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Dormagen · Im Herzen von Afrika, im senegalesischen Dakar, starten die Säbelfechter am Wochenende in die nach-olympische Saison. Höhepunkt ist die WM im eigenen Lande, die vom 19. bis 26. Juli 2017 in Leipzig ausgetragen wird.

Nein, ein schwarzer Fleck auf der sportlichen Landkarte ist Dakar sicher nicht - drei Jahrzehnte (bis 2008) war die senegalesische Hauptstadt Zielort der berühmt-berüchtigten Rallye Paris - Dakar. Für die Säbelfechter des TSV Bayer Dormagen soll die Reise in die umgekehrte Richtung führen: Mit dem Weltcup-Turnier in Dakar beginnt am Freitag die nach-olympische Saison, die mit einem Podestplatz bei den Weltmeisterschaften im eigenen Land enden soll.

"Leipzig ist unser Ziel", sagt Vilmos Szabo mit Blick auf die Titelkämpfe, die vom 19. bis 26. Juli 2017 in der Arena Leipzig ausgetragen werden. Weltmeisterschaften im eigenen Lande, egal in welcher Disziplin, sind immer etwas Besonderes, da bilden Fechter keine Ausnahme. Dennoch muss der Säbel-Bundestrainer zum Beginn der Weltcup-Saison auf seine stärksten Akteure verzichten: "Nach Dakar reisen wir mit der zweiten Mannschaft", sagt Szabo mit einem Schmunzeln.

Die ist immerhin so stark besetzt, dass sie von Richard Hübers angeführt wird - der 23-Jährige wurde 2015 Mannschafts-Europameister und belegte im Frühjahr Rang fünf bei der Team-WM in Rio de Janeiro. Auch Robin Schrödter (23) und Domenik Koch (21), der aus seinem Studienort im US-Bundesstaat Ohio direkt nach Dakar reist, gehören dem B-Kader des Deutschen Fechterbundes an. Raoul Bonah (17), der Vierte im Bundes, führt zur Zeit die deutsche Junioren-Rangliste an.

Eine Investition in die Zukunft. Die heißt Tokio 2020 - bei den Olympischen Sommerspielen in der japanischen Metropole dürfen die Säbelfechter anders als in Rio auch wieder im Mannschaftswettbewerb um Medaillen kämpfen. Was vielleicht dazu beigetragen hat, dass die insgeheim oder offen befürchteten Rücktritte von Leistungsträgern nach den Olympischen Spielen ausgeblieben sind. "Alle machen weiter", sagt Vilmos Szabo - und bezieht in dieses alle sogar "Altmeister" Nicolas Limbach mit ein. "Nico hält sich die Option offen, noch einmal anzugreifen", sagt der Bundestrainer über den Weltmeister von 2009, der Ende Dezember 31 Jahre alt wird und sich nach dem frühzeitigen Scheitern in der Olympia-Qualifikation ganz auf sein Studium konzentriert - bis Anfang 2018.

Das tun die anderen auch, wenngleich die Trainingspausen bei ihnen nicht ganz so lange dauern sollen. Benedikt Wagner (26), der Überraschungs-Europameister von diesem Jahr, hat in dieser Woche erstmals die Fecht-Klamotten aus dem Schrank geholt. Matyas Szabo (25), bei seinem Olympia-Debüt in Rio auf Platz acht bester Deutscher, absolviert zurzeit einen achtwöchigen Lehrgang bei der Bundeswehr . Max Hartung, gerade 27 Jahre alt gewordener Olympia-Zehnter 2016 und WM-Dritter von 2015, steigt im Februar wieder ins Training ein - er lebt im Moment durchgängig an seinem Studienort in Friedrichshafen.

Vilmos Szabo hat Verständnis für diese Lebensplanung seiner Schützlinge: "So ist das halt in Deutschland - wir haben keine Vollprofis wie die Russen, die Koreaner oder auch die Italiener, müssen uns aber mit denen messen." Und sich im Falle eines Scheiterns (wie in Rio) im Heimatland Kritik gefallen lassen - bis hin zu Mittelkürzungen durch das für den Sport zuständige Bundes-Innenministerium.

Jetzt steht heute erst einmal die Rallye nach Dakar auf dem Programm. Zum dritten Mal nach 2005 und 2014 wird der "Coupe du Monde" im Grand Theatre National der senegalesischen Hauptstadt ausgetragen. 95 Fechter haben gemeldet, darunter der Olympiazweite Daryl Homer aus den USA, der in Rio zum Alptraum für die Deutschen wurde. Die Revanche müssen Matyas Szabo und Max Hartung verschieben - vielleicht bis Leipzig 2017.

(NGZ)
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