Handball Enges Lokalderby mit Haken und Ösen

Neuss · Mit dem Schlusspfiff verwandelt der Neusser Christopher Klasmann vor 580 Zuschauern einen Siebenmeter zum 30:30 und beendet damit das hitzige Duell der 3. Handball-Liga. Die Gäste aus Korschenbroich hadern mit den Unparteiischen.

 Ein intensives Spiel: Der Neusser Felix Handschke versucht, gegen den Widerstand der Korschenbroicher Michel Mantsch und Markus Neukirchen, den am Kreis in Position gelaufenen Philip Schneider anzuspielen.

Ein intensives Spiel: Der Neusser Felix Handschke versucht, gegen den Widerstand der Korschenbroicher Michel Mantsch und Markus Neukirchen, den am Kreis in Position gelaufenen Philip Schneider anzuspielen.

Foto: Andreas Woitschützke

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Während im Foyer der Hammfeldhalle der Neusser HV mit Sponsoren und Zuschauern das erst in der Schlusssekunde unter Dach und Fach gebrachte, aber im Kampf um den Klassenverbleib in der Dritten Handball-Liga West womöglich noch immens wertvolle 30:30-Unentschieden (Halbzeit 15:17) feierte, tranken draußen Trainer Ronny Rogawska und Manager Kai Faltin mit dem aktiven Personal des TV Korschenbroich das mitgebrachte Bier. Damit verfestigte sich der Eindruck, dass sich die Lokalrivalen in dieser Saison nicht unbedingt als Freunde begegnen.

In den medial verwertbaren Aussagen hielten sich beide Seiten indes zurück. So sprach Rogawska von einem "intensiven Fight", in dem seine Schützlinge kühlen Kopf bewahrt und damit einen Punkt geholt hätten, mit dem er im Nachhinein zufrieden sei. Trainerkollege René Witte schloss von einem "harten, aber keineswegs überharten Spiel" auf "eine am Ende gerechte Punkteteilung". Damit lag er sicher richtig. Was die Gäste trotzdem mit einem dicken Hals die kurze Heimreise antreten ließ, war die Schlussphase, in der sie sich von den aus dem Ostwestfälischen angereisten Schiedsrichtern Christian Dux und Bennett Follmert ungerecht behandelt fühlten. "Die haben komplett die Übersicht verloren", monierte Rogawska. Vor allem drei Entscheidungen verhagelte den TVK-Handballern die Laune: Zunächst büßten sie das Angriffsrecht ein, als Marcel Görden mit dem Ball unversehens in den Kreis geriet. "Ich werde klar von hinten gestoßen, aber die Schiedsrichter halten mir vor, für einen Stoß sei ich zu langsam gefallen", ereiferte sich der Kreisläufer später, der 1:45 Minute vor dem Ende beim Spielstand von 29:28 für Korschenbroich für zwei Minuten raus musste. "Weil ich einem Neusser angeblich ins Gesicht geschlagen haben soll, was einfach nicht stimmt." Und schließlich sei nach dem Tor zum 29:29 von Christopher Klasmann in Minute 58:36 einfach zu schnell das Warnzeichen für passives Spiel gegeben worden, befand Kai Faltin. Immerhin hielt Henrik Schiffmann dem Druck stand und markierte mit einer Energieleistung trotz Unterzahl das 30:29 für die Gäste. "Bitter 14 Sekunden vor Schluss", haderte Witte, dessen Jungs jedoch eiskalt zurückschlugen: Mit Ceven Klatt als zusätzlichem Feldspieler (für Torhüter Jascha Schmidt) brachten sie am Kreis Thomas Bahn in Position. Den extrem rustikalen Rettungsversuch von Christoph Gelbke bestraften die Unparteiischen zu Recht mit einem Siebenmeter, den Klasmann bei bereits abgelaufener Spielzeit zum verdienten Ausgleich ins Netz setzte. Die Schiedsrichterleistung interessierte Witte nur in zweiter Linie. Ihn freute viel mehr, dass es seiner Mannschaft gleich zweimal gelungen war, sich aus einem Tief heraus zu kämpfen: So steckte der NHV, als Rogawska offensiv verteidigen ließ, zwischen der 24. (15:11) und 30. Minute (15:17) eine Serie von 0:6 Toren weg und glich durch den insgesamt neunmal erfolgreichen Christopher Klasmann zum 19:19 (36.) aus. Auch in der zweiten Hälfte führte der TVK mit 25:22 (48.) und 36:23 (51.), doch gestützt auf einen bärenstarken Jascha Schmidt (hatte in der 21. Minute Mikkel Moldrup im Neusser Kasten abgelöst), ackerten sich Philip Schneider (6 Tore), Thomas Bahn (4), Markus Breuer & Co. wieder ins Spiel zurück. Der TV Korschenbroich vermochte sich ebenfalls auf seinen Torhüter zu verlassen: Weil sein Kollege Benedikt Köß keinen Ball zu fassen bekommen hatte, war nach 19 Minuten Paul Keutmann gekommen. Eine gute Entscheidung, rettete der 20-Jährige die Gäste doch durch so mach kritische Phase.

"Dieser eine Punkt", urteilte Witte, "hilft uns auf jeden Fall weiter, zumal Duisburg in Wiesbaden verloren hat. Damit haben wir jetzt drei Punkte Vorsprung auf die Löwen."

(NGZ)
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