals Favorit im Kreis-Derby

Neuss · "Das Spiel elektrisiert die Handball-Region", sagt NHV-Trainer Ceven Klatt vor dem Duell morgen (19 Uhr) mit dem TSV Bayer Dormagen.

 Im letzten Aufeinandertreffen am 22. Februar 2014 setzte sich der TSV Bayer Dormagen mit 31:25 gegen den Neusser HV durch. Alexander Kübler (l.) und Christopher Klasmann (verdeckt) waren damals schon dabei und treffen morgen wieder aufeinander.

Im letzten Aufeinandertreffen am 22. Februar 2014 setzte sich der TSV Bayer Dormagen mit 31:25 gegen den Neusser HV durch. Alexander Kübler (l.) und Christopher Klasmann (verdeckt) waren damals schon dabei und treffen morgen wieder aufeinander.

Foto: Heinz Zaunbrecher

So ändern sich die Zeiten: Als der Neusser Handballverein im Juli 1992 gegründet wurde, hatte der TSV Bayer Dormagen gerade seine fünfte Saison in der Bundesliga mit Platz sieben in der Nord-Gruppe abgeschlossen und sich mit dem Gewinn des "Liga-Cups" erstmalig für den IHF-Europapokal qualifiziert, der sie in den folgenden Monaten bis ins Endspiel gegen den spanischen Vertreter Teka Santander (mit Ausnahme-Handballer Talant Dujshebaev als Dreh- und Angelpunkt) führen sollte.

Wenn sich morgen Abend - Anpfiff in der Hammfeldhalle ist um 19 Uhr - NHV und TSV Bayer zum Kreis-Derby der 3. Liga West gegenüberstehen, gehen die Gastgeber erstmals als Favorit in einen Vergleich der beiden gerade mal 20 Kilometer getrennten Klubs. "Um das zu erkennen, muss man kein Handball-Experte sein, dafür genügt ein Blick auf die Tabelle", sagt Dormagens Spielertrainer Alexander Koke. Die weist die Neusser gleichauf mit dem ebenfalls verlustpunktfreien Zweitliga-Absteiger VfL Eintracht Hagen an der Spitze aus, die Gäste folgen mit respektvollem Abstand und sechs Minuszählern auf Rang vier.

"Für mich zählen die trotz ihrer drei Niederlagen zu den drei, vier Spitzenteams, die diese Liga beherrschen", rückt NHV-Trainer Ceven Klatt die Relationen zurecht. Und er möchte eines festgehalten wissen: "Die Dormagener reden immer gerne von ihrer jungen, unerfahrenen Truppe. Dabei haben die genau so erfahrene Leute wie wir - wenn Alex Koke mit seinen 37 Jahren noch selbst aufläuft, dann soll er nicht erzählen, dass die Weiterentwicklung der jungen Spieler wichtiger ist als die Ergebnisse."

Rrrrrrumssss - im Fußballgeschäft nennt man so was "Abteilung Attacke". Klatt nimmt freilich ein bisschen Brisanz 'raus, wenn er sagt: "Die ganze Handball-Region freut sich auf dieses Derby. Und wir freuen uns auch auf dieses Spiel - die Halle ist so gut wie ausverkauft, das wird bestimmt eine stimmungsvolle Atmosphäre."

Und bestimmt ein taktischer Leckerbissen. "Die Neusser verfügen mit ihrem großen Kader über viele verschiedene Varianten - darauf musst du immer eine Antwort haben", sagt Koke. Ob er sie über die volle Distanz von 60 Minuten hat, weiß er nicht - oder möchte es nicht verraten: "Das ist schon ein bisschen eine Sisyphus-Aufgabe: Konzentrierst du dich auf einen Spieler, springt der nächste in die Bresche", zeigt er die Vorteile der morgigen Gastgeber auf.

Koke kennt einen Teil der Neusser gut: "In Ferndorf bin ich zusammen mit Heider Thomas, Bennet Johnen und Niklas Weis Drittliga-Meister geworden und in die Zweite Liga aufgestiegen. Dass die jetzt in Neuss spielen, sagt alles über die Stärke des NHV." In seinen Augen bildet Neuss "zusammen mit Hagen die Ausnahmeteams der Liga." Trotzdem fährt er morgen nicht die 20 Kilometer rheinabwärts, um sich kampflos zu ergeben: "Für uns ist das ein toller Gradmesser, um zu sehen, wo wir stehen. Wenn es uns gelingt, die Achse Rückraum-Kreis zu unterbinden und die gewaltige Wurfkraft aus dem Rückraum wegzunehmen, können wir vielleicht mithalten."

Klatt setzt dem die Tugenden entgegen, mit denen seine Schützlinge 13 Siege aus 13 Spielen eingefahren haben: "Wir wollen wieder über die Abwehr und unser Umschaltspiel zum Erfolg kommen." Dafür steht ihm Stand gestern der komplette Kader zur Verfügung, auch der zuletzt zwei Mal pausierende Torhüter Vladimir Bozic ist wieder fit. Koke geht gleichfalls von einem vollen Aufgebot aus, nur Max Bettin musste mit einer Oberschenkelzerrung in zwei Trainingseinheiten passen.

Sollten nicht alle im Vorverkauf erworbenen Karten bis heute in der Geschäftsstelle (Münsterstraße 16) abgeholt werden, gibt es noch welche an der Abendkasse. NHV-Geschäftsführer René Witte bittet die Fans, "rechtzeitig zu kommen. Der Aufgang zur Tribüne ist eng, da könnte es sonst passieren, dass einige zu spät zu ihren Plätzen kommen." Und die dürften einiges verpassen, so viel ist klar.

(NGZ)
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