Lokalsport Fahrt im Express

Neuss · Nils Schomber will bei der Rad-WM in Apeldoorn mit dem Bahn-Vierer aufs Podest.

Heute fast auf den Tag genau in zwei Wochen, am 15. März, wird Nils Schomber 24. Kein Alter, auch nicht für einen Hochleistungssportler, doch wenn der Olympia-Fünfte von Rio 2016 ganz tief in sich hineinhorcht, merkt er schon, dass der Zauber der ersten Jahre so ein bisschen verflogen ist. Vor allem beim Blick auf seinen blutjungen Teamkollegen Felix Groß (19), der sich bei den heute beginnenden Weltmeisterschaften im niederländischen Apeldoorn gemeinsam mit Schomber, Maximilian Beyer (34), Theo Reinhardt (27) und Kersten Thiele (25) für einen Start im deutschen Bahnvierer bewirbt, wird ihm bewusst, "dass ich die ganze Chose jetzt schon echt lange mache."

Zumal nicht wirklich prickelnde Monate hinter dem Wahl-Neusser liegen: Ende August war er bei einem Straßenrennen im niederländischen Utrecht nach einer Karambolage kurz vor dem Ziel böse gestürzt, zog sich dabei Schürfwunden und Prellungen am ganzen Körper zu. Obwohl er das unmittelbar darauffolgende Trainingslager im spanischen Málaga vor allem im Krankenbett verbrachte, arbeitete sich der 23-Jährige zurück, gehörte in der Mannschaftsverfolgung über 4000 Meter bei den Bahn-Europameisterschaften in Berlin (vierter Platz) ebenso zum deutschen Team wie bei den Weltcups im polnischen Pruszków (Rang zwei hinter Italien) und Manchester (6.). Doch just, als die Form wieder hundertprozentig stimmte, stand für den Sportsoldaten die lästige Pflicht an: Wegen des Bundeswehr-Lehrgangs in Sonthofen saß er fast vier Wochen nicht auf seiner Rennmaschine. Eine Unterbrechung, die auch Bundestrainer Sven Meyer ganz und gar nicht in den Kram passte: "Die Vorbereitung war nicht optimal." Schomber sieht die Sache dagegen inzwischen gelassen: "Klar, der Termin war Mist, aber die Alternativen wären noch schlechter gewesen. Dafür habe ich jetzt Ruhe bis Tokio 2020."

Trotz "der Verpflichtungen unserer Sportler bei der Bundeswehr sollten wir in Apeldoorn die Top acht erreichen", fordert Meyer, der allerdings, "schweren Herzens", bereits auf den erkrankten Domenic Weinstein verzichten muss. Für den Geschmack Schombers ("Ich bin fit, aber nicht so fit wie ich gerne wäre.") könnte es sogar noch ein gutes Stück weiter nach vorne gehen: "Unter normalen Umständen fahren wir unter die ersten Sechs." Da in Holland indes die starken Australier fehlten und der BDR-Express in dieser Saison schon häufiger besser abgeschnitten habe als vorausgesagt, hält er auch einen Platz auf dem Siegertreppchen für nicht unmöglich. "Denn unsere Zeiten waren okay. Ähnlich wie vor den Olympischen Spielen in Rio, allerdings ist die Bahn in Apeldoorn nicht ganz so schnell." Seit gestern steht auch fest, dass der beim VfR Büttgen ausgebildete Elsener in der für heute angesetzten Qualifikation noch nicht zum Einsatz kommen wird. In der ersten Runde am Abend dürften die Dienste des ausdauernden Energizers aber gefragt sein.

Für den geht es am Freitag im Übrigen nicht zurück zum Olympiastützpunkt in Frankfurt (Oder), sondern nach Neuss. "Ich bin den ganzen März zu Hause, denn das Höhentrainingslager in Mexiko beginnt erst am 2. April." Nächster Saisonhöhepunkt ist die Premiere der "European Championships" vom 2. bis 12. August in Glasgow (richtet die EM im Schwimmen, Radsport, Kunstturnen, Rudern, Golf und Triathlon aus) und Berlin (Leichtathletik). Dieses neue Multi-Sport-Event steht schon ganz im Zeichen der beginnenden Olympia-Qualifikation. Die Sommerspiele in Tokio vom 24. Juli bis 9. August 2020 sind das alles überragende Ziel Schombers. "Wie es danach weitergeht, ist noch völlig offen."

(NGZ)
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