Nach Angriff auf Netzgemeinde Internet spottet über Heveling

Korschenbroich · Von einem "Kampf" war die Rede und von "digitalem Blut": Nachdem MdB Ansgar Heveling scharfe Kritik am Umgang im Internet geübt hat, wurde seine Homepage lahmgelegt – und der Politiker im Netz verspottet.

Ansgar Heveling bringt Netzgemeinde gegen sich auf
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Von einem "Kampf" war die Rede und von "digitalem Blut": Nachdem MdB Ansgar Heveling scharfe Kritik am Umgang im Internet geübt hat, wurde seine Homepage lahmgelegt — und der Politiker im Netz verspottet.

Gegen 16 Uhr war es gestern so weit: Hacker hatten die Internetseite des CDU-Bundestagsabgeordneten Ansgar Heveling lahmgelegt. Der 39-jährige Korschenbroicher hatte zuvor in einem Gastkommentar für das "Handelsblatt" verkündet, das Web 2.0 würde bald Geschichte sein und die digitale Revolution ihre Kinder entlassen.

"Liebe ,Netzgemeinde': Ihr werdet den Kampf verlieren", hatte Heveling prophezeit. Die Frage sei nur, "wie viel digitales Blut bis dahin vergossen wird". Das erste, das verloren ging, war seine Internetseite. Schon zuvor hatte die Netzgemeinde mit beißendem Spott auf Hevelings Kommentar reagiert.

Eine Resonanz, die Heveling überraschte: "Mit diesem Widerhall habe ich nicht gerechnet", sagte er am Abend. Seinen Gastkommentar bezeichnete er als "prononcierten, feuilletonistisch-überzeichneten Beitrag", der netzpolitische Themen überspitzt widerspiegele. "Ich nutze das Internet selbst, es wird eine große Zukunft haben", betonte Heveling: "Meiner Meinung nach ist es aber mehr als nur die Netzgemeinde. Ich sehe einige Dinge im Web 2.0 sehr kritisch."

Die Netzgemeinde hingegen sieht Hevelings Gastkommentar kritisch. Beim Internetdienst Twitter gingen die Nachrichten im Sekundentakt ein. Der Twitter-User Christoph Kappes schrieb es noch vergleichsweise freundlich: "Mir tut der Nacken weh vom vielen Kopfschütteln."

An anderer Stelle wurden Hevelings Worte als "Büttenrede" bezeichnet, die Ansichten des Politikers als "weltfremd", er selbst als "drollig" abgetan. Dann ließen die Kinder der digitalen Revolution die Muskeln spielen, hackten Hevelings Seite und hinterließen dort kuriose Nachrichten. Am Nachmittag war dort sogar zu lesen, Heveling erkläre seinen Austritt aus der CDU — was Quatsch ist.

Wenig später hatte die digitale Revolution zwar nicht ihre Kinder entlassen, aber dafür Hevelings Internetseite: Sie war nicht mehr erreichbar. Heveling war dafür inzwischen eine Berühmtheit im Netz — wenn auch unfreiwillig. Zusätzliche Brisanz birgt der Fall für die Netzgemeinde, weil der Politiker der Enquetekommission "Internet und digitale Gesellschaft" angehört.

CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Der Landtagsabgeordnete Lutz Lienenkämper erklärte: "Ansgar Heveling hat als Bundestagsabgeordneter in einer zugespitzten Darstellung seine Meinung dargestellt — ich glaube, das muss man gelassen sehen."

Die Junge Union (JU) distanzierte von den Aussagen des Abgeordneten: "Der Artikel war ein Schuss in den Ofen. Er vertritt eine realitätsferne Meinung, die eher Werbung für die Piratenpartei als für die Netzpolitik der CDU macht", erklärte Kreisvorsitzender Florian Merker. JU-Geschäftsführer Sebastian Ley kommentierte: "Die Netzgemeinde sind wir alle, jeder der Facebook und Wikipedia nutzt. Ein ,Krieg' gegen die Netzgemeinde ist weder realistisch noch sinnvoll."

(NGZ/rl/ila/sap/csi)
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