Lokalsport Kreissportbund erstmals ohne Vorsitzenden

Rhein-Kreis · Am Tag vor der im Rahmen der Mitgliederversammlung angesetzten Feier zum 40-jährigen Bestehen des KSB trat Thomas Lang zurück.

 Ließen sich die Laune nicht verderben: (v.l.) KSB-Geschäftsführer Siegfried Willecke und der neue stellvertretende Vorsitzende Heinz-Peter Korte.

Ließen sich die Laune nicht verderben: (v.l.) KSB-Geschäftsführer Siegfried Willecke und der neue stellvertretende Vorsitzende Heinz-Peter Korte.

Foto: G. Salzburg

Wäre alles normal gelaufen, hätte das Gesangssextett Locally Grown sein Publikum ganz geschmeidig auf die im Anschluss an die Mitgliederversammlung arrangierte Feier "40 Jahre Sportbund im Rhein-Kreis Neuss" vorbereitet. Jedoch: So richtig in die Gänge kam der Festakt in der Aula des Norbert-Gymnasium auf dem Gelände des Klosters Knechtsteden nie. Als Partykiller fungierte ausgerechnet Thomas Lang, der am Tag zuvor vollkommen überraschend von seinem Amt als Vorsitzender zurückgetreten war.

 Von 1976 bis '94 im Vorstand, jetzt Ehrenvorsitzender: Karl Bongers.

Von 1976 bis '94 im Vorstand, jetzt Ehrenvorsitzender: Karl Bongers.

Foto: Berns, Lothar (lber)

Ein einmaliger Vorgang in der seit 1976 fortgeschriebenen Geschichte des Kreissportbundes, der mittlerweile fast 400 Vereine und 120.000 Mitglieder vertritt. Für einige Verwirrung, ja Ratlosigkeit sorgte nicht nur der äußerst unglückliche Zeitpunkt, sondern mehr noch die Art und Weise des Rücktritts. So blieb Barbara Albrecht-Müller, im KSB stellvertretende Vorsitzende für die Ressorts Wirtschaft und Finanzen, zu Beginn nichts anderes übrig, als Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, die 185 stimmberechtigten Mitgliedern aus 51 Vereinen und alle Gästen in einer dürren Erklärung vom Ausstieg des nicht anwesenden Vorsitzenden "aus persönlichen Gründen" in Kenntnis zu setzen. Darüber hinaus gab es keine weiteren Informationen. Zwar habe er am Montag mit Thomas Lang am Telefon gesprochen, verriet Hauptgeschäftsführer Siegfried Willecke, dessen Vorstandskollegen nur eine Mail erhalten hatten, doch wirklich erhellend sei selbst dieser persönliche Kontakt nicht gewesen. "Die Gründe sind uns nicht bekannt", wiederholte er. Auch für die NGZ war der nun ehemalige KSB-Chef - bis gestern, so Willecke, mit dem Sozialverband VdK unterwegs - nicht zu erreichen. Eine Vorgehensweise, die auch der als Ehrengast anwesende Volker Staufert, bis 2002 selber an der Spitze des Kreissportbundes, ziemlich irritierend findet, "weil sie Spekulationen Tür und Tor öffnet."

 Sechs Jahre an der Spitze des KSB: Volker Staufert.

Sechs Jahre an der Spitze des KSB: Volker Staufert.

Foto: NGZ-Archiv

So könnte Lang sein ebenfalls ehrenamtliches Engagement für die in Lüdenscheid ansässige Sporthilfe NRW zu diesem drastischen Schritt bewogen haben. Für die Selbsthilfeeinrichtung des Sports ist er bereits seit 2010 als Vizepräsident Mitglied des Präsidiums, das er seit diesem Monat auch als Sprecher vertritt. In der neuen Funktion hatte er erst kürzlich einen "gravierenden Verlust" der Sportklinik Hellersen zu erklären. Seit rund sechs Wochen sind dort Wirtschaftsprüfer dabei, einen kompletten Kassensturz vorzunehmen und die gesamte Klinik zu analysieren. "Ende April werden wir voraussichtlich alle Zahlen auf dem Tisch haben, die uns dann in eine Entscheidungslage versetzen, wie es insgesamt weitergeht", wird Lang in der Presse zitiert. Willecke, der für die Mitglieder der Sporthilfe NRW als Kassenprüfer tätig ist, möchte sich an diesen Spekulationen nicht beteiligen. Für ihn steht aber fest: "Auch wenn das schon ein bisschen eigenartig gelaufen ist, ich hätte mit ihm sehr gerne weitergemacht."

 Führten beide den KSB: Dagmar Schröder und Dieter Welsink.

Führten beide den KSB: Dagmar Schröder und Dieter Welsink.

Foto: ""
 Bis Montagabend Vorsitzender: der Weckhovener Thomas Lang.

Bis Montagabend Vorsitzender: der Weckhovener Thomas Lang.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Die berechtigte Nachfrage von Hans Sturm, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Dormagen und Vorsitzender des TuS Germania Hackenbroich, wie der Vorstand des Kreissportbundes denn gedenke, die vakante Führungsposition zu besetzen, musste Barbara Albrecht-Müller erstmal unbeantwortet lassen. Stattdessen warb sie um Geduld und Verständnis: "Wir haben noch keine Lösung. Ich bitte Sie daher, uns drei bis vier Wochen Zeit zu geben." Immerhin gibt es schon mal einen neuen Stellvertreter: Für Holger Trappen, der beim BV Weckhoven, übrigens als Nachfolger von Thomas Lang (gab das Amt im Februar nach 14 Jahren auf), den Vorsitz übernommen hat, rückt Heinz-Peter Korte in die Verantwortung. Der 59-Jährige führt als Präsident den Turnverein Orken an und ist Vorsitzender des Stadtsportverbandes Grevenbroich.

(NGZ)
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