Sportler Des Monats Januar Go Polska!

Neuss · Philipp Weide vom HTC SW holte mit dem polnischen National- team Rang vier bei der Hallen-EM und ist noch bis morgen bei der WM in Berlin im Einsatz.

 Schafften mit Schwarz-Weiß Neuss den Klassenverbleib in der Hallenhockey-Bundesliga: Tomasz Górny (l.) und Philipp Weide (hinten).

Schafften mit Schwarz-Weiß Neuss den Klassenverbleib in der Hallenhockey-Bundesliga: Tomasz Górny (l.) und Philipp Weide (hinten).

Foto: Martin Hayner

Neuss Neulich beim Spiel des HTC SW Neuss in der Hallenhockey-Bundesliga erkundigte sich der für den Crefelder HTC tätige Olympiasieger Oskar Deecke am Anstoßkreis bei Philipp Weide: "Sag' mal, willst Du nicht langsam mal aufhören?" Der 35-Jährige antwortete mit einer Gegenfrage: "Wieso? Mache ich mich lächerlich?" Und er war dann einigermaßen erleichtert, als der ehemalige Welt- und Europameister feststellte: "Nein, auf keinen Fall."

Philipp Weide, den im Verein alle nur "P.W." rufen, ist tatsächlich alles andere als ein Auslaufmodell. Beim HTC Schwarz-Weiß, seit weit mehr als einem Jahrzehnt seine sportliche Heimat, baut Trainer Matthias Gräber immer noch fest auf ihn, gerade erst hat er mit den Neussern den Klassenverbleib im deutschen Oberhaus unter Dach und Fach gebracht. Und weil er dank seines Vaters seit 2013 einen polnischen Pass besitzt, trägt er zudem das Wappen mit dem goldgekrönten weißen Adler auf seinem Hockey-Trikot. Mit Erfolg: Mitte Januar verpasste er mit Polen bei der Hallen-EM in Belgien als Vierter nur knapp eine Medaille. Im Spiel um Platz drei unterlag er mit seiner Mannschaft, der auch der ebenfalls in Neuss beschäftigte Tomasz Górny angehört, Deutschland nach großem Kampf mit 8:9.

Dafür wählten ihn die Leser der Neuß-Grevenbroicher Zeitung zum "Sportler des Monats Januar" - und brachten Weide damit fast in Verlegenheit. "Das ist ja irre ... ein bisschen Banane ...", stieß er hervor und fragte ungläubig: "Wer wählt mich?" Experten halt. Die hatten nämlich geahnt, dass "P.W." auch bei der noch bis morgen laufenden Hallen-WM in Berlin eine ausgesprochen gute Figur machen würde. Zwar verfehlte er mit Polen in der Vorrunde als Vierter den angepeilten zweiten Rang, doch acht blitzsaubere Tore in den ersten vier Partien (davon eins beim 3:6 am Donnerstagabend gegen Gastgeber Deutschland) sind mal eine amtliche Ansage. "Damit hätte ich nicht unbedingt gerechnet", sagt er selbst.

Die herausragende Ausbeute unterstreicht seinen hohen Stellenwert im polnischen Team, das in der Halle weltweit zu den Top-Nationen zählt. Er besetzt eine Führungsrolle, kommuniziert mit den Mannschaftkollegen mittlerweile auch auf Polnisch. "Klar, an der sozialen Interaktion hapert es noch, aber hockeytechnisch klappt das schon ganz gut." Doch auch der Spätberufene profitiert von seinem internationalen Engagement. "Wenn du dich auf dem höchsten Level behauptest, gibt das Selbstvertrauen." Er sei auf dem Feld wesentlich souveräner, ja fast schon gelassen geworden, findet er. Eine erstaunliche Entwicklung für den als Heißsporn mit extrem kurzer Zündschnur bekannten Goalgetter. "Früher", bekennt der Nationalspieler, "kannte ich nur ein Gas - das war Vollgas. Ich habe nie ressourcenschonend gespielt, war dadurch einfach zu oft am Limit und damit immer für Verwarnungskarten gut. Jetzt gehe ich bewusster mit meinen Ressourcen um."

Und trotzdem: Nach der Weltmeisterschaft ist für ihn Schluss mit der Nationalmannschaft. "Sonst bekomme ich irgendwann zu Hause die Rote Karte", sagt er schmunzelnd. Die Zeiten, in denen morgens um 4.30 Uhr der Wecker klingelte, weil der als Salesmanager beim Energiedienstleister "ista" mit den Heizkostenabrechnungen von Kunden im Großraum Düsseldorf befasste Betriebswirt noch eine knackige Einheit im Fitnessstudio absolvierte, sollen Geschichte sein. Schließlich sind da ja auch noch seine Ehepartnerin Tuba, der er im Winter 2013 auf dem General Electric Building des Rockefeller Centers in New York einen Heiratsantrag gemacht hatte, und das 18 Monate alte Söhnchen Elia. Sein ganzer Stolz.

Um daheim Punkte zu sammeln, nutzt Philipp Weide die günstige Gelegenheit zu einem Aufruf: "Zurzeit wohnen wir in Krefeld, aber wer uns mit einer schönen Wohnung in Düsseldorf behilflich sein kann, ist hochwillkommen."

(NGZ)
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