Blindenfußball Immer dem Rasseln nach

Kapellen · Mit dem Thema Behinderung und Beeinträchtigung kommen die meisten Kinder in ihrem Alltag kaum in Kontakt. Blindenfußball-Bundesligaspieler Marcel Wienands will das mit der Initiative "Neue Sporterfahrung" ändern. Im Osterferiencamp beim SC Kapellen zeigte er rund 100 Kindern, wie man Blindenfußball spielt.

 Trainiert wurde mit Spezialbrillen und rasselnden Bällen.

Trainiert wurde mit Spezialbrillen und rasselnden Bällen.

Foto: L. Berns

Das bedeutete in erster Linie eine Menge Spaß für die Jungs und Mädels, die trotz einer einstündigen Einführung naturgemäß recht unkoordiniert über den kleinen Platz stolperten. Sehen konnten sie dank der Spezialbrillen schließlich rein gar nichts mehr. "Das war total schwierig, hat aber trotzdem Spaß gemacht", fand der zwölfjährige David, der wie seine Kumpels durchaus seine Probleme mit der Verortung des rasselnden Balls hatte. Genau das sei schließlich auch der Gedanke, der hinter der Aktion stehe. Trainer Christian Breckner, der die Veranstaltung gemeinsam mit Wienands betreute, erklärt: "Die Kinder sollen ein Gespür dafür bekommen, was es heißt, wenn man überhaupt nichts mehr sehen kann, sich aber trotzdem in seiner Umgebung zurechtfinden muss. Man muss sich viel mehr auf seine anderen Sinne verlassen und mit anderen Menschen zusammenarbeiten. Der Fußball eignet sich sehr gut, um das zu verdeutlichen."

Zumindest bei David scheint dieses Ziel erreicht zu sein: "Ich wusste gar nicht, wie es sich anfühlt, wenn man nichts sehen kann. Das war eine ganz neue Erfahrung." Und diese Erfahrung, so das Ziel der Initiative, soll dabei helfen, die Kinder für den Umgang mit Blinden, aber auch mit Behinderten im Allgemeinen, zu sensibilisieren. Und damit ist nicht mal zwingend nur Hilfsbereitschaft gemeint, sondern auch der "ganz normale" Kontakt zu den Mitmenschen. "Mit dieser Trainingseinheit ermöglichen wir es den Jugendlichen, Berührungsängste gegenüber Menschen mit Einschränkungen abzubauen. Außerdem werden Werte wie Toleranz, Verständnis und Hilfsbereitschaft gestärkt", erklärt SCK-Jugendgeschäftsführer Dirk Erberich.

Während der Trainingseinheit wurden die Gruppen zunächst gut 20 Minuten lang mit der Theorie rund um den Blindenfußball beschäftigt, ehe eine Stunde lang verschiedene Übungen und zum Abschluss auch ein richtiges Spiel auf dem Plan standen. Während der Partie orientieren sich die Spieler anhand der Geräusche des Balls, der Rufe der Mitspieler und des Torwarts, der als einziger etwas sehen kann, sowie eines Rufers hinter dem Tor, der dessen Position verrät - ganz so wie beim richtigen Blindenfußball.

Im Anschluss gab es dann eine offene Erzählrunde, in denen die Kinder von ihren Erfahrungen mit Blinden berichteten und Wienands mit jeder Menge Fragen bombardierten: Wie finde er sich beispielsweise im Straßenverkehr zurecht? Wie suche er morgens das richtige Outfit aus? Und wie gehe er mit dem Handy um? "Das war total spannend und interessant", fand David.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort