Sportgeschichten (74) Im Neopren-Anzug über die Alpenpässe

Neuss · Zwei Neusser Triathleten waren beim Engadiner SwimRun über 52,5 Kilometer am Start, bei dem auf insgesamt 17 Teilstücken abwechselnd gelaufen und geschwommen wird. Markus Weißberg und Christian Zunker berichten von ihren Erlebnissen.

Neuss Markus Weißberg hat so ziemlich alles mit- und durchgemacht, was es an extremen Ausdauersportveranstaltungen gibt. Der Kaarster, der die Triathlon-Abteilung der TG Neuss leitet, ist schon in Jordanien durch die Wüste gelaufen, hat die Zugspitze laufend bezwungen und bei der Weltmeisterschaft im Triple-Ironman, einer Dreifachvariante des klassischen Triathlons, den 19. Platz belegt.

Wenn so einer von "einer der härtesten Multisportveranstaltungen" spricht, "die man sich vorstellen kann", dann muss die Sache wirklich etwas für harte Männer sein. So wie für den 47-Jährigen und seinen ein Jahr jüngeren Mitstreiter Christian Zunker. Das Duo startete jetzt beim zweiten Engadiner SwimRun in der Schweiz. Grundidee der Veranstaltung: Laufen und Schwimmen werden nicht nach-, sondern durcheinander ausgetragen.

Vorbild ist der Ötillö. Das ist Schwedisch und heißt übersetzt "Insel zu Insel". Ausgetragen wird der Ötillö jedes Jahr im September auf und um die schwedischen Schären - geschwommen wird von einer Insel zur nächsten, auf denen dann gelaufen wird. Nun ist das nächste Meer von der Schweiz recht weit entfernt. Dafür gibt es im Engadin aber jede Menge Bergseen, die nur einen Nachteil haben: Sie sind auch im Sommer recht kalt. Und weil eine der Regeln des SwimRun besagt, dass alle Ausrüstungsgegenstände, die ein Teilnehmer am Start dabei hat, auch ins Ziel gebracht werden müssen, schwitzten die beiden Neusser im Neopren-Anzug die Alpenpässe rauf und runter. "So mancher Wanderer hat an diesem Wochenende sicher einen kleinen Schock bekommen, als 348 Athleten in Gummianzügen mit Badehauben, Schwimmbrillen und -flossen auf schmalen Bergpfaden an ihnen vorbeiliefen", meint Markus Weißberg.

Zurückzulegen sind 52,5 Kilometer, aufgeteilt in neun Lauf- und acht Schwimmetappen rund um den Zielort Silvaplana. Die Länge der Laufabschnitte variiert zwischen 1,4 und 8,3 Kilometer, schwimmend sind Strecken zwischen 270 bis 1400 Meter zurückzulegen. Das Tückische: "Die ständigen Temperaturwechsel zwischen zwölf bis 19 Grad kalten Gebirgsseen und 35 Grad Lufttemperatur, dazu starke Höhenunterschiede" - insgesamt waren 1450 Höhenmeter zu bewältigen - "verlangen den Teilnehmern alles ab", weiß Markus Weißberg aus eigener Erfahrung. Deshalb darf der SwimRun nur von Zweierteams in Angriff genommen werden - beide Partner dürfen sich während des Wettkampfs nicht weiter als zehn Meter im Wasser und 100 Meter an Land voneinander entfernen.

Und als sei das alles noch nicht schweißtreibend genug, haben die Veranstalter unterwegs verschiedene Zeitlimits (CutOffs) eingebaut - wer sie nicht einhält, fliegt unbarmherzig aus dem Rennen. "Den ersten CutOff haben wir nur knapp geschafft, wir lagen 13 Minuten unter dem Limit", erinnert Weißberg. Anderen erging es nicht so gut - von den 174 gestarteten Teams erreichten nur 102 das Ziel. Markus Weißberg und Christian Zunker waren unter ihnen: Nach 9:19,08 Stunden, knapp drei Stunden langsamer als das Siegerduo. Das hieß Björn Englund und Lelle Moberg, kommt, wie könnte es anders sein, aus Schweden und bewältigte die 52,5 Kilometer in 6:28,23 Stunden, was ihnen einen Vorsprung von sechs Minuten auf die Nächstplatzierten, die Schweizer Igor Castic und Jean-Marc Cattori bescherte. Die Letzten, die Franzosen Simon Leroy und Gaetan Delevoye, blieben in 9:59,39 Stunden gerade noch unter der Zehnstundengrenze.

9:19,08 Stunden brachten die TG-Triathleten auf Platz 62 der männlichen Teams. "Die Zeit und die Platzierung waren uns aber völlig egal", sagt Markus Weißberg, "das wichtigste war, dass wir es überhaupt bis ins Ziel geschafft haben, denn das war lange Zeit fraglich."

(NGZ)
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