Tischtennis Grevenbroicher Schiedsrichter versteht Ausbootung nicht

Grevenbroich · Der langjährige internationale Schiedsrichter war bei der Tischtennis-WM nur zum Zuschauen verurteilt.

Tischtennis: Grevenbroicher Schiedsrichter versteht Ausbootung nicht
Foto: Jens Rustemeier

Die Vorfreude beim Grevenbroicher Michael Keil war vor einigen Monaten noch riesengroß. Die Tischtennis-WM im eigenen Land, in Düsseldorf, nur wenige Kilometer vom Wohnort in Grevenbroich entfernt. Eine Selbstverständlichkeit für ihn, dass er für sportliche Großereignisse in seiner Sportart, für die er seit Jahrzehnten in den verschiedensten Funktionen tätig ist, auch wieder eine Bewerbung als Schiedsrichter abgibt.

Bisher waren seine Bewerbungen immer reibungslos angenommen worden. In Rotterdam war er zum Beispiel dabei oder auch in Dortmund, warum also nicht auch in Düsseldorf? Keil wurde aber langsam stutzig, als er wenige Wochen vor dem Turnier immer noch keine Zusage vom zuständigen Schiedsrichterausschuss bekommen hatte. Auf Nachfrage erhielt er dann den Bescheid über seine Nicht-Nominierung, die nicht nur ihn völlig vor den Kopf stieß, sondern auch in weiten Tischtennis-Kreisen für großes Unverständnis gesorgt hat. "Die Entscheidung ist für mich eine ziemliche Enttäuschung", sagt Keil, der insbesondere in diesen WM-Tagen darunter leidet.

Er steht mit am Stand des Westdeutschen Tischtennisverbandes und wird permanent darauf angesprochen, warum er nicht in seiner "Schiedsrichter-Uniform" dabei ist. "Mir fehlen die Worte, um es den Leuten zu erklären." Seine Verärgerung über das zuständige Ressort "Schiedsrichter" beim DTTB ist groß: "Was mich besonders stört, ist dass ich keine konkrete Antwort darauf erhalten habe, wie man bei der Nominierung vorgegangen ist, dass ich bei den wenigen Bewerbungen durchs Netz gefallen bin." Von 100 Schiedsrichtern, die dabei sein wollten, wurden 85 angenommen, weitere in die Ersatzliste aufgenommen, während nur ganz wenige "rausgekegelt" wurden. "Dass ich dazu gehöre, als einziger Schiedsrichter aus Nordrhein-Westfalen mit einer sehr hohen langjährigen Qualifikation, irritiert mich zutiefst." Keil kritisiert, dass die Kriterien für eine Auswahl nicht transparent sind. "Es ist das subjektive Empfinden des Ressort-Vorsitzenden. Es ist schlicht nicht nachzuvollziehen, warum Schiedsrichter mit deutlich geringerer Qualifikation mir vorgezogen worden sind."

Keil will sich jetzt dafür einsetzen, dass die Nominierungs-Kriterien in Zukunft offener kommuniziert werden, damit es anderen Kollegen nicht genauso geht wie ihm. Als Schiedsrichter will er national weiter fungieren, jedoch auf internationaler Ebene deutlich kürzer treten. Den Spaß am Tischtennis will er sich durch den Vorgang nicht gänzlich nehmen lassen, auch als Zuschauer war er bis zum WM-Schluss in Düsseldorf dabei.

(NGZ)
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