Lokalsport Ab Januar in Neuss Rennen am Samstag

Neuss · Franzosen bestimmen die Termine der deutschen Galopprennen im Winter. Rennvereins-Präsident Jan Antony Vogel zu den Plänen der Stadt mit der Turngemeinde Neuss: "Die Idee für den Bau einer Halle ist überhaupt nicht neu."

 Am 11. November beginnt auf der Neusser Sandbahn die Winter-Saison 2016/2017.

Am 11. November beginnt auf der Neusser Sandbahn die Winter-Saison 2016/2017.

Foto: Klaus-Jörg Tuchel

Das ist kein Scherz zum Karnevalsauftakt: Am Freitag, den 11. November ab 17.55 Uhr beginnt auf der Neusser Galopprennbahn die Wintersaison 2016/2017. Bis zum Jahresende 2016 werden am Hessentor noch drei weitere Wochen-Renntage stattfinden: am Dienstag, den 22. November (ab circa 17 Uhr) sowie am Freitag, den 2. (16.10 Uhr) und am 22. Dezember (17.55 Uhr).

Live-Übertragungen. Wie schon in den letzten Jahren werden die Rennen live nach Frankreich übertragen. Von den dort erzielten Wetterträgen werden die Rennen in Neuss und auch in Dortmund finanziert. Im Januar und Februar 2017 sind diese ungeliebten Wochenrenntage Geschichte. Rennvereins-Präsident Jan Antony Vogel: "Bei den Gesprächen mit den Franzosen haben wir erreicht, dass wir auf den Samstag ausweichen. Die Rennen werden dann am späten Nachmittag beginnen." Ab dem 7. Januar bis zum 25. Februar werden im Wechsel Neuss und Dortmund veranstalten. Am kommenden Montag entscheidet das Präsidium des Dachverbandes in Köln, ob Neuss oder Dortmund beginnt. Die Tendenz geht zu Dortmund. Im März werden dann noch einige Wochenrenntage folgen.

Partnerschaft. Hintergrund der Termingestaltung ist die im August 2015 begonnene Partnerschaft des deutschen Galoppsports mit den Franzosen, in deren Macht durch die Mehrheit auch die Termingestaltung liegt. Die Rennen werden dann im Halbstundentakt mit Veranstaltungen in Frankreich, aber auch außerhalb Europas gekoppelt. Normal sind dort Wettumsätze zwischen 1,5 bis zwei Millionen Euro. Davon kassiert der deutsche Wett-Vertragspartner drei Prozent Provision. Rennpreise, Züchterprämien und Transportkosten für Neuss und Dortmund in Höhe von rund 65.000 Euro pro Renntage werden davon bezahlt. Die Wetterträge auf der Bahn und von den Vertriebspartnern verbleiben dem Neusser Reiter-und Rennverein. Sie waren allerdings an den Wochenrenntagen extrem gering. Noch ein anderes Problem kam erschwerend hinzu.

Umsatzeinbußen. Die Franzosen kämpfen mit Umsatzeinbußen und Interessen-Rückgängen aufgrund der Wirtschaftskrise. Im Jahre 2006 haben noch 13 Prozent alle Franzosen eine Pferdwette abgegeben, 2015 waren es nur noch 8.4 Prozent. Sorgen haben die Franzosen nun selbst genug. Das gilt auch für fast alle deutschen Rennveranstalter. Inhabergeführte Rennbahnen wie Berlin-Hoppegarten, Hannover und Leipzig spielen in einer anderen Liga. Die Marktführer Baden-Baden/Iffezheim, Hamburg und Köln plagen ähnliche Probleme wie Neuss, nur in anderen Dimensionen. Auf städtische Hilfe aus den unterschiedlichsten Etats sind alle angewiesen, zumal die jahrelang gewährten Mittel aus dem "Spiel 77" nicht mehr fließen. Die Hoffnung der Vereine auf die Rückvergütung der 1,5 Millionen Euro aus den Buchmachersteuern haben sich bislang politisch nicht realisiert.

Keine Lobby. Der Pferderennsport hat wenig Lobby in der Politik. Der für den Galopprennsport in NRW zuständige Landwirtschaftsminister Johannes Remmel (Grüne) hat während seiner Amtszeit seit 2010 noch keinen Renntag auf den Bahnen Düsseldorf, Köln, Krefeld, Mülheim/Ruhr, Dortmund oder Neuss absolviert. Noch niemand aus diesem Sport hat mit diesem Mann persönlich gesprochen. Das Kernproblem des gesamten deutschen Pferdesports sind mittlerweile sogar kontrollierbaren Abflüsse der Wetterträge privater Anbieter in die zahlreichen Steueroasen wie Gibraltar, Isle of Man und andere Flecken dieser Erde. Die Steuern kassiert der Staat, die Rennvereine kriegen bislang davon nichts.

Der Neusser Präsident, zugleich auch Chefmanager beim Dachverband in Köln zu den Plänen der Stadt mit der TG Neuss: "Das wäre für uns kein Problem, wenn der Rennbetrieb gesichert bleibt." Vogel weiter: "Die Pläne für den Bau einer Halle sind allerdings nichts Neues."

(NGZ)
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