Lokalsport Geld allein hilft Sport nicht auf die Sprünge

Neuss · Mit rund 700.000 Euro an Geld-, Sach- und Dienstleistungen sind die Partner für Sport und Bildung inzwischen der größte Sportsponsor im Rhein-Kreis. Doch nicht mit allen Entwicklungen zeigt sich das PSB-Präsidium zufrieden.

 Den Radsport-Nachwuchs fördern die PSB um Christoph Buchbender und Jürgen Steinmetz (unten .v.r.) ebenso wie Hockey, Säbelfechten, Handball, Rudern und Voltigieren.

Den Radsport-Nachwuchs fördern die PSB um Christoph Buchbender und Jürgen Steinmetz (unten .v.r.) ebenso wie Hockey, Säbelfechten, Handball, Rudern und Voltigieren.

Foto: A. Woitschützke, L. Berns, D. Kaiser, M. Jäger, dpa, privat

Zeitungslektüre ist Pflicht im Präsidium der Partner für Sport und Bildung (PSB). Die des gestrigen NGZ-Lokalsports löste nicht eben Begeisterungsstürme bei Präsident Christoph Buchbender und seinen Kollegen aus. "Dass schon wieder drei gute Handballer den TSV Bayer Dormagen verlassen, passt nicht gut zu unserem Konzept", sagt das Vorstandsmitglied der RheinLand-Versicherungsgruppe mit Blick auf die zum Saisonende angekündigten Abgänge von Peter Strosack, Sebastian Damm und Jo-Gerrit Genz.

Schließlich bildet der Handball eine tragende Säule im Sponsoringkonzept des vor knapp drei Jahren ins Leben gerufenen Zusammenschlusses von rund dreißig Unternehmen und Bildungseinrichtungen im Rhein-Kreis und der Region. Für Buchbender ist klar: "Das Grundkonzept mit erstklassiger Nachwuchsförderung stimmt. Aber für meinen Geschmack muss der Verein mehr tun, um in der Zweiten Bundesliga Erfolg zu haben."

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Jürgen Steinmetz will dem nicht widersprechen. Doch der Büttgener, der nach seinem Wechsel vom Posten des stellvertretenden Landrats auf den des Geschäftsführers der Industrie- und Handelskammer (IHK) weiter als Vize-Präsident im Führungsgremium der PSB aktiv ist, stellt ebenso deutlich fest: "Der Handball ist unser Aushängeschild für die weiteren spitzensportlichen Aktivitäten im Rhein-Kreis, und das soll er nach Möglichkeit auch bleiben." Deshalb, sagt Steinmetz, "begleiten wir den eingeschlagenen Kurs weiter, auch wenn es hin und wieder Rückschläge gibt."

Die sind umso ärgerlicher, als sich die PSB insgesamt auf einem guten Weg sehen. 400.000 Euro an Finanz- und weitere 100.000 Euro an Sachleistungen haben die rund dreißig Sponsoren des Zusammenschlusses in diesem Jahr für den Sport im Rhein-Kreis ausgeschüttet. Schwerpunkte sind Handball, Hockey, Voltigieren, Rudern und Fechten, außerdem unterstützen die PSB weiterhin den Neusser Sommernachtslauf. Hinzu kommen Leistungen, die "nur schwer in Beträge umzurechnen sind", sagt Christoph Buchbender: die Beschaffung von Arbeits-, Ausbildungs- und Praktikumsplätzen für Leistungssportler.

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Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

"Das Thema hat Fahrt aufgenommen", so der RheinLand-Vorstand, der den finanziellen Gegenwert mit rund 200.000 Euro beziffert, aber hier noch viel Luft nach oben sieht. "Wie sind so selbstbewusst zu sagen: Jedem Ausbildungswilligen und Ausbildungsfähigen können wir eine Stelle besorgen", sagt Jürgen Steinmetz. Das größte Problem, hat Claudia Kettler festgestellt, die sich seit März im Vorstand schwerpunktmäßig um dieses Thema kümmert, sei es, beide Seiten zueinander zu bringen: "Das dauert meist zu lange, wir müssen da mehr Tempo reinkriegen." Aufschwung soll hier die Zusammenarbeit mit Stefan Press, dem Leistungssportkoordinator beim Rhein-Kreis Neuss, bringen.

Mittelfristig streben die PSB eine Aufstockung des gesamten Sponsoringvolumens auf eine Million Euro an. "Mittlerweile kommen sogar Unternehmen von sich aus auf uns zu", stellt Buchbender erfreut fest. Gleichwohl sieht er Grenzen: "Wir machen das ja alle ehrenamtlich, und da sind unsere Kapazitäten irgendwann erschöpft." Der Mitgliederversammlung im März will das Präsidium deshalb den Weg in die Hauptamtlichkeit vorschlagen.

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Foto: Berns, Lothar (lber)

Zur Arbeit des Präsidiums - "wir schlagen nur vor, letztlich entscheiden die Mitglieder, wen, was und mit welcher Summe sie etwas sponsern", stellt Steinmetz klar - gehört es auch, öfter mal "Nein" zu sagen. "Mitunter hat man den Eindruck, dass sich Vereine nur noch auf uns verlassen und eigene Bemühungen eingestellt haben", sagt Säbel-Weltmeister Nicolas Limbach, der dem Präsidium gemeinsam mit Michael Scharf, dem Leiter des Olympia-Stützpunktes RheinLand, den sportlichen Sachverstand verleiht.

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"Nein" sagten die PSB auch in Sachen Drittliga-Handball beim Neusser HV, der bislang mit einem hohen fünfstelligen Betrag gefördert wurde. "Der Weg, den die NHV1-GmbH eingeschlagen hat, entspricht nicht unserem Konzept und den Zielen unserer Sportförderung", sagt Jürgen Steinmetz. Davon ausgenommen sind der Quirinuscup, "den wir weiterhin mit insgesamt 50.000 Euro an Geld- und Sachleistungen unterstützen, und die Jugendarbeit des eingetragenen Vereins", stellt Buchbender klar.

Denn die Förderung heimischer Talente soll weiter im Mittelpunkt aller Bemühungen stehen. "Unser Ziel ist, die Sportler langfristig an die Region zu binden", sagt Jürgen Steinmetz. Damit die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen, die das gleiche Ziel verfolgen, noch besser klappt, soll Landrat Hans-Jürgen Petrauschke demnächst das PSB-Präsidium verstärken. Das hat sich heute auf Einladung von Schatzmeister Tim Schmiel, der mit seiner VM-Vermögensmanufaktur das Spiel des TSV Bayer gegen TV Neuhausen präsentiert, zum Daumendrücken in Dormagen angesagt: "Wir wollen ein Zeichen setzen", sagt Jürgen Steinmetz. Schließlich möchten die PSB auch mal wieder Positives in der Zeitung lesen.

(NGZ)
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