Lokalsport Im Training fliegen beim SCK die Fetzen

Kapellen · Das spielfreie Wochenende nutzte der Fußball-Oberligist aus Kapellen zu einer kleinen Auszeit. Doch in der Woche vor dem Heimspiel gegen den ETB SW Essen arbeitete die Mannschaft konzentriert und geradezu verbissen an ihrer Form.

 Voll zur Sache: Im Training holen sich Manu Ioannidis (r.) und die Kicker des SC Kapellen die nötige Aggressivität, um am Sonntag im Wettkampf bestehen zu können.

Voll zur Sache: Im Training holen sich Manu Ioannidis (r.) und die Kicker des SC Kapellen die nötige Aggressivität, um am Sonntag im Wettkampf bestehen zu können.

Foto: Lothar Berns

Der ETB SW Essen war mal eine große Nummer, kickte von 1978 bis 2008 in der Oberliga Nordrhein, ab 1994 die vierthöchste Spielklasse im deutschen Fußball, feierte 1959 mit dem Gewinn des DFB-Pokals den größten Erfolg der seit 1900 fortgeschriebenen Vereinsgeschichte und nahm 1967 sogar an der Aufstiegsrunde zur Bundesliga teil. Für den SC Kapellen ist der Ende 2012 zwischenzeitlich mal zahlungsunfähige Traditionsverein vor allem eins: ein direkter Konkurrent um den Klassenverbleib in der Fußball-Oberliga Niederrhein.

Nur drei Punkte trennen den SCK auf Rang elf von den Schwarz-Weißen (ein Spiel weniger), die als Tabellen-14. den letzten noch sicheren Rang besetzen. Der ETB, hinter Rot-Weiß und dem Liga-Konkurrenten SpVg Schonnebeck aktuell nur noch die Nummer drei in der fußballverrückten Ruhrgebietsmetropole Essen, hat vier der letzten fünf Partien verloren und befindet sich damit in einem absoluten Stimmungstief. Wie die Atmosphäre rund ums Uhlenkrugstadion ist, kann SCK-Trainer Toni Molina sehr gut beurteilen, war er doch bis zu seiner Demission Ende April für das sportliche Geschick von Schwarz-Weiß verantwortlich: "Du arbeitest da in einem sehr schwierigen Umfeld, da ist jetzt richtig Feuer unterm Dach."

So musste sich der junge Coach Damian Apfeld (30) gerade erst von im August als Zweiter Vorsitzender zurückgetreten Gerd Krausenbaum auf der Facebook-Seite des ETB vorwerfen lassen, den Verein als Experimentierfeld zu benutzen. Während Essens Pressesprecher Axel Schulten sich stellvertretend für den Vorstand von den Äußerungen des ehemaligen Vorstandsmitglieds distanzierte, verweigerte Apfeld aus Prinzip jede öffentliche Reaktion "auf in sozialen Netzwerken kommunizierte Dinge."

Die Probleme des Kontrahenten seien hausgemacht, findet Molina, und keineswegs das Ergebnis einer mangelhaften personellen Ausstattung. Ganz im Gegenteil sogar: "Das ist eine Topmannschaft." Im bislang sieben Mal erfolgreichen Chamdin Said beschäftige Essen etwa den besten Torjäger der Oberliga. Im Ratinger Trikot hatte der 29 Jahre alte Deutsch-Libanese von 2013 bis 2016 insgesamt 62 Treffer erzielt, das ergibt einen Schnitt von 15,5 Toren pro Spielzeit. Große Stücke hält er auch auf den regionalligaerfahrenen Ridvan Avci (Wattenscheid 09) sowie den beim 1. FC Köln und bei Fortuna Düsseldorf ausgebildeten Italiener Fabio La Monica, "der wegen eines Schlüsselbeinbruchs lange ausgefallen war und wohl erst in der Rückrunde sein großes Potenzial abrufen wird."

Noch mehr Spaß hat Molina allerdings an seiner Truppe, der er in der Spielpause ganz bewusst vier Tage frei gegeben hatte, "um Aggressivität und Spannung aufzubauen." Der Plan ging auf, denn "im Training flogen wirklich die Fetzen", sagt der Coach schmunzelnd. "Das war immer am Rande, wo es kurz davorsteht, zu kippen." Aber genauso wollen es er und sein Co-Trainer Wolfgang Brück haben, "denn ein gutes Training ist die Grundlage für Sonntag." Seine Jungs haben das verstanden. Molina: "Ich mache das ja jetzt auch schon ein paar Jahre, und ich muss sagen: Diese Mannschaft, die gibt wirklich Gas." Gut möglich, dass er gegen Essen den Akteuren vertraut, die vor der Pause mit dem 4:2 in Fischeln die Serie von sechs sieglosen Spielen in Folge beendet hatte. "Die Jungs habe es verdient, zu spielen", sagt er. Eine Garantie sei das jedoch nicht.

(NGZ)
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