Lokalsport Neusser HV hat deutlich zugelegt

Neuss · In Tempo und Athletik verbessert, gehört der NHV zu den Drittliga-Favoriten.

Muss der Neusser HV nach seinem gelungenen Auftritt beim eigenen Pierburg-Cup sein Saisonziel nach oben korrigieren? Wer Zweitligist TuS Ferndorf schlägt und Erstligist TBV Lemgo hart am Rande einer Niederlage hat, kann eigentlich nicht mit einer Wiederholung des sechsten Tabellenplatzes aus der vergangenen Spielzeit zufrieden sein, auch wenn die aktuelle Dritte Liga West um einiges stärker sein dürfte als die der Saison 2015/16.

Schließlich sieht auch Trainer Ceven Klatt trotz drei starker Vorstellungen gegen Ferndorf (29:28 nach 17:12-Pausenführung), den VfL Gummersbach (24:32 nach 15:14-Pausenführung) und im gestrigen Spiel um Platz drei gegen Lemgo (31:32 nach 16:12-Pausenführung) vier Wochen vor dem ersten Meisterschaftsspiel gegen die SG Ratingen noch "einige Luft nach oben", vor allem in Sachen "Geduld und Konzentration: Wir treffen oft noch zu früh Entscheidungen, schließen oft zu früh ab."

Selbstkritik auf hohem Niveau. Gelingt es den Neussern, die Verfassung vom Cup-Wochenende über die Dauer der Saison zu halten, die Einstellung und Aggressivität, mit denen sie den Erstligisten über weite Strecken das Leben schwer machten, auch gegen vermeintlich schwächere Gegner auf die Platte zu bringen, sollten sie gemeinsam mit Zweitliga-Absteiger Eintracht Hagen den Rest der Liga dominieren. Der Kader ist breit, ein deutlicher Vorteil gegenüber den meisten Konkurrenten - beim Turnier fehlten noch die Außen Viktor Fütterer (Fingerbruch) und der aus Leichlingen gekommene Joshua Reuland (Außenbandanriss) - so breit, dass Klatt beinahe mit "zwei Blöcken" operieren kann. Was er in den drei Spielen auch tat. "Ich habe bewusst allen Akteuren Spielanteile gegeben", sagt der Trainer, ohne dass es bei den Wechseln zu einem nennenswerten Bruch in Spielfluss und Konzept gekommen wäre.

Was damit zu tun hat, dass seine Schützlinge in der Vorbereitung ihre Hausaufgaben gemacht haben. In Sachen Tempo, Athletik und Kondition haben die Neusser deutlich zugelegt gegenüber der vergangenen Spielzeit. "Das war auch unser Ziel", sagt Klatt und verrät schon ein wenig seine taktische Marschroute: "Wir wollen hohes Tempo gehen, weil uns dabei der große Kader mit den vielen Wechselmöglichkeiten in die Karten spielt." Mit dem Umschaltspiel zwischen Defensive und Angriff war der NHV-Trainer bereits hoch zufrieden.

Kollege Alexander Koke vom Liga-Konkurrenten TSV Bayer Dormagen sieht zwei weitere Vorteile auf Neusser Seite: "Die haben sich genau da verstärkt, wo meiner Meinung nach in der vergangenen Saison ihre Schwachpunkte lagen." Er meint damit zwischen den Pfosten, wo der Kroate Vladimir Bozic (33) einen starken Turnierauftritt hinlegte, der ihm den Pokal für den besten Torhüter bescherte, und auf der Mitte, wo der aus Schwartau gekommene Daniel Pankofer (35) klug Regie führt und Gegner, die ihn (noch) nicht kennen, mit seinen Schlagwürfen überrascht. Allerdings agiert er mitunter auch ein bisschen eigensinnig - sprengt das nicht das derzeit gut funktionierende Kollektiv, ist mit dem NHV in dieser Saison zu rechnen, zumindest als zweite Kraft hinter den gleichfalls vor Routine strotzenden Hagenern.

Fazit: Die Konkurrenz wird den NHV mehr denn je auf den Schild zumindest des Mit-Favoriten hieven - der Pierburg-Cup vermittelte den Eindruck, als ob sie damit nicht so ganz falsch lägen.

(NGZ)
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