Lokalsport Hockey: HTC fehlen nur vier Minuten zum großen Wunder

Neuss · Auch wenn eigentlich damit zu rechnen war, das "Abschiedsbier aus der 1. Bundesliga" in der Sporthalle Harbecke schmeckte Stephan Busse gestern Nachmittag irgendwie fad. Denn das Wunder war möglich. "Bis vier Minuten vor dem Ende hatten wir den Klassenerhalt geschafft", sagte der Teammanager des nun ehemaligen Hockey-Erstligisten HTC SW Neuss nach dem 6:7 (Halbzeit 3:3) gegen den schon vor dem Match fürs DM-Viertelfinale qualifizierten Tabellenzweiten Uhlenhorst Mülheim. Der Treffer von Philipp Weide zum 6:5 (56.) hätte dem Schlusslicht gereicht, um noch kurz vor Toresschluss am Düsseldorfer HC (unterlag gestern SW Köln mit 2:5) vorbeizuziehen.

 Brummschädel: Martin Wagner steigt mit dem HTC SW Neuss ab.

Brummschädel: Martin Wagner steigt mit dem HTC SW Neuss ab.

Foto: Woi

In Stimmung für das große Finale hatte sich der HTC bereits am Freitag gebracht, als im hitzigen Duell mit SW Köln - auch dank der sieben Treffer von Ex-Weltmeister Sebastian Draguhn - mit dem 9:6-Heimerfolg der erste Sieg nach (die Feldsaison in 1. und 2. Liga eingerechnet) 21 vergeblichen Anläufen gelungen war. Da am Samstag Düsseldorf gegen Krefeld verloren hatte, musste Neuss "nur" noch in Mülheim gewinnen. Eine Herkulesaufgabe, zumal Uhlenhorst schon im Hinspiel mit 11:6 triumphiert hatte. Doch die Gäste begannen forsch, Matthias Gräber gelang schon in der dritten Minute der Führungstreffer. Dass Tim Herzbruch (2), gerade erst mit den deutschen Hockey-Herren Europameister geworden, und Benedikt Fürk Mülheim mit 3:1 in Front schossen, beeindruckte die Neusser nur mäßig. Noch vor dem Seitenwechsel glichen Ivo Otto (nach einer Strafecke) und der bärenstarke Philipp Weide zum 3:3 aus.

"Dabei spielte Mülheim nicht mit einer B-Mannschaft", stellte Busse klar. "Die wollten nicht gegen Neuss verlieren, so dass ganz Deutschland über Mülheim lacht. Denen ist einfach nichts mehr eingefallen."

Schwarz-Weiß leistete auch in der zweiten Hälfte erbitterten Widerstand. Fürk traf für die Gastgeber zunächst zum 4:3 (35.), Ivo Otto per Strafecke und Philipp Weide brachten Neuss wieder mit 5:4 (45.) nach vorne. Als wiederum Weide Herzbruchs drittes Tor zum 5:5 (55.) mit dem 6:5 beantwortete, dachte selbst Busse: "Das kann ja wohl nicht wahr sein, ich befinde mich gerade in einem Traum." Den beendete Fürk, der einen Ballverlust des HTC gnadenlos bestrafte, mit dem 6:6 (57.) jäh. Die Gäste setzten nun alles auf eine Karte, wechselten für Torhüter Martin Wagner einen sechsten Feldspieler ein. "Der Plan war", so Busse, "den Ball möglichst lange in den eigenen Reihen zu halten, um dann kurz vor Schluss die vielleicht entscheidende Ecke zu erzwingen." Das ging jedoch schief, mit seinem vierten Treffer schoss Fürk die Neusser zurück in Liga zwei.

Busse wollte indes zwei Sachen festgehalten wissen. "Verpasst haben wir den Klassenerhalt beim 4:4 zu Hause gegen den DHC, als wir das 4:2 nicht über die Zeit bringen konnten. Aber wir haben gezeigt, dass wir um keinen Deut schlechter sind als SW Köln und der DHC."

(NGZ)
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