Lokalsport Krefeld gegen Neuss - das Topspiel wider Willen

Neuss · In der Sporthalle Königshof steigt morgen das Duell der heißesten Aufstiegskandidaten in der 3. Handball-Liga West.

 In guter Form: Im Topspiel gegen Krefeld ist der Neusser HV auf die Erfahrung von Heider Thomas angewiesen.

In guter Form: Im Topspiel gegen Krefeld ist der Neusser HV auf die Erfahrung von Heider Thomas angewiesen.

Foto: Andreas Woitschützke

Trainer, völlig egal, in welcher Sportart sie ihrem Job nachgehen, haben mitunter so ihre ganz eigene Logik. Kostprobe gefällig? Sowohl die HSG Krefeld als auch der Neusser HV, morgen am frühen Abend (17 Uhr) in der Sporthalle Königshof an der Johannes-Blum-Straße Duellanten im Handball-Hit der 3. Liga West, haben ihre Kader vor der Saison kräftig aufgepeppt. So sehr, dass HSG-Trainer Olaf Mast quasi feststellen muss: "Für mich sind Neuss und Leichlingen die Topfavoriten." Danke für die Blumen, denkt sich der in Neuss tätige Kollege René Witte, kommt allerdings seinerseits zu dem Schluss: "Die HSG ist sicher der Top-Favorit in dieser Saison."

Wer daraus jedoch folgert, bereits am dritten Spieltag das Duell der Titelkandidaten sehen zu dürfen, ist komplett auf dem Holzweg - finden gleich beide Trainer: "Dafür ist die Saison noch viel zu lang und beide Mannschaften müssen sich erst finden", legt Witte vor. Mast bezeichnet seine Truppe zwar als "das beste Krefelder Handballteam aller Zeiten", fügt indes einschränkend hinzu: "Zu Saisonbeginn spielen personelle Dinge nicht so eine große Rolle." Zur (unfreiwilligen) Bestätigung verloren die Kontrahenten ihre Auftaktspiele: Krefeld klar mit 20:29 in Fredenbeck, Neuss mit 27:30 beim Neuling Longericher SC. Vor dem Topspiel wider Willen marschieren die beiden Lokalrivalen ebenfalls im Gleichschritt zu deutlichen Siegen: Die Krefelder gewannen bei der HSG Varel-Friesland mit 24:18, der NHV überfuhr daheim die SG Ratingen mit 34:22.

Und auch die personelle Ausstattung der Nachbarn ist nahezu identisch. So haben die Hausherren ihr Team, das in der vergangenen Spielzeit bis zu seinem verheerenden Rückrunden-Absturz mit neun Niederlagen zur absoluten Spitze gehörte, in Kreisläufer Marcel Görden (TV Korschenbroich), Torhüter Stefan Nippes vom Zweiligisten TV Emsdetten, dem Ex-Zweitliga-Torschützenkönig David Breuer (TuS Ferndorf), der 2009/2010 im Trikot des TV Korschenbroich 317 Tore erzielt hatte, und dem wurfstarken Ex-Rheinhausener Michael Heimansfeld weiter aufgewertet. Für Gänsehautmomente hatte der auch schon für den DHC Rheinland tätige Breuer gesorgt, als er Anfang des Jahres nach monatelanger, erfolgreicher Chemotherapie (Hodenkrebs) sein Comeback für Drittliga-Tabellenführer TuS Ferndorf gab.

Im dritten Jahr nach dem Schulterschluss zwischen Bayer Uerdingen und Adler Königshof könnte in dieser Saison nach Platz neun zur HSG-Premiere und Rang fünf in der vergangenen Runde der ganz große Wurf gelingen. Aus der Schlappe in Fredenbeck hatte Mast jedenfalls sofort Konsequenzen gezogen. Mit einer offensiven 3-2-1-Deckung, bei der Görden, den Witte zu Recht als "einen der besten Kreisläufer der 3. Liga" führt, teilweise schon an der Mittellinie verteidigte, hielt er den wurfgewaltigen Rückraum Varels fern vom eigenen Gehäuse. Im Zentrum wirkte der 2,04 Meter große Abwehrchef Stephan Pletz. Auf die offensive Deckung hat Witte seine Schützlinge freilich intensiv vorbereitet. "Wir haben Lösungen erarbeitet", verspricht er. Zum Personal: Marcus Bouali könnte nach auskuriertem Muskelfaserriss trotz Grippe sein Liga-Debüt für den NHV geben. Hinter dem Einsatz von Kapitän Bennet Johnen (Oberschenkelprobleme), der gegen Ratingen mit Heider Thomas im Innenblock überzeugte, steht ein Fragezeichen. Niklas Weis beginnt mit der Reha.

(NGZ)
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